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Diabetes mellitus: Organschutz durch Aufklärung, Schulung, neue Medikamente
16.10.23 - Am 14. November ist Weltdiabetestag. Dieser soll nicht nur zu Ehren den Entdeckern des Insulins Banting und Best gehalten werden, sondern auch ins Bewusstsein rufen, wie wichtig verantwortungsvoller Umgang mit der Erkrankung ist, denn die Folgen können unseren ganzen Körper betreffen.
Am 14. November 1891 wurde der Mann geboren, dem es dreißig Jahre später gelang, Leben zu retten. Sir Frederic Grant Banting konnte aus der Bauchspeicheldrüse von Tieren Insulin gewinnen und damit erstmals Menschen mit Diabetes behandeln. Der Weltdiabetestag bietet daher eine Gelegenheit, sich das Krankheitsbild mit dessen Folgen zu verdeutlichen, auf den aktuellen Forschungsstand einzugehen, um Präventions- und Behandlungsoptionen aufzuzeigen. Gemeinsam mit dem Diabetesnetz Osthessen e.V. (DNO) organisiert das Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda anlässlich dieses Tages einen Gesundheitsparcours. Dabei können auch verschiedene Stationen, wie Blutdruck- und Blutzuckermessung, HbA1c-Bestimmung, Fettleber-Check und Fußdruckmessung durchlaufen und mit speziellen Geräten und Messtechniken ausgewertet werden. Hauptziel ist es, den Menschen bewusst zu machen, wie wichtig eine Früherkennung ist, um den Betroffenen zu zeigen, wie sie mit der Krankheit leben können und vor allem ihre Organe geschützt werden, denn betroffen sind etwa 11 Millionen Menschen allein in Deutschland, mit steigender Tendenz.
Symptome, die auf einen möglichen Diabetes schließen lassen:
• Übergewicht
• Durst und häufiges Wasserlassen
• Sehstörungen
• Abgeschlagenheit, Schwäche und Schwindel
• Müdigkeit und Antriebsschwäche
• Nervenerkrankungen
• Schlecht heilende Wunden
Organe schützen!
Bisher hatte sich die Forschung auf "Zuckersenkung" fokussiert. "Man hat nicht nach rechts und links geschaut. Jetzt wird allerdings der ganze Körper in Augenschein genommen, d.h. auch die Organe geschützt, um eine adäquate Versorgung durchzuführen und die Komplexität der Erkrankung einzudämmen", erklärt Frau Dr. Svenja Beres (Fachärztin für Anästhesiologie, Allgemeinmedizin und Diabetologie). Etwa jeder sechste Todesfall ist auf Diabetes im Zusammenhang mit einer etwaigen Folgeerkrankung von Nierenversagen, Schlaganfall oder Herzinfarkt zurückzuführen. Im Zusammenhang mit Diabetes kann auch das sogenannte "Diabetische Fußsyndrom" entstehen. In Anbetracht dessen kann es zu schwerwiegenden Nervenschädigungen, Fehlstellungen und Gewebeschwäche kommen. "Die Blutgefäße verkalken (Atherosklerose) auch an den Füßen und die Durchblutung wird eingeschränkt. Neben der Nervenschädigung kann dies zu einem Mobilitätsverlust - und Verlust der Selbständigkeit führen", informiert Herr Prof. Dr. Bernd Kronenberger (Chefarzt der Inneren Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Kardiologie am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda). Deshalb müssen vor allem Herz, Gehirn, Leber, Nieren, Augen - und auch Füße geschützt und beobachtet werden."Superglukosetabletten"
Eine neugewonnene Abhilfe kann eine neue Medikamentenklasse, die SGLT-2 Hemmer, schaffen, die die Mediziner als "Superglukosetablette" bezeichnen, die besonders zwei Organe - Herz und Niere schützt. Dies ist ein Medikament, welches für Diabetiker, für Nierenerkrankte und für Menschen mit Herzschwäche zur Verfügung steht. Der Clou dabei ist, dass diese Tablette das kardiovaskuläre Risiko reduziert, indem die Wiederaufnahme von Glukose in der Niere gehemmt wird, was zu einer vermehrten Glukose-Ausscheidung über den Urin führt und so der Blutzuckerspiegel, das Gewicht und der Blutdruck gesenkt wird. Für Furore sorgen aktuell die injizierbaren sog."GLP 1-Analoga", die für Diabetiker und teilweise im Selbstzahlermarkt für krankhaft übergewichtige Patienten (Adipositas) zugelassen sind. Die große Nachfrage hat zu erheblichen Lieferschwierigkeiten geführt, sodass die Menschen mit Diabetes zurzeit oft lange auf ihr verordnetes Medikament warten müssen. Ausführlicher wird Frau Dr. Beres in ihrem Vortrag "Diabetes & Behandlung: Ein aktuelles Update" darauf eingehen.
Heute schon geschützt?
Das Spektrum der Diabetes-mellitus-Forschung ist breit gefächert und erzielt schnell neue Erkenntnisse und Ergebnisse. Aber es liegt auch in der Verantwortung jedes einzelnen, etwas für seine Gesundheit zu tun. "Wir müssen verantwortungsvoll mit der Krankheit Diabetes mellitus umgehen. Schulungen und Aufklärung spielen eine immens große Rolle dabei", erwähnen die Fachärzte unisono eindringlich. Dies ist nicht nur ein Appell an Betroffene, sondern auch an die Politik und Mitbevölkerung. Unsere Ressourcen werden knapp, der Kostendruck erhöht und die Fettleibigkeit wird in unserer Wohlstandsgesellschaft noch erheblich steigen. Patienten mit bestehendem Diabetes sollten alle drei bis sechs Monate im Rahmen eines standardisierten Behandlungsprogrammes (sog. Disease-Management-Programme, DMP) eine regelmäßige ärztliche Kontrolle erhalten. Dies impliziert u.a. Labor- und Urinuntersuchungen, damit neben der Qualität der Blutzuckereinstellung auch Folgeerkrankungen, wie z.B. Nierenschäden frühzeitig erkannt werden können. Diabetes ist eine sehr ernstzunehmende, aber behandelbare Krankheit. Mit der richtigen Unterstützung, Information, guter Blutzuckereinstellung und regelmäßigen Kontrollen können Menschen mit Diabetes ein erfülltes Leben führen. "Wichtig ist in jedem Fall auch eine Optimierung des Lifestyles. Gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und Gewichtskontrolle bzw. -reduktion sind das A und O und die Säulen der Diabetesbehandlung noch vor dem Einsatz von Medikamenten", erklärt Dr. Thomas Günther (Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie DDG und Proktologie). "So können die Lebensqualität erhalten und schlimmere Folgen verhindert werden." Die aktuellen Leitlinien bieten dabei die Möglichkeit, mit dem Patienten individuell erreichbare Therapieziel zu definieren und sich somit auch den Lebensumständen des Patienten anzupassen.Wollen Sie mehr zu dem Thema Diabetes erfahren oder Tests zur Früherkennung durchführen lassen? Dann sind Sie eingeladen, am 18. Oktober in der Zeit von 16:00-19:00 Uhr am Gesundheitsparcours und den Gesundheitsvorträgen im Herz-Jesu-Krankenhaus teilzunehmen.
Weitere Informationen unter: https://herz-jesu-krankenhaus.de/
Risikofaktoren, die die Entstehung von Typ-2-Diabetes begünstigen:
• Übergewicht
• zu wenig körperliche Bewegung / Inaktivität
• Rauchen
• ballaststoffarme, fett- und zuckerreiche Ernährung
• Medikamente
• genetisch erhöhtes Risiko