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An den Seitenwänden der Kirche sind sieben Glasfenster zu bewundern. Gefertigt von der Firma Süßmuth aus Immenhausen, stellen sie die Gaben des H. Geistes dar. - Fotos: Privat / Renate Kern

WARTENBERG "Profanierung" des Gotteshauses

Gemeinde nimmt Abschied von "ihrer" Heilig-Geist-Kirche

07.11.23 - Mit der so genannten "Profanierung" (Entweihung) ist am Samstag in Angersbach (Vogelsbergkreis) ein Stück gemeindlicher Kirchengeschichte zu Ende gegangen: Jahrzehntelang diente die Heilig-Geist-Kirche den Katholiken der Wartenberger Ortsteile Angersbach und Landenhausen sowie des Lauterbacher Stadtteils Rudlos als Gotteshaus.

Auch die Reliquie ist nun nicht mehr in der Kirche.

Das Allerheiligste wird aus der Kirche gebracht.

Das Ende aber war absehbar gewesen, denn seit acht Jahren wurde hier kein Gottesdienst mehr gefeiert. Nun soll das Gebäude verkauft werden. Das Bischöfliche Ordinariat in Mainz hat entsprechende Genehmigungen erteilt. In einem Dekret des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf, unterzeichnet auch von Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, das pünktlich am Samstag in Angersbach eintraf, wurde die Kirche offiziell "für profan" erklärt. 

Weiter heißt es: "Dadurch verliert die Kirche ihre Segnung beziehungsweise Weihe und kann einer anderen, aber nicht unwürdigen Bestimmung zugeführt werden". Der Altar und die Einrichtungsgegenstände könnten "an einem anderen Ort ihrer Bestimmung gemäß verwendet werden".   

Als Pfarradministrator fungiert Martin Kleespieß, der auch in seiner Einladung zur erwähnten "Profanierung" angemerkt hatte, dass die Zahl  der Gemeindemitglieder schrumpfe. Er schreibt: "Die Zeiten ändern sich, und das immer schneller. Deshalb müssen auch wir als Kirchengemeinde Entscheidungen treffen, selbst wenn das manchmal schmerzlich sein kann".

Die Heilig-Geist-Kirche im Wartenberger Ortsteil Angersbach. Foto: Wikipedia / Screenshot

Pfarradministrator Martin Kleespieß (Mitte) und Pfarrvikar Jonas Adam (rechts). ...

In den Nachkriegsjahren seien viele katholische Christinnen und Christen als Heimatvertriebene und später als Aussiedler auch in den Vogelsberg gekommen. Viele kleinere Kirchengebäude wurden in dieser Zeit errichtet, eines davon auch in Angersbach.

"Wie auf einem sinkenden Schiff"

"Leider haben wir jetzt schon seit vielen Jahren eine rückläufige Entwicklung bei der Zahl der Gottesdienstbesucher und auch der Seelsorgerinnen und Seelsorger.  Da auch die Kirchensteuereinnahmen seit Jahren rückläufig sind, ist jetzt der Punkt gekommen, an dem der Unterhalt von Gebäuden, für die kein Bedarf mehr besteht, nicht mehr tragbar ist". Deshalb hätten die Gremien der Pfarrgemeinde (Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat) befürwortet, die Kirche in Angersbach zu veräußern. Wartenberg gehört wie die Kirchengemeinden aus Lauterbach und aus Schlitz zur Pfarrei Sankt Peter und Paul in Lauterbach. 

Etwa 50 Gläubige waren am Samstag zum Gottesdienst gekommen. Am Altar standen Pfarradministrator Martin Kleespieß und Jonas Adam, Pfarrvikar der erwähnten Pfarrei St. Peter und Paul Lauterbach-Schlitz. In seiner Predigt betonte Kleespieß, dass es sich ein bisschen so anfühle "wie eine Reise auf einem sinkenden Schiff". Allgemein befinde sich die Kirche "in einem scheinbar unaufhaltsamen Niedergang", erscheine wie ein "schrumpfender Riese".

Das offizielle Dekret des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf.

Der Tabernakel, Aufbewahrungsort für das Allerheiligste.

Die Nachfahren der Generation, die die Heilig-Geist-Kirche gebaut habe, komme nicht mehr her. Kleespieß: "Als wir im vergangenen Oktober hier eine Pfarrversammlung hielten, um mit den Betroffenen über die Schließung der Kirche zu sprechen, da kamen nur etwa ein Dutzend. Alle anderen interessierte es nicht mehr."  Dann rief er dazu auf, "Abschied von der Vergangenheit zu nehmen, ohne allzu lange zweifelnd rückwärts zu schauen". Es gelte, sich Jesus und den Menschen um uns herum zuzuwenden "und seien wir einfach seine Kirche".

Ortsgeschichtliches "Kulturdenkmal"

Für die Heilig-Geist-Kirche war am 12. November 1960 Grundsteinlegung gefeiert worden, die offizielle Weihe fand am 16. Juni 1963 durch den damaligen Mainzer Bischof und späteren Kardinal Hermann Volk statt. Sie wurde erbaut nach einem Entwurf des Architekten Arthur Aha und gilt aus ortsgeschichtlichen Gründen als "Kulturdenkmal": ein sogenannter traufständiger Putzbau mit flachem, unsymmetrisch ausgebildetem Satteldach und einem an der Traufseite gebauten Kirchturm. 

Noch nicht endgültig geklärt ist die künftige Nutzung der Heilig-Geist-Kirche. O|N bleibt am Thema dran.  

Mit der St. -Ulrich-Kirche in Hünfeld steht übrigens einem weiteren Gotteshaus in unserer Region die "Profanierung" bevor (O|N berichtete mehrfach).    (bl) +++


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