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Franz Beckenbauer starb am Sonntag mit 78 Jahren - Foto: picture alliance/dpa/Revierfoto | Revierfoto

KOMMENTAR Die Deutschen und ihre Idole

Der Umgang mit Beckenbauer in den letzten Jahren war unwürdig

10.01.24 - Franz Beckenbauer ist tot. Der größte deutsche Fußballer starb am Sonntag fernab der großen Fußballbühne mit 78 Jahren im Kreise seiner Familie. Seine Lebensleistung wird nun landauf, landab zu Recht gewürdigt. Dabei war der Umgang der Öffentlichkeit mit ihm in den letzten Jahren seiner Verdienste unwürdig. 

Lange, sehr lange sah es so aus, als wäre Franz Beckenbauer vom purem Glück geküsst. Nichts konnte er falsch machen, kein Skandal - und davon gab es auch zu seiner aktiven Zeit schon einige - blieb an ihm haften. Negativschlagzeilen lächelte er mit seinem Charme und seiner jovialen Art einfach weg. Beckenbauer tänzelte mit einer Leichtigkeit durchs Leben, die so untypisch für einen Deutschen ist. 

Sein größter Erfolg führte zu seinem Sturz 

Auf dem Fußballplatz war er der Größte, den Deutschland je hatte - und einer der Größten des Sports überhaupt. Er wurde mehrfacher Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Europapokalsieger, Europameister und als Spieler und Trainer zweifacher Weltmeister. Sein für ihn persönlich aber größter Erfolg war es, die WM 2006 nach Deutschland geholt zu haben. Seit dem Mauerfall hat wohl kein Ereignis das Bild der Deutschen im Ausland so positiv und nachhaltig geprägt wie diese Weltmeisterschaft. Das Land verwandelte sich für vier Wochen in eine einzige große Party: Sommermärchen eben. Wer dabei war, wird es wohl nie vergessen. Ohne Beckenbauer, den Weltstar, der für diese WM quer über den Erdball flog, wäre dies nie passiert. 

Die Tragik in Beckenbauers Leben liegt darin, dass sein größter Erfolg auch zu seinem Sturz führte. 2015 enthüllte der "Spiegel", dass die WM mutmaßlich gekauft war. Plötzlich zeigte ein Großteil derjenigen, die 2006 noch Fahne schwenkend und mit Deutschland-Schminke im Gesicht gejubelt hatten, mit dem Finger auf ihn, den "Kaiser": Wie konnte er nur? 

Anschuldigungen haben Beckenbauer schwer getroffen 

Das war und ist an Heuchelei nicht zu überbieten. Nicht falsch verstehen: Korruption gehört aufgeklärt und, wenn nötig, strafrechtlich verfolgt. Fakt ist aber auch: Man müsste schon hinterm Mond leben, um zu glauben, dass in einem so korrupten System wie der Fifa, ausgerechnet unser heiliges Sommermärchen auf saubere Art und Weise den Weg zu uns gefunden hätte. Die WM wollten alle haben, egal wie. Mitgejubelt haben auch alle. Die Konsequenzen musste aber nur Beckenbauer tragen. Diese Häme und Selbstgerechtigkeit, mit der so mancher auf ihn blickte, hatte er nicht verdient und hat ihn wohl auch schwer getroffen. 

Uns Deutschen wird nachgesagt, dass wir erst zufrieden sind, wenn wir unsere Idole irgendwann auch wieder stürzen sehen. Der Umgang mit Beckenbauer oder auch Boris Becker sind dafür die besten Beispiele. Dabei sollten wir uns bewusst machen, dass auch solche "Helden" Menschen mit Fehlern sind und ihre Verdienste dennoch nicht vergessen. Franz Beckenbauer hat viel für Deutschland getan - auch über den Fußball hinaus. Schade, dass das manchen erst nach seinem Tod wieder so richtig bewusst wird. (Felix Hagemann)+++


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