Anke Hofmann (parteilos) ist seit ziemlich genau einem Jahr Bürgermeisterin der Stadt Bad Hersfeld. - Fotos: Gerhard Manns / Christopher Göbel

BAD HERSFELD Ein Jahr im Amt

Bürgermeisterin Anke Hofmann im Gespräch: "Die Schlagzahl ist nicht gering"

30.12.23 - Vor ziemlich genau einem Jahr trat Anke Hofmann (parteilos) ihr Amt als Rathaus-Chefin der 30.000-Einwohnerstadt Bad Hersfeld an. Seitdem ist viel passiert. Im exklusiven OSTHESSEN|NEWS-Gespräch im Rathaus erzählte die 56-Jährige, wie ihr der Job gefällt, was angestoßen und umgesetzt wurde und wohin die Stadt in den kommenden Jahren steuern wird.

Anke Hofmann im Ein-Jahresgespräch mit O|N-Redakteur Christopher Göbel. ...

Das Bad Hersfelder Rathaus.

"Insgesamt ziehe ich ein positives Fazit meines ersten Jahres als Bürgermeisterin", sagt Anke Hofmann beim O|N-Gespräch in ihrem Büro im Rathaus. Es sei nicht alles neu für sie gewesen, denn als Finanzchefin der Stadt hatte sie bereits langjährige Verwaltungserfahrung.

"Nur der Bereich Personal war neu für mich", sagt sie. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate habe sie sich mit 35 Bewerbungsverfahren beschäftigt, einige Stellen seien neu geschaffen worden. Ein Großteil der städtischen Angestellten arbeitet in den Kitas. "Und dort gibt es auch die größten Veränderungen. Wünsche nach Teilzeit und die Nicht-Besetzung von Stellen für Langzeiterkrankte beschäftigen uns." Allerdings seien derzeit alle Stellen in den Kitas besetzt. Eine zusätzliche Stelle wurde ab 2024 geschaffen, um die Sprachförderung in den Kitas voranzubringen. Diese Kraft wird in mehreren Kitas eingesetzt und soll vor allem den Migrationskindern die deutsche Sprache näherbringen. "Sprache ist ein ganz wesentlicher Teil der Integration", so die Rathauschefin.

Fahrradstände und Gepäckfächer in der Badestube.

Swing and Wine-Festival.

Anke Hofmann an ihrem ersten Arbeitstag als Bürgermeisterin.

Neu geschaffene Stellen

Weiterhin wurden unter Hofmanns Ägide die Stelle des Fachbereichsleiters Kultur, Tourismus und Stadtmarketing neu besetzt. "In dieser Person sind dann beispielsweise die Bereiche Stadtmarketing und die Festspiele vereint", sagt die Bürgermeisterin. Diese Verbindung der Funktionen sei nicht neu, denn auch der damalige Fachbereichsleiter Jörg Saam hatte bereits diese umfassende Funktion inne. "Die Person tritt ihren Dienst voraussichtlich am 1. April des kommenden Jahres an", so die Bürgermeisterin. Ebenfalls wird die Stelle eines Citymanagers zum Januar erstmals besetzt.

Ein Verkehrs- und Mobilitätsplaner soll sich unter anderem um den "Masterplan Mobilität" kümmern. Und dann wird es durch Stellenbesetzung im Bereich Brand- und Katastrophenschutz eine Schnittstelle zu Feuerwehr und Rettungsdiensten geben. Streetworker wurden ebenfalls eingestellt, die sich nicht nur um Jugendliche kümmern, sondern auch um Ältere, die in der Stadt leben. "Sie versuchen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und wo benötigt, zu helfen und zu vermitteln", sagt Hofmann.

Was sie und die Stadtverwaltung seit langer Zeit beschäftigt, bringt Anke Hofmann mit drei Stichworten auf den Punkt: "Stadtarchiv, Festspiel-Funktionsgebäude und Wever-Areal". In allen drei Punkten liefen ständig und seit langem Planungen, Gespräche würden geführt und Maßnahmen ergriffen. Beim Stadtarchiv seien die Verträge mit dem Landkreis unter Dach und Fach, so dass sie mit weiteren Fortschritten im kommenden Jahr rechne.

