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Lebhafte Diskussionen und vielfältige die Ideen für die Zukunft der Innenstadt
01.04.23 - Großer Zuspruch und eine lebhafte Diskussion kennzeichneten am Donnerstagabend die Informationsveranstaltung zur Zukunft der Bad Hersfelder Innenstadt. Rund 150 interessierte Bürger, Händler und Immobilienbesitzer waren in die Stadthalle gekommen, um über zukünftige Ideen für die Innenstadt zu sprechen. Bürgermeister Anke Hofmann (parteilos) stellte zudem den derzeitigen Status quo dar.
Noch vor dem eigentlichen Beginn der Informationsveranstaltung war Improvisation nötig. Im kleinen Konferenzraum der Stadthalle wurde der Platz für die Gäste immer enger. Neue Stuhlreihen mussten gestellt werden und am Ende fand jeder seinen Platz. Bürgermeisterin Hofmann war vom Zuspruch auch ein wenig überrascht: "Wir hätten nicht mit so vielen Menschen gerechnet. Uns freut es natürlich, dass unser Angebot so wahrgenommen wird. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Innenstadt für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt ist."
1,6 Millionen Tagesgäste im Jahr 2022
In ihrem rund 30-minütigen Vortrag ging Anke Hofmann auf diverse Punkte ein: Tagesbesucher, Kurgäste, Übernachtungen - dabei stellte sie fest: "Wir haben eine ganz Menge zu bieten und wir haben tolle Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen, darauf kann man stolz sein und das auch zeigen." Rund 1,6 Millionen Tagesgäste waren im vergangenen Jahr in der Kreisstadt. Trotzdem gibt es einen immer größeren Leerstand in der Bad Hersfelder Innenstadt, was laut Hofmann diverse Probleme verursacht: "Das veränderte Kaufverhalten, viel mehr Menschen bestellen ihre Produkte im Internet und gehen nicht mehr in die Innenstädte. Dieses Problem hat Bad Hersfeld nicht exklusiv. Zudem liegt es auch an den Mieten oder den sanierungsbedürftigen Gebäuden, die mögliche Investoren abschrecken."
Mögliche Zukunftsideen hatte Bürgermeisterin Hofmann allerdings ebenfalls mitgebracht: "Generell sollte man, um den Leerstadt zu beheben, auf eine Verbindung von Online-Handel und normalem Handel setzen. Auch die Förderung von Existenzgründungen zeigt positive Erfolge, wie das Beispiel Hanau zeigt. Zudem müssen neue Strategien entwickelt werden. Dazu zählen neue Synergien zu schaffen, auch mit Mitbewerbern der Stadt, neue und flexible Mietmodelle oder die Spezialisierung auf Dienstleistungen und Produkte, um nur ein paar Beispiele zu nennen."
Mehr Erlebnisse schaffen
Danach waren die gespannten Zuhörer gefragt und konnte dabei ihre Ideen und Anregungen präsentieren. Geschäftsmann Arno Seelen lobte zunächst die Veranstaltung: "Ich finde es sehr wichtig und überfällig, dass solch eine Veranstaltung stattfindet. Für die Zukunft müssten meiner Meinung nach mehr Erlebnisse in der Innenstadt geschaffen werden. Zudem wäre es gut, wenn die Vermieter mehr ins Boot geholt werden würden. Die Kommunikation kann man in diesem Punkt auf jeden Fall verbessern."
Saskia Hildwein von der gleichnamigen Apotheke sprach sich für eine Zielrichtung der Stadt aus: "Es gibt viele Ideen, doch zuvor muss ein Leitbild formuliert werden. Wofür will Bad Hersfeld in Zukunft stehen - Strategie und operatives Handeln müssen im Einklang stehen." Für ihre Ausführungen bekam sie viel Zuspruch. Auch die Weiterentwicklung als Urlaubsort, Radverkehrspunkt und der Klimaschutz waren Themen in der lebhaften Debatte.
Juwelier Matthias Laufer-Klitsch wünschte sich indes mehr Optimismus: "Wir sind eine tolle, kleine und sehenswerte Stadt. Für viele ist das Glas immer halb leer, das ist eine Einstellung, die keinen Fortschritt bringt. Natürlich gibt es Probleme, die angepackt werden müssen. Trotzdem sehe ich die Situation nicht als auswegslos an - man muss auch mal stolz sein, welche Voraussetzungen wir in Bad Hersfeld haben."
Fokus nicht verlieren
Zum Ende der Debatte meldete sich noch Achim Kniese zu Wort: "Wir dürfen den Fokus nicht verlieren - auch zukünftig werden wir keine Urlaubsregion wie der Timmendorfer Strand oder das Allgäu werden. Der Geschäftstourismus und die Tagungen stehen bei uns im Mittelpunkt. Es bringt uns nichts, in irgendwelchen Illusionen uns zu verlieren."
Generell zeigte die angeregte Diskussion, wie viele Menschen das Thema Innenstadt interessiert. Gerade viele Geschäftsleute waren erleichtert und froh, sich in solch einem Plenum auszutauschen. Es ist zu hoffen, dass dies keine Eintagsfliege bleibt und die Zukunft der Bad Hersfelder Innenstadt nachhaltig verbessert werden kann. (Kevin Kunze) +++