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Im 100-Tage-Gespräch: Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann und O|N-Redakteur Christopher Göbel. - Fotos: Gerhard Manns

BAD HERSFELD (Fast) 100 Tage im Amt

Bürgermeisterin Anke Hofmann setzt auf Kommunikation und Kooperation

08.04.23 - "Es ist ziemlich genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte", sagt Anke Hofmann im Drei-Monats-Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Die ersten 100 Tage im Amt sind genau am Ostermontag vollendet. Seit dem 1. Januar 2023 ist die 55-jährige Rathaus-Chefin der Kreisstadt Bad Hersfeld. "Die Stadt brauchte einen Wechsel", ist sich Hofmann sicher.

Ihre vorherige Aufgabe als Fachbereichsleiterin Finanzen und Immobilienmanagement der Stadt Bad Hersfeld hat sie bereits auf die Aufgabe vorbereitet. "Ich kannte bereits viele der Akteure in der Stadtverwaltung und war auch zuvor im Bereich Finanzen oft gefragt", sagt sie. Jetzt ist sie Chefin von rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. "Ein Großteil davon arbeitet in den Kindergärten."

Seit Dienstbeginn hat Hofmann 338 Termine absolviert: Eine stolze Bilanz für die ersten drei Monate. Dazu gehörten interne Treffen mit den Stadtpolitikern ebenso wie externe Termine. "Ganz besonders wichtig sind mir Jubelhochzeiten, hohe Geburtstage oder Ehrungen. Mir wird bei diesen Terminen viel Dankbarkeit entgegengebracht."

"Trotz verschiedener Meinungen sachlich bleiben"

Doch auch die politischen Termine wie Magistratssitzungen, Ausschüsse oder Stadtverordnetenversammlungen sind seit ihrem Amtsantritt vor allem von einem geprägt: Einigkeit und Geschlossenheit. "Die Zusammenarbeit mit den Stadtpolitikern ist kooperativ und offen. Man kann trotz verschiedener Meinungen sachlich bleiben. Dafür danke ich allen Fraktionen", sagt die Bürgermeisterin. Auch die Zusammenarbeit mit den Kommunen im Landkreis und der Kreisverwaltung selbst nennt Hofmann ein "tolles Miteinander". Man helfe sich gegenseitig, wo es gehe.

"Bad Hersfeld braucht ein bisschen Beständigkeit. Es tut der Stadt gut, dass jetzt mehr Ruhe eingekehrt ist" - auch wenn sie weiß, dass nach der nächsten Kommunalwahl die Karten neu gemischt werden. "Letztendlich ist wichtig: Wir wollen alle das gleiche, nämlich Gutes für die Stadt", konstatiert die Bürgermeisterin. Derzeit gibt sie sich Mühe, viele Termine selbst wahrzunehmen. Stellvertreter wie der Erste Stadtrat Gunther Grimm oder andere Magistratsmitglieder werden dadurch derzeit entlastet, aber "ob ich das auf Dauer durchhalte, wird sich zeigen", sagt sie mit einem Lächeln.

Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern

Dass Anke Hofmann auf Kommunikation mit der Bürgerschaft setzt, zeigt sich an einigen neuen Initiativen, die sie ins Leben gerufen hat. Dazu gehört beispielsweise der Innenstadt-Abend, bei dem sich vor kurzem Akteure und Bürger zu Wünschen und Ideen austauschen konnten (O|N berichtete) oder die neu eingerichtete Bürger-Sprechstunde, die sie zunächst einmal im Monat anbietet. "Die Menschen können per E-Mail einen Termin ausmachen und auch gerne dazu schreiben, was sie beschäftigt. Das erleichtert die Vorbereitung", so Hofmann.

Anke Hofmann am Schreibtisch in ihrem komplett renovierten Büro im Bad Hersfelder ...

Derzeit werden die Innenstadt-Ideen ausgewertet. "Ich hoffe darauf, dass sich auch die Eigentümer der Innenstadt-Immobilien bereit erklären, dass ihre Daten an Interessenten weitergegeben werden. Dazu gibt es ein Datenschutz-konformes Formular bei der Tourist-Information." Seit April gibt es den neuen Fachbereich Kultur/Tourismus und Stadtmarketing in Bad Hersfeld. Die Fachbereichsleitung wird zum 1. Juni besetzt. Auch die Stelle eines City-Managers als Anlaufstelle für den Einzelhandel wird demnächst ausgeschrieben.

Die neue Klimaschutz-Website und die Bereitstellung von Mitteln für private Fotovoltaik-Anlagen im städtischen Haushalt sind Projekte, die dem Klimaschutz dienen sollen. "Ich bin Politik und Verwaltung sehr dankbar, dass das in so kurzer Zeit an den Start gebracht werden konnte", so Hofmann. Gemeinsam mit den Städten Bebra und Rotenburg möchte Bad Hersfeld sich bald für ein Projekt "Frauen in die Politik" bewerben. "Wir möchten auch junge Menschen beispielsweise über die Schulen für Politik begeistern."

