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Alsfelder Kunstvereins beging 50-jähriges Bestehen mit einer Retrospektive
26.10.23 - Wenn man als Verein auf eine fünfzig Jahre währende Tätigkeit zurückblickt, kann man in der Regel aus einem Füllhorn an Aktivitäten schöpfen. Umso mehr, wenn es sich um einen Verein handelt, dessen Zweck kreatives, künstlerisches Schaffen ist. Der Alsfelder Kunstverein e.V. konnte in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiern und tat dies mit einer kurzen, gehaltvollen Jubiläumsausstellung in der Alsfelder Museumsscheune, in der Werke von Künstlerinnen und Künstler der ersten 25 Jahre gezeigt wurden.
Hierzu konnte die Vorsitzende Petra Bastian nicht nur zahlreiche Mitglieder und Weggefährten, Künstlerinnen und Künstler, begrüßen, sondern mit Erich Späth auch den langjährigen Vorsitzenden und jetzigen Ehrenvorsitzenden des Vereins und mit Gisela Hüttisch die Witwe des Vereinsgründers und Alsfelder Künstlers Maximilian Hüttisch. Von der Stadt Alsfeld war Bürgermeister Stephan Paule zugegen, für den Geschichts- und Museumsverein, der von Beginn an Räumlichkeiten für die Ausstellungen des Vereins zur Verfügung stellt, sprach Jochen Weppler.
Petra Bastian ging in ihrer Laudatio auf den Verein zunächst auf die Gründung ein: Maximilian Hüttisch hatte diese bereits 1972 intiiert und konnte im März 1973 den Verein "zur Förderung und Pflege der bildenden Kunst im Raum Alsfeld" gründen: "Zweck des Vereins ist die individuelle und künstlerische Förderung der Mitglieder ohne Bindung an eine bestimmte Kunstrichtung."
Vorstand auch über Alsfeld hinaus tätig
Übungen in Malerei, Grafik und Bildhauerei, Teilnahme an Exkursionen zum Zwecke der Freilichtmalerei, Veranstaltungen von Ausstellungen und künstlerische Diskussionen stellte sich der junge Verein als Aufgaben. Zu dem Vorstand gehörten Künstlerinnen und Künstler, die damals bereits weit über Alsfeld hinaus tätig waren und deren Namen heute noch bekannt sind: Heinrich Hill, Toni Heiss, Jakob Mades, Wilhelm Weide, Josef Jessl, Robert Müller und Heinrich Kreisel. Wilhelm, genannt Willi, Weide hatte auch das zeitlose Logo gestaltet, wie Bastian betonte. Ein großer Wunsch der Gründer war damals eine Behausung, ein Atelier und ein Ausstellungsraum.Ein Ansinnen, das den Verein auch fünfzig Jahren später noch umtreibt, da dieser Wunsch nie in Erfüllung ging. Nichtsdestotrotz konnte Bastian auf viele Kooperationen verweisen, die Ausstellungen an verschiedensten Orten ermöglicht haben: Von den Räumen des Museums über Bankhäuser und das Finanzamt, Galerien im Umland, bis hin zum Güterbahnhof oder dem Schlosscafé auf der Altenburg. Auch Schaufensterausstellungen ermöglichen schon seit Jahrzehnten eine interessante und kommunikative Art der Präsentation der Arbeiten, genauso wie Vernetzungen mit anderen Kultur- und Kunstvereinen – nicht nur in der Region, sondern auch in der Partnerschaft Chaville, wie Bastian ausführte.
Mit Blick auf die vier bei der Gründung formulierten Aufgaben ging die Rednerin auch auf Ausflüge und Exkursionen ein sowie auf die Ausweitung der Kunstbereiche, die inzwischen um die Bereiche Zeichnen, Drucken, Töpfern, Collagieren, Fotografie und digitale Illustration ergänzt wurden. In verschiedenen Techniken, u.a. Aktzeichnen oder Kaltnadelradierung, würden offene Workshops angeboten, was das Tätigkeitsspektrum des Vereins sehr erweitere, so Bastian. Diskutiert werde auch, allerdings sei die Zeit "harter Auseinandersetzungen", wie in alten Protokollen oft festgehalten wurde, vorbei.
Wertschätzend, inhaltlich vielfältig und stets die Vereinsaktivitäten im Blick, treffe man sich heute an jedem zweiten Donnerstag im Monat zum Kunststammtisch, lud die Vorsitzende auch neue Interessierte ein. Welche Bedeutung Kunstvereinen zukommt, belegte die Rednerin anhand der Tatsache, dass im Jahr 2021 Kunstvereine in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurden. Sie zitierte aus der Begründung: "Sie verkörpern ein Demokratieverständnis, das für den Erhalt eines lebendigen und vielfältigen Kulturerbes wichtig ist."
Großes Engagement der Vorstandsetage
Bastian würdigte auch das Engagement der Vorsitzenden, die Maximilian Hüttisch nachfolgten: Karl-August Mengel, Dr. Ingo Stöppler und Erich Späth, der zweiundzwanzig Jahre lang die Geschicke des Vereins leitete, und ihr bei der Amtsübergabe stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden habe. "Ihr Rücktritt war kein Rückzug, sondern Sie sind uns als Ehrenvorsitzender immer noch ein wertvoller und hilfreicher Weggefährte." Späth habe stets mit großer Empathie und Motivationskraft die Künstlerinnen und Künstler unterstützt. Nicht zuletzt hat Späth aus seiner privaten Sammlung, die "fast lückenlos die Geschichte des Kunstvereins repräsentiert", für die Ausstellung viele Werke zur Verfügung gestellt. Für weitere Leihgaben dankte Bastian Gisela Hüttisch, Greet Mehldau-Janitz Karin König, Gerd Ochs und Hans-Georg Braun.Bürgermeister Stephan Paule überreichte dem Verein ein Geldgeschenk und dankte dem Vorstand und den Künstlern für ihr beständiges Schaffen. Er betonte, dass der Verein nicht lediglich nach innen auf den Vereinszweck wirkt, sondern in der bildenden Kunst eine Ausstrahlung auf die ganze Stadt und Gesellschaft hat. "Bei der Betrachtung der Ausstellungen und der namhaften Künstler, die in dem Verein wirkten, kann man leicht den Eindruck haben, dass der Verein schon deutlich länger als 50 Jahre die bildende Kunst in Alsfeld prägt", sagte der Rathauschef. Eine besonders große Freude war für den Bürgermeister, dass er aus den Händen von Gisela Hüttisch ein Geschenk, eine colorierte Federzeichnung ihres Mannes, entgegennehmen konnte, die diese der Stadt vermachte.
Jochen Weppler, Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins verwies auf die jahrzehntelange Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung des GMV und des Kunstvereins. "Die vielen wunderbaren Ausstellungen auch noch im alten Museum bleiben in Erinnerung und sind verbunden mit dem Wunsch, dass dies bald in absehbarer Zukunft im neu sanierten Museum auch wieder möglich sein wird."
Zur Musik von Sascha Reif konnten die Gäste der Vernissage am vergangenen Sonntag die Werke aus fünf Jahrzehnten entdecken. Die Ausstellung war danach nur wenige Tage, bis vergangenen Donnerstag, in der Scheune zu sehen. Sie stellte ein umfangreiches Zeugnis des reichhaltigen künstlerischen Schaffens in Alsfeld dar und fand viel Anklang bei den Besucherinnen und Besuchern. (pm)+++