Beim 100-Tage-Gespräch.

Viele öffentliche Auftritte.

Planungen sind greifbarer geworden

Bis zum Sommer soll auch der Bebauungsplan für das Wever-Areal beschlossen sein, so dass auch dort die Arbeiten beginnen können. "Die Infrastrukturplanungen sowie die Freiflächenplanung wurden im Herbst vergeben." Und auch mit dem Denkmalschutz sei insoweit eine Lösung für das seit vielen Jahren geplante Festspiel-Funktionsgebäude im Stiftsbezirk greifbarer geworden. "Der Abriss des alten Zollhauses wird seitens der Denkmalschutzbehörde genehmigt, wenn die Planung für einen genehmigungsfähigen Neubau steht", so die Bürgermeisterin. Auch daran werde im Hintergrund mit mehreren Beteiligten gearbeitet. "Auch am Kirchtor wird es wohl 2024 eine bauliche Lösung geben", blickt Hofmann voraus.

Ein Dauerthema der Stadtpolitik sei auch der innerstädtische Verkehr. "Wir wollen dem 'Masterplan Mobilität' Rechnung tragen", konstatiert Hofmann, "aber das wird ein langer Weg." Alternative Verkehrsmittel sieht die Bürgermeisterin als Notwendigkeit an. "Wir haben uns beispielsweise beim Land Hessen um einen Bürgerbus beworben". Wo dieser im Falle einer Bewilligung eingesetzt werden könnte, hänge von der Nachfrage und der Zahl der ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer ab. 

Planungen für das Wever-Areal mit Monsignore Bernhard Schiller.

In einer Stadtverordnetenversammlung.

Eröffnung des Weihnachtsmarktes.

Apropos Ehrenamt: "Wir haben uns beim Netzwerk 'Engagierte Stadt' beworben, das sich mit bürgerschaftlichem Engagement beschäftigt." Sie möchte auch eine Ehrenamtsbörse ins Leben rufen, um Vereinen, Institutionen und Privatpersonen die Möglichkeit zu geben, sich ehrenamtlich einzubringen beziehungsweise ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden. "Es gibt ein sehr hohes ehrenamtliches Engagement in der Stadt", ist Hofmann sicher. "Man denke nur an die Freiwillige Feuerwehr, die vielen Vereine, in den Kirchen, in den Schulen und nicht zuletzt in der Stadtpolitik", freut sie sich. 

Das im Jahr 2023 aufgelegte Förderprogramm Photovoltaik werde "sehr gut angenommen". Die Planungen für einen Wohnmobilstellplatz laufen ebenfalls. "Das ist touristisch wichtig für die Stadt", so die Bürgermeisterin. Beim ÖPNV wird es ab dem Sommer 2025 eine Änderung ergeben: "Wir möchten die Fahrzeiten um insgesamt zwei Stunden verlängern - jeweils eine Stunde vor und nach dem derzeitigen Fahrplan", sagt Hofmann. 

"Streiten tut der Stadt nicht gut"

In der letzten Stadtverordnetensitzung dieses Jahres waren die ersten Töne in Richtung, man wolle zukünftig mehr diskutieren, gefallen. "Mein Verhältnis zur Stadtpolitik ist gut", versichert Hofmann. Man müsse nicht alles diskutieren, sagt sie. "Viele Punkte werden bereits in den Ausschüssen intensiv behandelt." Es gab große Mehrheiten für Beschlüsse und die Beschlussvorlagen seien "sicherlich gut vorbereitet" gewesen. Und: "Es tut der Stadt nicht gut, wenn man sich streitet", ist die Bürgermeisterin sicher. Die Öffentlichkeit solle jedoch immer gut über die politischen Vorgänge informiert werden. Insgesamt gab es in diesem Jahr 44 Magistratssitzungen mit rund 300 Beschlussvorlagen und sieben Sitzungszüge. "Die Schlagzahl ist keineswegs gering." Sie hat auch die Kommunikation innerhalb der Stadtverwaltung intensiviert: "Einmal pro Woche treffe ich mich mit allen Fachbereichsleitern, um auf dem neuesten Stand zu sein." 

"Bad Hersfeld liest ein Buch".

