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Kann die frühere Bahntrasse reaktiviert werden, und wie hoch sind die Kosten?
02.10.23 - Zur Frage einer Reaktivierung der Bahntrasse Schenklengsfeld-Heimboldshausen gaben jetzt der Förderverein Werra-Fulda-Bahn e.V. und die Regionalbahn Thüringen Informationen für etwa 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger der Anliegergemeinden im "Dorfheim" von Schenklengsfeld-Konrode (Kreis Hersfeld-Rotenburg).
Bei dieser Info-Veranstaltung stellte der Vorstand des Fördervereins Werra-Fulda-Bahn e.V., den neuen Pächter der Bahnstrecke, die Regionalbahn Thüringen (RbT), vor. (OSTHESSEN|NEWS berichtete bereits mehrfach). Von der RbT standen Prokurist Hubertus Erbstößer und der erste Vorsitzende der WFBV, Jürgen Baumgardt, den Versammlungsteilnehmern zur Beantwortung aller Fragen zur Verfügung.
Was geht noch auf der vorhandenen Schienenstrecke? Dazu stellte Hubertus Erbstößer fest, dass zuerst eine wirtschaftliche Untersuchung erfolgen müsse und er machte deutlich, dass seine, in Vacha ansässige Regionalbahn Thüringen, schon einige Erfahrungen mit der Reaktivierung von stillgelegten Schienenstrecken, vor allem in Thüringen, habe. Sehr wichtig für eine Wiederinbetriebnahme der restlichen Kreisbahnstrecke sei vor allem, dass diese noch nicht entwidmet ist und so für einen Bahnbetrieb noch zur Verfügung stehe. Auch der Lärmschutz für die Anwohner entlang der Strecke ist zu beachten. Eine Betriebsgenehmigung für die Strecke muss vorliegen, danach gibt’s eine Baugenehmigung und erst danach kann die Strecke wieder in Betrieb genommen werden.
"Das hessische Eisenbahngesetz spricht bei der Reaktivierung ein gewichtiges Wörtchen mit und eine Genehmigung durch die zuständigen Behörden kann durchaus bis zu einem Jahr dauern". Deswegen rechne er mit einer Entscheidung frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2024", so die Aussage von Hubertus Erbstößer.
Die Wiederinbetriebnahme ist kein Selbstläufer
Die ersten Arbeiten werden wohl Anfang Oktober starten, denn dann könne man die Strecke vom Gebüsch und Gestrüpp freischneiden. Danach geht es auf der Schienenstrecke weiter mit dem Aufstellen von Sperrvorrichtungen am Gleisende. Das Auswechseln von schadhaften Schwellen sei kein Problem, da man mit einer speziellen Baumaschine die morschen Schwellen in einem Arbeitsgang problemlos auswechseln kann. Auch die Bahnanlage mit dem Warnblinklicht über die B 62 in Heimboldshausen kann wieder in Betrieb genommen werden, weil die Strecke noch nicht entwidmet ist.Man rechne mit Investitionskosten für die Wiederinbetriebnahme von ca. fünf bis zehn Millionen Euro. Diese Kosten werden über 33 Jahre abgeschrieben. "Die Kosten-Nutzungsrechnung muss stimmen. Bevor wir die Bahnstrecke wieder in Betrieb nehmen, muss die Wirtschaftlichkeit gegeben sein und dazu wurden auch gute Perspektiven für Industrie und Gewebeansiedlungen entlang der Bahnstrecke festgestellt", so Hubertus Erbstößer.
Ein Zuhörer bezweifelte, dass jemals wieder ein Zug auf der Reststrecke fahren werde. Dem widersprachen die Vertreter der RbT und des Fördervereins WFBV entschieden. Auch zu erwartende Lärmbelästigung der Anwohner entlang der Schienenstrecke durch die Güterzüge wurde von Versammlungsteilnehmern angesprochen und dazu soll eine Bürgerbefragung erfolgen.
Weitere Fragen aus der Versammlung wurden von den Vertretern der RbT und der WFBV kompetent beantwortet, soweit dies zum jetzigen Planungsstand überhaupt möglich ist.Schenklengsfelds Bürgermeister Carl-Christoph Möller berichtete von einem Gutachten zur Reaktivierung. Darin sei aufgeführt, dass die Wiederinbetriebnahme der restlichen Kreisbahnstrecke eine wichtige Funktion für zukünftige Gewerbe und Industrieansiedlungen im "Landecker Amt" darstelle, mit der Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Er lobte das Engagement der Regionalbahn Thüringen und des Fördervereins Werra-Fulda-Bahn e.V. in diesem Zusammenhang.
OSTHESSEN|NEWS bleibt an dem Thema dran und wird seine Leser auf dem Laufenden halten. (Gerhard Manns)