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Vor 65 Jahren: Elvis auf Manöver im Vogelsberg - Unsere Leser sind gefragt
06.01.24 - Im Journalismus sind detektivische Arbeit und manchmal auch der Zufall gefragt, will man seinen Leserinnen und Lesern interessante Lektüre bieten. Das Internet bildet dabei eine schier unendliche Spielwiese und ist zugleich literarisch-fotografische Schatzkammer. Ein überraschender Fund kann einen auf Spurensuche gehen lassen - so wie in diesem Fall auf jene von Elvis Presley im Vogelsberg.
Da passt es zusammen, dass der immer noch hochverehrte US-Sänger ab dem 1. Oktober 1958 in Deutschland seinen Militärdienst ableistete. Sein Aufenthalt führte ihn dabei nicht nur nach Friedberg und Bad Nauheim, sondern 1959 während mehrerer Manöver auch in die Oberpfalz nach Grafenwöhr und sogar in unsere Region. Genauer gesagt ins Schlitzer Land und in die Gegend um Kirtorf. Vor genau 65 Jahren also.
Um zunächst zum Ausgangspunkt unserer Geschichte zurückzukommen: Bei Facebook war ich auf das oben abgebildete Foto aufmerksam geworden, das Elvis gemeinsam mit Kameraden in einem Jeep während des genannten Manövers 1959 zeigt. Beim Anblick des Kirchturms wurde ich stutzig und dachte zunächst an den "Bleistift" des Grebenhainer Ortsteils Crainfeld - wurde von dort aber eines Besseren belehrt: "Nein, das ist nicht Crainfeld. Unser Kirchturm hat einen geraden Übergang zur Spitze!"
Wer kennt Kirche und Ort?
Daher die Bitte an unsere Leserinnen und Leser: Wer glaubt, den Kirchturm und damit das Dorf zu identifizieren, vor dessen Anblick Elvis gerade Halt macht - der schreibe gerne eine E-Mail an [email protected] . Ich jedenfalls glaube, dass es irgendwo im Vogelsberg gewesen ist.Fakt ist nämlich auf jeden Fall, dass Elvis während des Manövers in einem Wald bei Lauterbach war. Er muss dabei durch den heutigen Schlitzer Stadtteil Willofs gekommen sein und der Legende nach ein Bier in einer Gaststätte getrunken haben. Daran erinnert noch heute ein Gedenkstein an der Hauptstraße. Und er traf den später bekannten Kinderbuchillustrator und Schriftsteller ("Buchonia") Henry Euler aus Lauterbach, der gemeinsam mit anderen Jugendlichen unterwegs war, um vielleicht dem "King oft Rock'n'Roll" zu begegnen. Die jungen Werngeser hatten Glück, wie ein Foto beweist.
Und dann ist da noch der Kirtorfer Stadtteil Heimertshausen, durch den Elvis während des Manövers fuhr. Noch heute ist eine Brücke nach dem Sänger benannt. Wie die "Wetterauer Zeitung" vor fünf Jahren schrieb, erinnerte sich Rudi Weigel aus Heimertshausen gerne an ein Treffen mit Elvis Presley: "Ich war 19 Jahre alt und als Postbote unterwegs". Als er damals Elvis sah, sprach er ihn einfach an. Er sei im Manöver und noch zwei Stunden im Ort, erklärte der Künstler. "Postman Rudi", wie Elvis ihn nannte, lief schnell zur Schule, holte einen Lehrer zum Übersetzen und eine Kamera.
Der Kurzaufenthalt von Elvis in Heimertshausen ist auch verewigt im Museum des Kirtorfers Heimatvereins. Zu dem entsprechenden Bild heißt es unter anderem: "Das Ereignis geht in die Rockgeschichte ein. Der 'King' in Heimertshausen" - nachzulesen und nachzuschauen im digitalen Archiv des Museums.
Urlaub am Gederner See
Außerdem wäre da noch der Gederner See am Rande des "Naturparks Hoher Vogelsberg": Hier machte Elvis 1959 für zwei Wochen Urlaub, woran eine Gedenkplatte erinnert. Gegenüber der "Frankfurter Neuen Presse" hatte sich eine Frau vor einigen Jahren jene Zeit ins Gedächtnis gerufen: "Der Elvis, den ich damals kennengelernt habe, das war ein ganz lieber, zurückhaltender junger Mann, der einfach mal dem ganzen Rummel, der um ihn gemacht wurde, entfliehen wollte. Ich traf ihn am Gederner See, war damals 18 Jahre alt und im Rock’n’Roll-Fieber. Trotzdem habe ich Elvis nicht sofort erkannt, als er neben mir am Ufer stand. Zunächst war er für mich ein ganz normaler amerikanischer Soldat, erst als ich auf seinem Namensschild ,Presley' las, da dämmerte es mir. Wir haben dann im Schatten gesessen, Musik gehört – und weil wir ja zwei Wochen am See im Urlaub waren, haben wir uns auch an den nächsten Tagen gesehen."