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"Es war mir eine Ehre": Jürgen Diener als MIT-Kreisvorsitzender verabschiedet
01.11.23 - Mit einem großen Vertrauensbeweis startet Florian Wehner in seine Amtszeit als neuer Vorsitzender des Kreisverbandes Fulda der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT): Die 91 stimmberechtigten Mitglieder folgten am Dienstagabend im Kolpinghaus dem Personalvorschlag des Kreisvorstandes und votierten mit 88 Ja-Stimmen (bei drei Enthaltungen) für den 33-jährigen Geschäftsführer der FW Gruppe (Hofbieber). Er folgt damit Jürgen Diener, der dem Kreisverband zehn Jahre lang vorgestanden hatte (OSTHESSEN|NEWS berichtete am Montag). Einstimmig wurde Diener aufgrund seiner herausragenden Verdienste für die MIT zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
"Es war mir eine Ehre", so Diener, der mit lang anhaltendem Applaus gefeiert und unter anderem von Landrat Bernd Woide und OB Dr. Heiko Wingenfeld ("Fels in der Brandung") sehr gewürdigt wurde. Wingenfeld lud Diener zum Dank gemeinsam mit dessen Frau Martina in die erste Reihe zur Premiere des Bonifatius-Open-Air in 2024 ein. "Die MIT ist eine tolle Truppe", unterstrich auch CDU-Kreisvorsitzender Frederik Schmitt. Jürgen Diener habe eine klasse Arbeit geleistet, die MIT Fulda sei das Herz der MIT in Hessen und ganz Deutschland. Auch Schmitt plädierte für den "groben Strich" des Abbaus von Regeln, der eingefordert werden müsse. Bezüglich der anstehenden Entscheidung, mit wem die hessische CDU Koalitionsgespräche aufnehmen werde, habe er im Kreisverband einen Trend hin zur SPD ausgemacht.
Stellvertreter von Florian Wehner sind Dr. Falk Hartmann (80 Stimmen), Heike Kleemann (82), Johannes Kreuzer (86), Veit Küllmer (86) und Johannes Uth (88). Schriftführerin bleibt Patricia Fehrmann, Schatzmeister Hans-Dieter Alt. Das Präsidium wird komplettiert durch Marc Dechant und Manfred Helfrich.
Hessen als "Silicon Valley Europas"
Die Vorstandsneuwahlen standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung, zu der auch Professor Dr. Kristina Sinemus begrüßt werden konnte, hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung. Diese betonte, dass Diener für die MIT und die ganze osthessische Region sehr viel geleistet habe. Dies sei nicht selbstverständlich. Der scheidende Vorsitzende habe der MIT und dem ganzen Mittelstand Rückgrat gegeben und durch schwierige Zeiten wie die Corona-Pandemie geleitet.
Die Wirtschaft habe in den letzten Jahren gemerkt, wie wichtig die Digitalisierung sei, was freilich auch ein Umdenken voraussetze, was für alle gesellschaftlichen (Lebens)-Bereiche bedeute. Hessen habe das Potenzial, "zum Silicon Valley Europas zu werden", und dafür werde sie sich einsetzen. Die Branche mit den digitalen Prozessen müsse weiter ausgebaut werden. 49 Prozent der hessischen Unternehmer hätten ein digitales Geschäftsmodell und lägen hier bundesweit vorn. Hier müsse weiter Unterstützung geleistet werden.
Ausführlich beschäftigte sich die Ministerin mit dem Thema "Entbürokratisierung" und plädierte unter anderem beim Punkt "Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz" auch hier für einen konsequenten Einsatz von Digitalisierung. Dabei gelte es, besonders kleine Unternehmen auf diesem Weg zu unterstützen. Gleichzeitig würden dadurch auch Arbeitsplätze gesichert und geschaffen. Auch der Einsatz von "Künstlicher Intelligenz" (KI) könnte durchaus hilfreich sein
"Zuhause bei Freunden"
Unter der Führung Jürgen Dieners hatte die MIT Fulda ihre Position als zweitstärkster MIT-Verband auf Bundesebene halten und sogar ausbauen können - Ziel ist, noch in diesem Jahr die 600er-Marke zu erreichen. Der Unternehmer aus Ebersburg (Rhön) war im Mai 2013 auf Winfried Rippert gefolgt, der mehr als vier Jahrzehnte lang an der Spitze gestanden hatte.In dieser erwähnten Mai-Sitzung vor zehn Jahren war Diener übrigens mit 89 von 93 gültigen Stimmen gewählt worden und hatte das Ziel von 500 Mitgliedern ausgegeben. Ein Generationswechsel, den der 65-Jährige damals proklamiert hatte, sollte auch diesmal erfolgen (O|N vom Montag).
