Archiv
Bett im Schloss Buchenau - Fotos: Marius Auth

EITERFELD Ab 2024

Übernachtungssteuer in Kegelspiel-Kommunen: "Zeitpunkt ist unverschämt"

02.11.23 - Eine Übernachtungssteuer soll ab 2024 in Kommunen der Touristischen Arbeitsgemeinschaft Hessisches Kegelspiel die touristische Entwicklung vorantreiben. Ein Euro pro Nacht und Person klingt nach einer Bagatelle - bei 135 Betten dagegen kommt einiges zusammen.

Schloss Buchenau hat 135 Betten - pro Jahr würde allein die Übernachtungssteuer ...

Klaus Göbel betreibt seit 23 Jahren das Schloss Buchenau in Eiterfeld-Buchenau. Als Seminar- und Tagungshotel ist es bundesweit etabliert, eine große Halle bringt regelmäßig buddhistische Mönche zum Meditations-Retreat in den kleinen Ort. "90 Prozent unserer Seminargäste kommen aus dem Bereich Bio-Landwirtschaft, außerdem von Universitäten. Wir sind eine kleine Insel im Niemandsland, in Buchenau gibt es keine Gastronomie mehr, wir kümmern uns selbst um die Bewirtung. Unsere Gäste schätzen die schöne Natur und die Abgeschiedenheit."

Seminargäste aus ganz Deutschland kommen nach Eiterfeld: "Wir akquirieren alles ...

Die Mehrwertsteuer für Speisen wird sehr wahrscheinlich zum 1. Januar 2024 wieder von 7 auf 19 Prozent angehoben - für Göbel mit Übernachtungssteuer eine Doppelbelastung, die er auf seine Gäste umlegen muss: "Es wird eine nie dagewesene Preiserhöhung bedeuten, zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt. Nachdem Corona und die Energiepreisexplosion die Reserven vieler Hoteliers aufgebraucht haben, soll jetzt für den Tourismus gezahlt werden. Meine Gäste buchen hauptsächlich direkt über Internetportale wie booking.com - die Konzeption eines Tourismusbüros oder der Touristischen Arbeitsgemeinschaft Hessisches Kegelspiel, an die die Übernachtungssteuer gehen wird, ist von vor 30 Jahren und bringt mir nichts. Das geht allen so: Kein Hotel und keine Pension werden heute mehr so vermittelt."

20.000 Euro Mehrkosten

Bis zum 30. November soll in allen lokalen Gremien der Arbeitsgemeinschafts-Mitgliedskommunen der Beschluss zur Übernachtungssteuer gefasst worden sein. Göbel rechnet bei 135 Betten mit Mehrkosten von rund 20.000 Euro pro Jahr. Jürgen Hahn, der Vorsitzende der Touristischen Arbeitsgemeinschaft Hessisches Kegelspiel, sieht die Einführung der Steuer als alternativlos: "Wir brauchen eine Intensivierung der touristischen Infrastruktur, die Übernachtungssteuer wird schon seit drei Jahren diskutiert und zudem rein zweckgebunden eingesetzt werden: Wanderwege, Radwege, Onlineangebote, die Förderung kleinerer Übernachtungsbetriebe, Bänke für ältere Mitbürger."

Jürgen Hahn, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Archivfotos (3): O|N

Auch Jennifer Rehberg vom Hotel Rhönhof in Hünfeld ist ungehalten über die neue Steuer: "Bisher wurde noch gar nichts kommuniziert. Wir müssen schauen, wie wir angesichts von hohen Energiekosten und der kommenden Mehrwertsteuererhöhung unsere Preise machen - und dann kommt noch eine Abgabe obendrauf."

Geisa scheidet aus Arbeitsgemeinschaft aus

Eiterfelds Bürgermeister Hermann-Josef Scheich

Die Stadt Geisa scheidet zum Jahresende unter anderem wegen angespannter Haushaltslage aus der Arbeitsgemeinschaft aus - "die Übernachtungssteuer hilft, die Arbeitsgemeinschaft mittelfristig auf eine gute finanzielle Grundlage zu stellen. Der Tourismus im Kegelspiel hat großes Potenzial, ohne die Steuer kann das nicht realisiert werden", erklärt Eiterfelds Bürgermeister Hermann-Josef Scheich. Die Zahlung wird vom Gast abzuführen sein: "Jeder Übernachtungsbetrieb gibt vierteljährlich eine Erklärung über die Anzahl der Übernachtungen ab. Die Betriebe müssen dafür ihr Abrechnungssystem umstellen, werden aber bei Bedarf entsprechend geschult", so Hahn.

Steffen Ackermann, DEHOGA-Vorsitzender Fulda Stadt & Landkreis

Tourismusabgabe oder Bettensteuer sind in der Region nichts Neues: Ehrenberg, Gersfeld, Hilders, Hofbieber, Tann und Poppenhausen erheben bereits Abgaben, Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld hat im Oktober die Einführung einer Tourismusabgabe vorgeschlagen, die abhängig ist von der Zertifizierung zum Tourismusort, welche aktuell läuft. Steffen Ackermann, Vorsitzender des DEHOGA-Kreisverbands "Fulda Stadt & Landkreis", sieht die Entwicklung kritisch: "Wir als Branchenverband sind grundsätzlich gegen jede weitere Belastung für das Gastgewerbe. Die vergangenen Jahre haben zahlreiche Existenzen gekostet und noch sind wir nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie angekommen. Die Tourismusabgabe bedeutet für Kommunen zusätzliche Einnahmen, aber belastet Unternehmer - nicht zuletzt durch bürokratischen Mehraufwand." (mau) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön