Der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Roth (SPD) im Gespräch mit Arye Sharuz Shalicar , Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte - Fotos (3): Facebook-Seite Michael Roth

BERLIN / BAD HERSFELD "Sie wollen Israel vernichten"

Michael Roth (SPD) an der Grenze zu Gaza: "Das macht mich fassungslos"

24.11.23 - Der heimische Bundestagsabgeordnete weilte in dieser Woche zwei Tage in Israel, um sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Kurz nach seiner Rückkehr am Donnerstag nahm sich der Vorsitzende vom Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestages Zeit, um seine Eindrücke zu schildern.

"Deutschland genießt hohes Ansehen und Vertrauen. Manchmal fühle ich mich unwohl mit den uns entgegen gebrachten Komplimenten. Angesichts von wachsender Israelfeindschaft und grassierendem Antisemitismus in Deutschland schäme ich mich bisweilen für mein Land", sagte Roth.

Der Sozialdemokrat antwortet auf die Fragen von OSTHESSEN|NEWS-Chefreporter Hans-Hubertus Braune:

OSTHESSEN|NEWS: Welche Eindrücke haben Sie von Ihrer Reise insbesondere aus den Kibbutz mitgenommen?

Der Bundestagsabgeordnete Michael Roth (SPD) vor wenigen Wochen in der Stadtkirche ...Archivbild: O|N/Christopher Göbel

Michael Roth: "Mir war es ein Herzensanliegen, mit meinem Besuch Solidarität zu zeigen mit einem Land, das am 7. Oktober brutal angegriffen wurde und den größten Massenmord an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust erlebt hat. An diesem Tag wurden vor allem Menschen verschleppt, gequält, gefoltert, vergewaltigt und ermordet, die friedlich in ihren Kibbuzen lebten, tagtäglich mit Palästinenserinnen und Palästinensern zusammenarbeiteten. Menschen, die von friedlicher Koexistenz und gegenseitigem Respekt überzeugt waren. Ich habe mir im Kibbuz Kfar Aza einen Eindruck von den Grauen des Überfalles machen können. Es macht mich fassungslos, was hier unschuldigen, friedlichen Menschen angetan wurde. Erst kamen die Hamas-Terroristen, um kaltblütig und bestialisch zu morden. Dann folgte ein palästinensischer Mob, der vielen Toten ihre Würde nahm und hemmungslos plünderte. Diese Bilder werde ich so schnell nicht vergessen."

OSTHESSEN|NEWS: Wie haben Sie die Stimmung in Tel Aviv wahrgenommen?

Michael Roth: "Zwei Tage habe ich in Israel verbracht - in Tel Aviv, in Jerusalem und im Süden Israels. Zwei Tage habe ich ein Land im Krieg erlebt. Ich habe Menschen getroffen, die trotz Verunsicherung, Trauer und Angst, Sirenenalarm und Raketenbeschuss lachen und lieben, hoffen und anpacken, arbeiten, zur Schule gehen und das Leben genießen. Vieles nehmen wir in Deutschland nicht richtig wahr. Wir wollen nicht verstehen, was es bedeutet, Israeli zu sein. Es gibt so viele Zerrbilder und Vorurteile. Ich begegnete weder Hass noch Zynismus, weder Kaltblütigkeit noch Aggression. In Israel wird viel gestritten über den richtigen Weg zu dauerhafter Sicherheit und Frieden. Aber dieses Land ist geeint im Kampf gegen den Terror. Israel ist eine lebendige Demokratie, eine offene, liberale Gesellschaft. Die einzige im Nahen Osten."

OSTHESSEN|NEWS: Welche Chance sehen Sie im Austausch von gefangenen Menschen und Geiseln sowie der angekündigten Feuerpause?

Michael Roth: "Ich traf in Tel Aviv auch Angehörige von entführten Israelis. Seit 48 Tagen haben sie kein Lebenszeichen von ihren Töchtern, Söhnen, Müttern, Vätern, Schwestern, Brüdern oder Großeltern. Sie wissen nicht, ob sie noch leben, wie es ihnen geht. Nun werden die ersten Geiseln bald freigelassen. Ein Hoffnungsschimmer, der aber nur der erste notwendige Schritt zur Befreiung aller Geiseln sein kann. Wir sollten jedoch nicht glauben, dass die Hamas-Terroristen plötzlich ein humanitäres Gesicht zeigen. Israel zahlt dafür einen hohen Preis: Palästinensische Straftäter werden freigelassen, die Waffen schweigen eine Weile, die Hamas kann sich auf neue Anschläge vorbereiten. Das zeigt, in welchem Dilemma Israel steckt. Auch ich und sehr viele Israelis empfinden großen Schmerz über unschuldige Palästinenser, die zu Tode kommen, weil Hamas sie als menschliche Schutzschilde missbraucht. Wenn Hamas die Waffen endlich niederlegen und alle Geiseln freilassen würde, gibt es eine Chance auf Frieden, auf Verhandlungen, eine friedliche Koexistenz, eine Zweistaatenlösung. All das lehnt Hamas aber strikt ab. Sie haben nur ein Ziel: sie wollen Israel und seine Bevölkerung vernichten." (Hans-Hubertus Braune) +++


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