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Die Herchenhainer Höhe. - Foto: Dieter Graulich

GREBENHAIN Auf der Herchenhainer Höhe

Diskussion um Multifunktionsturm: Ortsbeirat spricht von "Kleinkrieg"

12.04.23 - Der geplante Multifunktions-Aussichtsturm auf der Herchenhainer Höhe, der einen Mobilfunksendemast integrieren soll, sorgt in der Vogelsberg-Gemeinde Grebenhain weiter für Diskussionsstoff. Die Gemeindevertretung hatte per Grundsatzbeschluss grünes Licht gegeben, und auch Bürgermeister Sebastian Stang verteidigt das Projekt des Energieversorgers OVAG.

Die Herchenhainer Höhe soll einen Multifunktionsturm bekommen. Foto: Pixabay

Das Denkmal des VHC (Vogelsberger Höhen Club) mit Schlepplift. Foto: Dieter Graulich

Stang zufolge wird durch den Standort im Wald nur der Turmbereich oberhalb der Baumgrenze ab 34 Meter Höhe im Landschaftsbild wahrzunehmen sein.  Die freie Sicht am Waldrand  bleibe vollständig erhalten. Lediglich die letzten 15 Meter der Turmspitze beziehungsweise des Antennenträgers würden  oberhalb der Bäume aus dem Waldbestand herausstechen. Geplant sind Aussichtsplattformen, die einen 360 Grad-Rundumblick gewährleisten sollen. Kritiker des Projekts sprechen von einem "massiven Eingriff" in die Einzigartigkeit der Naturlandschaft um die Herchenhainer Höhe, der diese "in einem beträchtlichen und unverhältnismäßigen Maße" verändern werde.

O|N liegt die Stellungnahme des Ortsbeirates Herchenhain um Ortsvorsteherin Ursula Keil vor, aus der wir auszugsweise zitieren.

Der Ortsbeirat sowie interessierte Mitbürger waren bei einer öffentlichen Sitzung am 19. Oktober 2022 von  Bürgermeister Sebastian Stang über das geplante Projekt in Kenntnis gesetzt worden. "Wir haben uns zu keiner Zeit unzureichend oder falsch informiert gefühlt", heißt es. Gemeinsam mit  den anwesenden Gästen sei Pro und Contra erörtert und anschließend beschlossen worden, dem Projekt "Multifunktionsturm Herchenhainer Höhe" zuzustimmen.

Großes Interesse bei öffentlicher Veranstaltung in Grebenhain vor Kurzem. ...Fotos: Rene Kunze

Zu einer weiteren öffentlichen Zusammenkunft am 16. März 2023 seien explizit Vertreter der Bürgerinitiative "Schützenswerte Herchenhainer Höhe" eingeladen worden - sowohl per E-Mail als auch mündlich. "Das Ziel war, Befürworter als auch Gegner des Turms über die neuesten Erkenntnisse in Bezug auf Zweck, Funktechnik, Risiken, Chancen und finanzielle Aspekte zu informieren und eine gemeinsame, sachliche Diskussion für beide Seiten zu ermöglichen. Entsprechende Visualisierungen und ein Film mit einem Rundumblick am vorgesehenen Standort auf etwa 35 Metern  Höhe über dem Boden, der Höhe der angedachten Aussichtsplattform, eigens aufgenommen von der Drohnenstaffel des DRK Ortsvereins Grebenhain, ergänzten die sehr umfassende und mit validen Zahlen, Daten und Fakten versehene Präsentation durch  Bürgermeister Stang".

Wörtlich heißt es in der Stellungnahme weiter: "Leider folgte niemand der Bürgerinitiative beziehungsweise Gegner des Projektes dieser Einladung. Wir bedauern es sehr, dass hiermit eine ausgezeichnete Gelegenheit zum Austausch beider Seiten nicht genutzt wurde. Vertan die Chance, gegenseitige Missverständnisse auszuräumen! Genauso vermissen wir nach wie vor seitens der Gegner des Projekts den fehlenden Willen zu klärenden Gesprächen und die Bereitschaft zu einem direkten Austausch am ,Runden Tisch'".

Bürgerbegehren

Stattdessen werde mit suggestiven Argumenten Polemik unter den Mitbürgern der gesamten Gemeinde Grebenhain gemacht und nun sogar ein Bürgerbegehren angestrebt mit dem Ziel, den touristischen Mehrwert des Projektes unbedingt zu blockieren. Der Bau eines reinen Funkturms auf der Herchenhainer Höhe könne aus bereits mehrfach kommunizierten Gründen nicht verhindert werden.

"Einem Ort, der ohnehin für die Schaffung von Arbeitsplätzen in größerer Anzahl logistisch äußerst ungünstig gelegen ist  beziehungsweise aufgrund seiner geologischen Lage die Infrastruktur dafür nicht bieten kann, wird somit eine wichtige Chance auf eine Weiterentwicklung und vielleicht auch eine Ansiedlung neuer Mitbürger genommen. Die gleichen, zuvor genannten Gründe tragen unter anderem dazu bei, dass die Landschaftspflege nicht mehr im landwirtschaftlichen Haupterwerb durchgeführt werden kann. Damit können auch in diesem Bereich keine neuen Arbeitsplätze in entscheidender Anzahl entstehen. Nicht nur unser Ort, sondern unsere gesamte Region ist zwingend auf Tourismus angewiesen.

"Vage und sehr subjektiv"

Auch bleibe die Bürgerinitiative/Interessengemeinschaft bislang eine fundierte Wirtschaftlichkeitsberechnung schuldig, welche die von der Gemeinde Grebenhain erstellten Berechnungen eindeutig widerlege. Bis dato bleibe es seitens dieser Interessenvertretung bei vagen und sehr subjektiven Aussagen, die für den Ortsbeirat gegenwärtig keine Entscheidungsgrundlage darstellen können.

"Wir haben den Eindruck, dass es für die Organisatoren der Bürgerinitiative ein gefundenes Fressen ist, nunmehr einen Kleinkrieg gegen die Gemeinde Grebenhain, insbesondere gegen die Gremien und speziell gegen die Person  Bürgermeister Stang auf großer Bühne führen zu können, indem man den gemeindlichen Gremien und sämtlichen verantwortlichen Personen Steine in den Weg legt, die man nur irgendwo finden kann".

Man könne sich zum Beispiel vorstellen, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Grebenhain und der evangelischen Kirche Herchenhain Trauungen in Hessens höchstgelegenem Ort auf oder am höchstgelegenen Aussichtsturm Hessens zu organisieren. Schlussendlich sei es nicht nur der Ort Herchenhain, der davon profitiere. Die umliegenden Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe, Tankstellen, Einkaufsmöglichkeiten etc. in den anderen Ortsteilen würden weitere Belebung erfahren. 

Der Ortsbeirat und die Mehrheit der Herchenhainer Bürger sehe in dem Multifunktionsturm in Verbindung mit dem Premiumwanderweg "Bergmähwiesenpfad" eine sinnvolle Ergänzung, den bestehenden Tourismus auch in Zukunft zu sichern und in einem für Flora und Fauna erträglichen Maß zu erweitern. "Wir sehen auch nicht, dass die erwarteten Besucherzahlen die Bergmähwiese im Sommer platt trampeln und somit unsere einzigartige Natur schädigen", heißt es abschließend. (bl) +++


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