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BROKEN DREAM I - Acryl auf Leinwand 130 X 195 cm (in Arbeit). Im Fokus dieses Gemäldezyklus stehen zerstörte Luxusgegenstände, insbesondere Fahrzeuge. - Fotos: Privat

PALMA Fulda - eine Stadt "ruhender Gelassenheit"

Künstler Adam Pete: Osthessische Vergangenheit, mallorquinische Gegenwart

05.08.23 - Das Leben kennt die unglaublichsten Zufälle: Bei einer vor Kurzem veröffentlichen Sportgeschichte bei OSTHESSEN|NEWS über den Fußballtrainer Jürgen Krawczyk war ein Gemälde des Künstlers Adam (Marian) Pete zu sehen gewesen. Diese Story wurde nicht nur in unserer Region gelesen, sondern auch auf Mallorca, wo der Maler inzwischen seit vielen Jahren zu Hause ist.

Der damalige Zeitungsausschnitt, den Adam Pete aufgehoben und der jetzt die Kontaktaufnahme ...Foto: Privat / Screenshot FZ

Da bot sich doch ein Nachfragen geradezu an. Und jetzt kommt das Unerwartete: Ich hatte vor vielen Jahren - es dürfte 1995 gewesen sein - für die örtliche Tageszeitung ein Porträt über Adam Pete verfasst. Und genau diesen Ausschnitt schickte er mir nun zu, nachdem ich mit ihm via E-Mail Kontakt aufgenommen hatte. Irgendwie unglaublich, dass sich dieser Artikel nach fast 30 Jahren noch in seinen Unterlagen befindet - fein säuberlich ausgeschnitten, nur das Erscheinungsdatum fehlt. 

Immerhin ein vortrefflicher Grund, ihm verschiedene Fragen zu stellen - sowohl zu seiner künstlerischen Gegenwart als auch zu seiner fuldischen/osthessischen Vergangenheit. Und während es hierzulande wie aus Kübeln schüttet, sitzt Adam Pete in der mallorquinischen Sonne und macht sich Gedanken! Übrigens irgendwie passend, denn am 5. August feiert er seinen 57. Geburtstag. Geboren wurde er in Tarnowskie Góry (Tarnowice) in Oberschlesien im damaligen sozialistischen/kommunistischen Polen. 

O|N: Haben Sie den Weggang nach Mallorca irgendwann einmal bereut?

Adam Pete:  An einem verregneten, kalten Novemberabend 1997 saß ich in meinem Atelier in Schloss Fasanerie und schaute im Fernsehen eine Reportage auf Arte über Künstler auf Ibiza. Ich schaute aus dem Fenster und wieder auf den Monitor, wieder aus dem Fenster und wieder auf den Monitor und fragte mich, warum ich mir das alles hier eigentlich antue? Ich kann ebenso gut meine Bilder unter der wärmenden Sonne des Südens malen!

So wurde die Idee geboren. Jeder meine Freunde jedoch, die die Insel kannten, haben mir Ibiza von ganzem Herzen abgeraten und stattdessen das damals als "Putzfrauen-Insel" verschrieene Mallorca empfohlen.

Adam Pete in seinem Atelier in Palma de Mallorca.

„MICHAELS KIRCHE“ Öl auf Leinwand 80 X 80 cm 1985 Privatsammlung. ...

Im Dezember 1997 kam es dann bei einer meiner Dichterlesungen in der damaligen Bar "Zur Sonne" in Fulda zu der schicksalhaften Begegnung mit einem Paar aus Mallorca, das mir im Januar 1998 eine Ausstellung meiner Bilder in Palma vorgeschlagen hat. Ende Februar landete die Maschine aus Frankfurt mit mir und meinen Bildern an Bord auf dem Flughafen in Palma. Zwei Wochen kreuz und quer durch die Insel reisend würde mir klarer denn je, dass dieses Stück aus dem Wasser des Mittelmeers hervorragende Eiland mein persönlicher Garten Eden bedeutet.
Im Juni 1998 kam ich noch mal hierher, diesmal mit dem Auto und wie man das so schön ausdrückt "Mit Kind und Kegel" wobei ich den "Kegel" einer Spedition überlassen habe!

Seitdem ist nun mal etwas mehr als ein Vierteljahrhundert vergangen, und ich halte es immer noch neben der Entscheidung, Künstler zu werden, für die beste Entscheidung meines Lebens! Bereut habe ich es nicht einen Bruchteil einer Millisekunde und nicht mal im Traum! 

O|N: Gibt es eine Sehnsucht nach Fulda?

