Archiv
Aktuell wird sehr viel über die Zukunft von "St. Ulrich" nachgedacht. - Foto: Lenz

HÜNFELD Fragen an Stadtpfarrer Dr. Müller

Die Zukunft von "St. Ulrich" bewegt viele - über Gemeindegrenzen hinaus

04.08.23 - Ein Bericht bei OSTHESSEN|NEWS über die angekündigte "Profanisierung" (Entweihung) der St. Ulrich-Kirche im Hünfelder Nordend hatte vor Kurzem eine sehr große Resonanz ausgelöst. Auf Nachfrage der Redaktion hat nun Stadtpfarrer Dr. Michael Müller verschiedene Fragen zu der Problematik beantwortet. Die Thematik bewegt sehr viele Menschen - weit über die gemeindlichen Grenzen hinaus. Dr. Müller ist Moderator des Pastoralverbundes St. Benedikt Hünfelder Land und Pfarrer der Pfarrei Hl. Maria Magdalena Hünfelder Land, die zum 1. Januar 2023 aus bisher sieben Pfarreien gegründet worden ist. 

Zum Hintergrund: "St. Ulrich", dessen kirchlicher Komplex in den Jahren 1961 bis 1964 erbaut wurde, hat mit dem Schicksal vieler anderer Gemeinden zu kämpfen: Immer weniger Gottesdienstbesucher sorgten und sorgen dafür, dass über Alternativen nachgedacht werden musste. 

Foto: Architekturbüro ZWO16

Foto: Architekturbüro ZWO16

Foto: Architekturbüro ZWO16

Und so war in Absprache mit dem Pfarrgemeinderat und dem Verwaltungsrat von der Stadt Hünfeld eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden, die vom Förderprogramm "Soziale Stadt" mitfinanziert wurde. Im April 2023 wurden die Ergebnisse  (insgesamt drei Projektvarianten) vom beauftragten Architekturbüro ZWO16 Architekten und Ingenieure Reum-Heumüller GbR aus Geisa vorgestellt und vor Kurzem auch zahlreich erschienenen interessierten Gemeindemitgliedern.

Teilnehmer auf dem Podium waren Diözesanbaumeister Martin Matl (Bauabteilung Bischöfliches Generalvikariat Fulda), Johanna Wenzel (Abt. Immobilien des Bischöflichen Generalvikariates), Dennis Reum (Architekturbüro ZWO16 Architekten + Ingenieure Reum Heumüller GbR) und als Moderatorin Carolin Hoffmann (Bischöfliches Generalvikariat, Kirchliche Organisationsberatung). Stadträtin Karin Grosch sprach zu Beginn ein Grußwort.

Während eine Eventlocation und ein Indoorspielplatz für Kinder an möglichen Projekten (glücklicherweise!) beiseite gelegt wurden, basiert der Fokus nun auf einem Konzept, das etwa 30 Wohneinheiten für Auszubildende mit Gemeinschaftsflächen auf zwei Geschossebenen vorsieht.

Nachfolgend die Fragen an Pfarrer Dr. Müller: 

1. Wie sind aus Ihrer Sicht die bisherigen Reaktionen von Gemeindemitgliedern auf die Pläne?

Zu der Informationsveranstaltung waren vor Kurzem viele Interessierte gekommen. ...Foto: Privat

Der Hünfelder Stadtpfarrer Dr. Michael Müller macht sich viele Gedanken um "St. ...

Dr. Müller: Im Großen und Ganzen reagieren die Leute mit Verständnis, in das sich freilich auch Trauer mischt. Eine Kirche ist nicht irgendein Gebäude. Mit dem konkreten Bau verbinden viele Menschen persönliche und emotionale Erfahrungen in ihrer Biografie, selbst wenn sie inzwischen vielleicht aus der Kirche ausgetreten sind. Besonders jetzt nach der Coronapandemie zeigt sich, wie sehr sich die Gestalt unserer Kirche verändert. Ich bin seit fast drei Jahren in St. Ulrich Pfarrer und halte regelmäßig Gottesdienste.

Am Informationsabend unterbrach mich bei meiner Begrüßung ein interessierter Anwesender mit der Frage: "Wer sind Sie überhaupt?" Die Austrittszahlen allein des letzten Jahres machen jedem deutlich, dass die Gestalt von Kirche, wie sie viele vielleicht noch aus ihren Kindertagen kennen, sich auf drastische Weise ändern wird. Hier stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung. Konkret für St. Ulrich ist angedacht, die Krypta der Kirche weiter für die Gemeinde zu nutzen. Das Bewusstsein, weiter einen Ort zu haben, ist natürlich sehr hilfreich.

2.  Wie stehen Sie persönlich zu den Überlegungen?

Das wuchtige Gebäude mit dem markanten Glockenturm und dem Pfarrhaus (links). ...Foto: O|N - Archiv

Dr. Müller: Wenn in den letzten Jahrzehnten Priester beerdigt wurden, wurden ihre Leistungen in den Grabreden meist an den Gebäuden gemessen, die sie errichtet oder renoviert haben. Ich frage mich bei solchen Reden manchmal: Was wird man denn bei dir sagen? Aber sind das die richtigen Maßstäbe für unseren Auftrag als Kirche? Auch für mich es schmerzlich zu erfahren, dass wir weniger Menschen und auch weniger Geld haben, mit dem wir gemeinsam Kirche sein können. Und wenn man für fast 20 Kirchen zuständig ist, ist es natürlich nicht so leicht in Beziehung zu den Menschen zu kommen. Aber seit ich in Hünfeld bin und den Prozess der Neugründung unserer Pfarrei Hl. Maria Magdalena angestoßen habe, bin ich sehr vielen engagierten Menschen begegnet, die diesen Neuanfang mittragen. Diese Menschen müssen wir zusammenbringen. Wo das gelingt, wächst etwas Neues. Das macht mir Hoffnung.

3. Bedeuten die Pläne, falls sie realisiert werden, ein Ende oder einen Neuanfang?

Dr. Müller: Es ist beides, wie immer in der Geschichte, wenn sich etwas wandelt. Das Stichwort "Neuanfang" ist schon gefallen. Konkret für den Gebäudekomplex wäre die Verwirklichung eines solchen Azubi-Campus in Hünfeld ein guter Weg, der die Kirche St. Ulrich für die Stadt und das Quartier in ihrer sozialen Funktion als Ort der Begegnung in die Zukunft bringt. Da hoffen wir auf einen Investor und einen Träger, der sich dieser Idee annimmt. Das zentrale Ereignis unseres christlichen Glaubens ist die Ostererfahrung, die uns sagt: im Sterben liegt schon das Samenkorn für die Auferstehung. Wir werden diesen Weg als Pfarrei Hl. Maria Magdalena im Hünfelder Land jedenfalls gerne begleiten.    (Bertram Lenz) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön