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"Mörder, Mörder!": Mehr als 50 Menschen proben für das Musical "Jekyll & Hyde"
19.11.23 - Wenn ein Ensemble aus Laiendarstellern ein Stück einstudiert, dann braucht es vor allem drei Dinge: Arbeit, Begeisterung und Zeit. Dass Pamela Maiwald-Jacob und Michael Maiwald aus Bebra eine solche Truppe gefunden haben, die im kommenden Frühjahr das Musical "Jekyll & Hyde" auf die Bühne im Lokschuppen bringen will, ist ein Glücksfall für die Stadt.
Pamela Maiwald-Jacob, ausgebildete Sängerin und Musicaldarstellerin, und ihr Mann Michael hatten einen Traum. Einmal ein Musical auf die Bühne bringen - das wollte das künstlerische Ehepaar aus Bebra. Die Wahl fiel auf "Jekyll & Hyde" von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse. Es feierte 1990 Premiere, 2008 wurde es bei den Bad Hersfelder Festspielen aufgeführt. Die Maiwalds haben viele Jahre in Bad Hersfeld in der Statisterie mit auf der Bühne gestanden und wissen, wie für eine Aufführung geprobt wird.
"Wir wollten es als Versuch starten, als wie erfuhren, dass der Lokschuppen in Bebra als professioneller Veranstaltungsort mit Bühne und Technik ausgebaut wird", sagt Michael Maiwald im O|N-Gespräch. "Wie kann man ein Musical mit einem Laien-Ensemble auf die Beine stellen", fragte sich das Paar. Sie luden zu einem ersten Treffen von Interessierten ein - und rund 100 Menschen kamen. "Davon sind mehr als 50 übrig geblieben", freut sich Pamela Maiwald-Jacob. Die Altersspanne reicht von zehn bis 80 Jahren. "Es sind ganz tolle Talente dabei. Und wir freuen uns, dass auch ältere Menschen mit uns auf der Bühne stehen", sagt Michael Maiwald.
Viele Mitwirkende aus Osthessen Denn Pamela übernimmt die Hauptrolle der Lucy, er selbst Jekyll und Hyde. Pamela führt außerdem Regie, der Musik- und Mathelehrer Michael hat die musikalische Leitung. Die Mitwirkenden kommen aus Bebra, Bad Hersfeld, Nentershausen, Morschen, Rotenburg, Melsungen oder Burghaun. Seit April wird einmal pro Woche geprobt, auch Wochenenden müssen herhalten, damit am Ende ein semi-professionelles Musical auf die Bühne gebracht werden kann. "Etwa 50 Proben werden wir bis zu den Aufführungen im März haben", sagt Michael Maiwald.
Für die anderen Hauptrollen gab es ein Casting, bei dem dann unter anderem Jerome Clemons als Notar Gabriel John Utterson, Ron Kaun als Sir Danvers Carew und Martina Freitag als Lisa Carew ausgewählt wurden. Die Choreographie übernimmt Maik Eckhardt, der unter anderem in Kassel und Frankfurt sein Schauspiel- und Musical-Darsteller-Studium absolvierte. Beim Musical muss jeder Schritt, jede Geste und jeder Ausdruck perfekt zur Musik sitzen, was von den Darstellern hohe Konzentration abverlangt. Üben, üben, üben lautet hier die Devise. Gleiches gilt für den Gesang mit den Laiendarstellerinnen und -darstellern. Vor allem die zwei großen Ensembleszenen stehen häufiger auf dem Probenplan. "Der Einsatz der Leute ist großartig", freuen sich die Initiatoren.
Live gesungen und getanzt Das Bühnenbild wird minimalistisch sein, auch wenn insgesamt sechs Leute sich um Kulisse und Technik kümmern. "Wir könnten uns vorstellen, Bilder einzublenden, die sie Szenerie verdeutlichen", sagt Michael Maiwald. Als er sich um die Aufführungsrechte bemühte, bekam er vom Verlag "Musik und Bühne" die freudige Nachricht, dass für "Jekyll & Hyde" gerade Orchester-Aufnahmen vermietet werden. "Die Kosten sind so schon recht hoch. Mit einem Orchester wären sie noch höher", so Maiwald. Die Musik wird also eingespielt, gesungen, gespielt und getanzt wird natürlich live.
Der Vorverkauf für die Aufführungen am 8., 9. und 10. März im Bebraer Lokschuppen hat bereits begonnen und ist sehr gut angelaufen. "Eine solche Laienproduktion gab es in der Region bisher noch nicht", sind sich die Maiwalds sicher. Dass ein solches Projekt dennoch viel Geld kostet, ist klar. "Derzeit finanzieren wir das alles selbst", sagt Pamela Maiwald-Jacob. Aus diesem Grund hat das Paar auf GoFundMe eine Spendensammlung gestartet, bei der Menschen das Projekt unterstützen können. Über die Bebraer Musical-Website führt ein direkter Link zur Spendenaktion.
Der Spaß an der Sache ist trotz aller Anstrengung allen Mitwirkenden beim Probenbesuch von OSTHESSEN|NEWS anzusehen. Mit viel Engagement, körperlichem und stimmlichem Einsatz sowie viel Zeit für die Proben wird "Jekyll & Hyde" im kommenden Jahr die Bühne erstürmen. Dann können sich die Zuschauer auf die gruselige Geschichte um den Londoner Mörder freuen, die mit schmissigen Melodien Bebra zum Beben bringen wird. (Christopher Göbel) +++