Mehrere offene "Baustellen"

Neben aller Euphorie gibt es doch ein paar Großprojekte, die gerade hohe Aufmerksamkeit der Bürgermeisterin und der Stadtpolitik erfordern. Dazu gehört die Entwicklung des Wever-Areals, das Stadt- und Kreisarchiv und das Festspiel-Multifunktionsgebäude. "Beim Wever-Areal wurde ein Planungsbüro für die Erstellung des Bebauungsplanes für das Gebäude (1. und 2. Bauabschnitt) beauftragt. Mit dem Landkreis sind wir im Gespräch über die Modalitäten des gemeinsamen Archivs und mit dem Festspielgebäude soll nach der diesjährigen Spielzeit begonnen werden." Hofmann bekräftigt: "Ich sehe eher einen Neubau." Derzeit ist ein Gutachten von Cornelius Hopp, Bezirksdenkmalpfleger für den Kreis Hersfeld-Rotenburg, in Arbeit, was den bestehenden Bau - das "Alte Zollhaus" - betrifft.

Bei anderen Projekten, die die Bürgerinnen und Bürger Bad Hersfelds beschäftigen, hat die Bürgermeisterin weniger Lenkungsgewalt. "Die Hochbrücke ist eine Bundesstraße, die von Hessen Mobil betreut wird", sagt sie. "Wir wollen im Sinne der Stadt schauen, was machbar ist. Und wir werden alle Möglichkeiten, die wir haben, ausschöpfen", so Hofmann. Derzeit könne aber noch nicht gesagt werden, "wo es hinläuft".

Der Haupteingang des Bad Hersfelder Rathauses.

Auch das Thema Klinikums-Baustelle liegt nicht in städtischer Verantwortung. "Das Klinikum wird eine Veranstaltung für die Anwohner einberufen – auch im Hinblick auf die neue Bürger-Initiative 'Verkehrswende Klinikum'. Ich denke, dass eine Lösung gefunden wird, die den Bedenken der Anwohner Rechnung trägt. Seitens der Stadt wird zeitnah der "Masterplan Mobilität" vorgestellt, der auch als Grundlage für die Inanspruchnahme von möglichen Fördermitteln dient."

Die Kurbad-Therme dauerhaft zu schließen, war eine Entscheidung der Bädergesellschaft, die vom Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung einstimmig aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen getroffen wurde. "Manchmal muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen und die Kosten im Blick haben", sagt die Bürgermeisterin. "Ich kann den Unmut darüber verstehen, aber man muss auch sehen, was sich die Stadt leisten kann." In den Sommermonaten soll eine Sauna-Möglichkeit im "Aqua-Fit" angeboten werden und an der Weiternutzung des Gebäudes werde bereits gearbeitet. "Wir verfolgen zudem weiterhin das Thema Ganzjahresbad."

Vernetzung innerhalb der Stadt

In den drei Monaten ihrer Amtszeit hat Anke Hofmann bereits alle städtischen Kindergärten besucht, sich den Fuhrpark angeschaut und auch bereits an einzelnen Seniorentreffs teilgenommen. Sie hat ein Treffen mit allen Ortsvorsteherinnen und -vorstehern vorbereitet und plant, am 23. April einen Frühlingempfang zu geben. "Vertreter aus Politik, Vereinen und Firmen sollen die Möglichkeit bekommen, ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen.", so Hofmann.

In diesem Jahr freut sich Anke Hofmann auf die Festspielsaison, einige sportliche Events wie den Lollslauf oder das "3x3 Basketball" im Herbst, den Weihnachtsmarkt und vieles mehr in der Stadt. "Beim Lollslauf hätte ich gerne eine Mannschaft aus der Stadtverwaltung", schmunzelt sie.

Vor dem in diesem Jahr erstmalig geschmückten Osterbrunnen.

Ihre Freizeit ist zwar durch den Beruf stark eingeschränkt, aber Anke Hofmann plant, wieder mit dem Joggen zu beginnen, wenn sie sich vollständig von ihrem Schulterbruch erholt hat. Aber einige dienstliche Termine kommen ihren Interessen nahe, beispielsweise Kunst-Vernissagen oder die bereits erwähnten Jubelfeiern. "Ich lerne viele interessante Menschen kennen. Man muss diese Termine gerne wahrnehmen", sagt sie. Viel Menschlichkeit im Verwaltungsalltag und die Gestaltung der Arbeit so, dass sie sie gerne macht, liegen Anke Hofmann am Herzen. Sie versucht dennoch, sich Freiraum zu schaffen, um Kraft zu schöpfen.

Alles in allem ist Hofmanns Stil von Kooperation und Kommunikation geprägt – sei es im Umgang mit den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung, den politischen Mandatsträgern oder der Bürgerschaft. "Nur gemeinsam kann man etwas erreichen. Wir möchten ein 'Wir-Gefühl' entwickeln." Und wenn man auf ihre ersten 100 Tage im Amt zurückschaut, dann ist Anke Hofmann auf dem besten Wege, dieses Gefühl innerhalb der Stadt Bad Hersfeld und ihren rund 30.000 Bürgerinnen und Bürgern auf den Weg zu bringen. (Christopher Göbel) +++


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