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"Sachor" – Erinnere Dich. Schüler der Fuldaer Winfriedschule hatten vor zwei Jahren den Wortzug mit Teelichtern "gezeichnet". - Foto: O|N - Archiv / Jutta Hamberger

KOMMENTAR (Be)-Drohungen Einhalt gebieten

Zum 9. November: Worten können schnell auch Taten folgen . . .

09.11.23 - Der 9. November ist gerne oft als "Schicksalstag der jüngeren deutschen Geschichte" deklariert worden. Da gab es - unter anderem - die Novemberrevolution 1918 (Ausrufung der Weimarer Republik), den Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 oder (den meisten sicherlich noch sehr gegenwärtig) den Mauerfall, der das Ende der damaligen DDR und die Wiedervereinigung einläutete.

Die Fuldaer Synagoge am Stockhaus. . Foto: O|N - Archiv / Stadtarchiv

Markantestes Datum aber bleibt für mich das Jahr 1938, als in der Nacht vom 9. auf den 10. November überall in Nazi-Deutschland die Synagogen brannten, jüdische Geschäfte zerstört und Hetzjagden auf jüdische Mitbürger gemacht wurden. Eingeleitet wurde damit deren offene und legalisierte Verfolgung; sie wurden mit dem Davidstern gebrandmarkt und millionenfach in Konzentrationslagern umgebracht.  

Dabei sollten wir uns nichts vormachen, denn auch in unserer Region gab es die beschriebenen Ereignisse rund um den 9. November 1938. Daher ist es gut und vonnöten, sich alljährlich unter dem Leitwort "Nie wieder!" landauf landab daran zu erinnern.

In diesem Jahr freilich findet das Gedenken unter ganz besonderen Vorzeichen statt, tobt in Nahost ein mörderischer Krieg, der seinen Ausgangspunkt im blutigen Terror-Gemetzel der islamistischen Hamas am 7. Oktober in Israel genommen hat. Im Zuge der israelischen Vergeltungsmaßnahmen im Gazastreifen aber regt sich überall wieder der Antisemitismus, müssen Juden - auch in Deutschland - um Leib und Leben fürchten. Und das genau 85 Jahre nach der Reichspogromnacht 1938.

O|N-Redakteur Bertram Lenz zum 9. November. Archivfoto: ON

Dabei ist es durchaus eine Gratwanderung, denn nicht jeder, der sich kritisch mit dem Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen und dem damit verbundenen Leid der Zivilbevölkerung befasst, ist ein Antisemit. Eher ein Mensch, dem nicht egal ist, welchen Schrecken andere ausgesetzt sind und welche Todesängste diese ausstehen müssen.

Gleichwohl ist Hessens Ministerpräsident Boris Rhein unbedingt zuzustimmen, wenn er betont, dass Antisemitismus keinen Platz in Deutschland haben dürfe. Denn teilweise ist erschreckend, wenn man sieht, wie unter anderem bei Demonstrationen, aber auch im Internet und sogar auf Schulhöfen gegen Juden gehetzt wird. Es scheint sogar, als gehöre das Verächtlich-Machen von jüdischen Mitbürgern gegenwärtig zum guten Ton. Und wir alle wissen, wie aus Worten sehr schnell Taten werden können.

Daher liegt es an jedem Einzelnen, dummen und daher geplapperten Sprüchen - egal aus welcher Ecke - Einhalt zu gebieten. Denn es ist eine traurige Zumutung, wenn jüdische Mitbürger wieder Angst haben müssen, sich öffentlich zu zeigen. Das im Deutschland des Jahres 2023, und beileibe nicht nur in Großstädten, sondern auch in Regionen wie der unseren. (Bertram Lenz) +++


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