Im Rathaus-Sitzungssaal.

Beim Pogrom-Gedenken am Schillerplatz.

Wenn Anke Hofmann auf die vergangenen zwölf Monate zurückblickt, dann fallen ihr zahlreiche kulturelle und sportliche Events ein. "Neben den Festspielen und dem Lullusfest gab es eine hohe Zahl an Veranstaltungen in der Stadt." Dazu nennt sie beispielsweise die Biathlon-Veranstaltung, die auch im kommenden Jahr stattfinden soll, das 3x3-Basketball-Turnier, den "Tanz durch den Sommer", die sechs "hr"-Dancefloors, die Museumsnacht und die Aktion "Tourist in der eigenen Stadt", das erfolgreiche Swing-and-Wine-Festival sowie neun Ausstellungen im Stadtmuseum und die Weiterentwicklung des "Weihnachtsmarkts der Träume". "Bei letzterem und auch bei anderen Projekten ist die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen sehr gut", freut sie sich. 

Wünsche und Anregungen aus der Wirtschaft

Mit einer Wirtschaftsbefragung möchte Hofmann die Anliegen und Wünsche der Geschäftsleute in der Stadt eruieren. "Über 50 Prozent der Betriebe haben bisher geantwortet. Wir werten die Fragebögen anonym aus und werden die Ergebnisse Anfang Februar 2024 veröffentlichen", so Hofmann. Ein Prozess zur Zukunft der Innenstadt mit Einzelhändlern und Mitarbeitern sei ebenfalls angelaufen. "Über allem steht die Frage: Was können wir zur Belebung der Innenstadt tun?", so die Bürgermeisterin. Neben einheitlichen Öffnungszeiten gebe es beispielsweise die Idee, einen Samstag im Monat stärker hervorzuheben und somit Menschen in die Stadt zu holen. Anke Hofmann möchte ein gutes Verhältnis zur Wirtschaft pflegen. Firmenbesuche und ihr Frühlingsempfang, bei dem Wirtschaft. Politik und Vereine zum Vernetzen eingeladen waren, seien ihr sehr wichtig. "Wir können die Stadt nur gemeinsam voranbringen", sagt Hofmann.

Daneben liegen ihr Kultur und die Festspiele am Herzen. "Ich freue mich, dass wir dieses Jahr eine äußerst erfolgreiche Festspielsaison hatten. Auch, dass der Eichhof bespielt wurde und es ein Kinderstück gab, fand ich toll", so die Bürgermeisterin. Sie lobt auch den Festspiel-Intendanten Joern Hinkel, der bereits sehr frühzeitig bekannt gegeben hat, seinen Vertrag nach dem Jahr 2025 nicht verlängern zu wollen. "Es laufen bereits Gespräche für die Nachfolge. Durch Joern Hinkels Handeln haben wir Zeit, die wir nutzen möchten", sagt die Bürgermeisterin. 

De Hochbrücke ist eines der Dauerthemen der Stadtpolitik.

Gut besuchte Museumsnacht.

Bürgermeisterin für die Bürgerschaft

"Ich werde auch oft auf der Straße von Bürgerinnen und Bürgern angesprochen, was man verändern könnte oder sollte. Natürlich lässt sich nicht jedes Problem sofort lösen. Auch in meiner Bürgersprechstunde haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Anliegen vorzutragen", sagt sie. Aber sie habe stets ein offenes Ohr. "Ich möchte eine Bürgermeisterin sein, die ansprechbar ist."

Der Zeitaufwand als Bürgermeisterin ist hoch, doch Anke Hofmann macht ihren Job gerne. "Ich gehe sehr gerne zu den Terminen und habe in meinem ersten Jahr viele Menschen kennengelernt", so Hofmann. 50 Ehrungen zu Geburtstagen und Ehejubiläen hat sie absolviert. "Das Jahr ist wie im Flug vergangen", resümiert Anke Hofmann, "aber es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns". Sie hofft auf ein friedliches Jahr 2024. Und zum Schluss des O|N-Gespräches sagt die Rathaus-Chefin: "Die Bad Hersfelderinnen und Bad Hersfelder können stolz auf ihre Stadt sein." (Christopher Göbel) +++


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