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Die neue hessische Regierungskoalition um Ministerpräsident Boris Rhgen (CDU) und Fraktionsvorsitzenden Günter Rudolph (SPD) möchte das Gendern abschaffen. - Fotos: O|N-Archiv / Henrik Urbin / Martin Engel / Gerhard Manns / Pixabay

REGION Neue Koalition will das Gendern abschaffen

Schluss mit Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt in der hessischen Sprache

14.11.23 - Kaum haben sich die wahrscheinlich neuen Koalitionsparteien in Hessen, CDU und SPD, zusammengesetzt, sind bereits erste Inhalte des möglichen Koalitionsvertrages durchgesickert. Die BILD-Zeitung berichtet, dass die neue Landesregierung unter Führung von Ministerpräsident Boris Rhein das Gendern abschaffen möchte.

Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).

Diese Regelung soll für Universitäten, Schulen und auch den Rundfunk gelten. Wie die bild.de schreibt, sollen sich CDU-Ministerpräsident Boris Rhein und die SPD auf einen entsprechenden Beschluss geeinigt haben. "Wir werden festschreiben, dass in staatlichen und öffentlich-rechtlichen Institutionen (wie Schulen, Universitäten, Rundfunk) auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichtet wird", zitiert die Zeitung aus einem Eckpunktepapier der beiden Parteien.

Millionen Menschen betroffen

Das Abschaffen des Genderns wird 1.800 Schulen und 21 Hochschulen betreffen - insgesamt also rund 500.000 Schülerinnen und Schüler sowie etwa 250.000 Studierende an den staatlichen Hochschulen. Der Beschluss orientiere sich am "Rat der deutschen Sprache". Das Gremium hatte im März 2021 verlautbart: "Der Rat hat vor diesem Hintergrund die Aufnahme von Asterisk ('Gender-Stern'), Unterstrich ('Gender-Gap'), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung zu diesem Zeitpunkt nicht empfohlen."

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Rudolph.

Laut der BILD-Zeitung soll es sich bei der Gender-Abschaffungs-Maßnahme um einen im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Beschluss handelt, dem auch der SPD-Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag, Günter Rudolph, zustimme.

Im September dieses Jahres, also noch vor der Landtagswahl, hatte sich eine Initiative um den Frankfurter Publizisten Dr. Bernd Fischer gegründet, die per Volksabstimmung genau das erreichen wollte, was nun im Koalitionsvertrag stehen wird. "Gendern ist undemokratisch, verstärkt die Spaltung in der Gesellschaft. Es entspricht nicht der Grammatik und auch nicht unserem natürlichen Sprachempfinden", sagte Fischer damals.

Was ist "Gendern" eigentlich?

Wer sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt hat: Gendern nennt man die Schreibweise von Nomen in weiblicher, männlicher und diverser Form gleichermaßen. Üblicherweise wird das in der deutschen Sprache als "Lehrer:innen", "Lehrer*innen" oder "Lehrer_innen" verwendet. Es gibt auch die Möglichkeit, eine (soziale) Geschlechtszuordnung zu umgehen ("Lehrende", "Studierende") oder es komplett auszuschreiben: "Lehrerinnen und Lehrer". Dabei - so die Debatte - würden Menschen, die sich keinem (sozialen) Geschlecht zugehörig finden (Diverse) allerdings ausgeklammert. Sternchen, Doppelpunkt oder Unterstrich sollen auch die diversen Menschen ansprechen.

Zwischenruf

Tun die Sonderzeichen in der geschriebenen Sprache weh?

Ja, das tun sie. Für Journalisten ist es tatsächlich keine Vereinfachung, Worte wie "Journalist_innen", "Journalist:innen" oder "Journalist*innen" zu schreiben. Ich selbst - da wir bei OSTHESSEN|NEWS auch seit langer Zeit nicht gendern - versuche, dann eher "Journalistinnen und Journalisten" zu schreiben. Wohl wissend allerdings, dass sich diverse Menschen damit übergangen fühlen könnten.

O|N-Redakteur Christopher Göbel.

Was Hessen nun allerdings damit bezwecken möchte, die Gendersprache komplett abzuschaffen - zumindest innerhalb der Grenzen unseres Bundeslandes - kann ich nicht erklären. Vor allem Hochschulen und Schulen fallen bei ihren Pressemitteilungen durch die besonders erhöhte Verwendung von Sternchen und Doppelpunkten auf. Und das, obwohl das eigentlich niemals gesetzlich verankert worden war.

Ich kann verstehen, wenn sich weibliche Personen nicht angesprochen fühlen könnten, wenn ausschließlich von "Lehrern", "Verkäufern" oder "Friseuren" gesprochen wird. Bei Angela Merkel habe ich ab und zu gehört: "Frau Bundeskanzler". Klingt für mich doch etwas befremdlich. "Frau Friseur" klänge allerdings noch komischer.

Ich selbst versuche, den beiden meist-vorkommenden Geschlechtern (also weiblich und männlich) in meiner Sprache weitestgehend entgegenzukommen. Dass das jetzt gesetzlich in einigen Bereichen unterbunden werden soll, könnte der neuen Koalition sicherlich schon vor ihrem Start einige Sympathisantinnen und Sympathisanten entfremden. (Christopher Göbel) +++


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