Diener freute sich über einen bestens besetzten großen Saal und das damit verbundene Interesse an der MIT. "Zuhause bei Freunden", betonte er und formulierte, dass man gemeinsam durch schwierige Zeiten gekommen sei. Der 65-Jährige hieß viele Politiker von Bund, Land und Kommunen willkommen, während Versammlungsleiter Frank Hartmann launige Anspielungen auf den Halloween-Abend und damit die Anwesenden zum Lachen brachte. Diener habe den Kreisverband so toll gemacht, dies sei eine bleibende Leistung. "Alle, die da sind, kommen wegen Dir", so Hartmann zu dem amtierenden Kreischef. Diener ging auf die unterschiedlichen Herausforderungen wie Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg ein, damit verbunden der Energie- und Flüchtlingskrise. "Die vergangenen zwei Jahre waren nicht langweilig", so der Vorsitzende, der auf die vielfältigen Aktivitäten des Verbandes einging.
Kritik übte er an der "Ampel" wie beispielsweise an deren Forderung nach einer Energiepreisbremse oder dem Abschalten der Kernkraftwerke. Allein die Politik von Wirtschaftsminister Habeck hinterlasse einen Scherbenhaufen. An unausgegorenen Verordnungen nannte er unter anderem die "Lieferketten-Sorgfaltspflicht" und die "Nachhaltigkeits-Gesetzgebung". Für die MIT gelte es, am Ball zu bleiben. Allein den großen Worten über Bürokratieabbau müssten endlich Taten folgen. "Wir brauchen dringend mehr staatliche Zurückhaltung, damit die marktwirtschaftlichen Prozesse wieder ihre Kraft entfalten können".
Stolz war er auf die Aktivitäten des Jungen Mittelstandes, die gezeigt hätten, "dass Zukunft uns wichtig ist". Aber auch das gesellschaftliche Miteinander sei gepflegt worden wie zuletzt die Städtereise nach Prag. Zudem gab es zahlreiche Besuche bei Mitgliedsunternehmen. Generell werbe man für eine Politik der sozialen Marktwirtschaft im Vorfeld von Wahlen. "Aber wir nicken Themen nicht nur ab, sondern machen deutlich, wie wir uns gute Politik vorstellen".
Der Dank galt Landrat Bernd Woide (CDU) und den beiden CDU-Landtagsabgeordneten Sebastian Müller und Thomas Hering für gutes Miteinander. Gleiches erhoffe man sich auch von der neuen Landesparlamentarierin Stefanie Klee (CDU). Mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Brand stimme man sich auf kurzem Wege stets gut ab, und OB Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) gelte der besondere Dank der MIT. Unter seiner Ägide sei die Stadt immer attraktiver geworden. Brand selbst lobte die "menschlich angenehme Art" von Diener und würdigte seinerseits die gute Zusammenarbeit. Eine politische Kurskorrektur zugunsten des Mittelstandes sei dringend notwendig.
"Dreamteam" Diener und Balzter
Diener betonte wiederum, sein vorgeschlagener Nachfolger Florian Wehner sei ein junger aktiver Mittelständler, dem die soziale Marktwirtschaft sehr am Herzen liege. Er selbst bleibe stets der MIT verbunden, so Diener, der für die zehn Jahre vertrauensvoller Zusammenarbeit besonders Geschäftsführer Edwin Balzter dankte, der Außergewöhnliches geleistet habe. Versammlungsleiter Frank Hartmann sprach denn auch von einem "Dreamteam". Balzters Engagement wurde denn auch von Vorstandsmitglied Veit Küllmer sehr gewürdigt, und zwar mit einem Reisegutschein und "Edwin"-Rufen.Wehner dankt für Rückendeckung
Der neue Vorsitzende Florian Wehner sprach von einer großen Ehre, für ein solches Amt vorgeschlagen zu werden. Es sei ihm bewusst, in welch' große Fußstapfen er trete. Er wisse, eine große Rückendeckung, fühle sich wohl in diesem Verband und wolle sich mit voller Kraft für die Anliegen des MIT-Kreisverbandes einsetzen. Er stamme aus einer Unternehmerfamilie, so der 33-Jährige, der sich kommunalpolitisch stark in Hofbieber engagiert. Seine politische Heimat sei die CDU, und mit voller Kraft wolle er sich für die weitere Entwicklung der MIT einsetzen."Leistung muss sich einfach wieder lohnen" - dies sei auch seine volle Überzeugung. Stattdessen verwalte sich Deutschland zu Tode, die Bürokratie werde ausgebaut anstatt abgebaut. Das "Ampelgehampel" sei "politisches Laientum" und Existenz gefährdend für Deutschland. Die MIT sei "am Puls der Zeit" und nicht in irgendeiner Blase gefangen. Er vermisse Solidarität mit dem Mittelstand. Die CDU sei aktuell im Übrigen auf dem besten Wege, aus der Opposition heraus die Probleme in diesem Land anzugehen.
Für den Vorstand versprach Veit Küllmer, den neuen Vorsitzenden tatkräftig zu unterstützen. Für Dieners Frau Martina gab es einen Blumengruß, ebenso für Digitalministerin Sinemus und für Wehners Freundin Kristin-Marie Reinhardt. (Bertram Lenz) +++