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Warum dem OB die Besucherzahlen (fast) egal sind, und weshalb das gut ist
14.07.23 - "Wir vergleichen uns hier mit Städten wie Hanau und Gießen, die bei ihren Landesgartenschauen ähnliche Besucherzahlen aufweisen konnten". So Patricia Bickert, Pressesprecherin der LGS in Fulda. Das ist eine Ansage, denn immerhin hat Gießen etwa 26.000 Einwohner mehr als die Barockstadt, und Hanau gilt seit September '21 zahlenmäßig sogar als Großstadt. Aktuell kann Fulda mit 300.000 Besuchern trumpfen. Und doch gibt sich Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld beinahe verdächtig bescheiden: "Man sollte sich nicht nach Besucherzahlen definieren. Viel wichtiger ist, was nachhaltig übrig bleibt".
Und bleiben wird einiges, wenn auch weniger konkret und offensichtlich als 1994 bei der ersten LGS in Fulda. "Wie kann es uns gelingen, mehr Erholungsräume für den Menschen, aber auch die Biodiversität zu erlangen?" - Das sei im Vorfeld genau die Fragestellung dieser LGS gewesen, wie Wingenfeld erklärt. Und das ist, wie ich finde, auch gut so.
LGS-Gelände schließt eine chronische Lücke
Denn wer in den letzten Jahren durch die Barockstadt geschlendert ist, der hat vermutlich genau eines gemerkt: Wer es sich nicht an einem Tisch der zahlreichen - und zugegeben - ausgezeichneten Gastronomen bequem machen wollte, der musste sich irgendwie unerwünscht fühlen. Der Schlossgarten? Verdreckt - und gerade im hinteren Teil des Öfteren nicht gerade zum Wohlfühlen. Die Fuldaauen? Zum Laufen gehen top, aber um es sich für einen Tag zum Picknicken gemütlich machen? Wohl auch eher nicht. Blieben nur die Rhön oder - mein Geheimtipp - der Grezzbachpark in Künzell.
Mit der Umgestaltung der Fuldaauen und der Flächen bis herab an die Grenzen des Stadtteils Neuenberg im Zuge der Landesgartenschau wird nun genau das geschaffen: Ein Ort, der zum Verweilen einlädt - oder mit den Worten des Oberbürgermeisters: "Erholungsräume für den Menschen, aber auch die Biodiversität". Und das mitten zwischen der Fuldaer Altstadt und den jüngeren Stadtteilen Sickels und Fulda-Galerie.
Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Hoffnungen und Versprechen am Ende bewahrheiten - oder, um nochmals Wingenfeld zu zitieren: "Was am Ende wirklich bleibt, wird die Zukunft zeigen". Und ich hoffe sehr, dass es so kommt. (Ein Kommentar von Moritz Bindewald) +++