 Adam Pete: 1985 bin ich mit meinen Eltern und meiner Schwester aus Polen nach Fulda gekommen. Meine Großeltern lebten hier. Von dem ersten Augenblick gefiel mir die malerische Stadt mit ihrem barocken Charme, gepflegten historischen Gebäuden, ihren Kirchen und Gassen, ihrer in sich ruhenden Gelassenheit.

Trotz der Tatsache, dass meine Kenntnis der deutschen Sprache damals eher gen Null tendierte, traf ich bei meinen Aquarellmalerei-Exkursionen durch die Stadt nur auf  Zustimmung und ausgesprochene Freundlichkeit. Die Menschen in Fulda möchten meine kleinen Darstellungen der Michaelskirche, des Fachwerks des alten Rathauses, der Details der historischen Bauten, und so befand sich schnell eines meiner Bilder in einer Gruppenausstellung in der Fuldaer Sparkasse.

Ich lernte die Sprache und malte. Danach kam die Schule und Freunde und mit ihnen das wahre Leben Fuldas.
Ich verbrachte einen wichtigen Teil meiner Jugend in Fulda in einer sehr bewegenden Zeit und das bleibt bewahrt in mir für immer. 

O|N: Wie oft kommen Sie noch nach Osthessen?

Adam Pete: Meine Eltern, meine Schwester Eva sowie der größte Teil meiner Familie und Freunde leben in Fulda, und somit ist das Hauptziel meiner Deutschlandreisen meistens Osthessen.

Ich genieße die Zeit, die ich hier verbringen kann, meine Familie, die gemeinsamen Ausflüge in die Rhön mit dem Oldtimer meines Neffen, der mir bei meinem Besuch meistens zur Verfügung steht, das Eis in der Eisdiele in der Karlstraße, einen Cappuccino in einem der entspannten Cafés der Altstadt, die Begegnungen mit Menschen, die ich oft seit Jahren nicht getroffen habe. 

O|N: Woran arbeiten Sie gerade?

„ DIE BEGEGNUNG“ Acryl auf Leinwand 90 X 300 cm 2022 .

„SCHWIMMBAD“ 120 X 300 cm 2023 Privatsammlung

Adam Pete:  Das Wesen meiner Arbeit besteht im Erschaffen auf der Basis existierender, einfacher, dem Betrachter nicht fremder, gewohnter Muster. Dazu gehören auch Personen, Tiere und Landschaften, neue differenzierte Sichtweiten seiner Fantasiewelt und das Weiterreichen eines Schlüssels zu dieser in Form eines Gemäldes. Das Interesse an meinen Bildern sowie der Erfolg dieser lassen mich hoffen, dass mir dieses Vorhaben recht gut gelingt und meine Bilder nicht nur ,passend zum Sofa' gekauft werden". 
Momentan arbeite  ich an einem Gemäldezyklus, dem ich den Titel "BROCKEN DREAMS” gegeben habe, "da im Fokus dieser Bilder zerstörte Luxusgegenstände, insbesondere Fahrzeuge, stehen".

O|N: Wie sind Sie als Künstler durch die Corona-Pandemie gekommen?

Adam Pete: Die Antwort auf diese Frage ist: Mit viel Galgenhumor! Das klingt vielleicht sarkastisch, aber tatsächlich ist dies durchaus zutreffend.

Adam Pete, wie er sich auf seiner Homepage darstellt. Foto: Facebook

Auch die Menschen auf Mallorca, insbesondere in den Städten, litten unter unsagbaren Persönlichkeitsfreiheit und Bewegungsbeschränkungen, die teilweise absurde Ausmaße annahmen, wie beispielsweise eine Verordnung, die nur  einer Person mit einem Haustier gestattete, einen Spaziergang im Radius von 50 Metern zum Wohnhaus entfernt zu unternehmen. Dies unter Androhung drakonischer Strafen bei der Verletzung dieser Regel, die sich im Übrigen später als rechtswidrig erwiesen hat, gewissenhaft durch die Präsenz der Ordnungskräfte ausgeführt würde.

Adam Pete lebt inzwischen schon seit langem in Palma de Mallorca. Foto: Pixabay

Da glücklicherweise ein Vierbeiner ein Mitglied meiner Familie ist, dürfte ich die fast schon konspirativen, einem surrealen Traum ähnlichen, Spaziergänge durch die vollkommen menschenleeren Straßen und Gässchen der Altstadt Palmas genießen.
Die Anekdoten über die Begegnungen mit den Ordnungshütern überlasse ich hier lieber den lauen Abenden im Kreise meiner Freunde.
Grundsätzlich hat die Situation aber keinen allzu großen Einfluss auf meinen gewohnten Tagesablauf genommen.
Mein Atelier befindet sich in meiner Wohnung und ich verbringe die meiste Zeit des Tages an der Staffelei, höre Hörbücher oder Musik und male.   (Bertram Lenz) +++


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