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Der Fuldaer Bahnhof am Donnerstagmorgen. - Fotos: Henrik Schmitt / Hans-Hubertus Braune

REGION Stimmen zum Bahnstreik

Lokführer: "Keine Lust auf Streik. Wir wollen nur unsere Arbeit machen"

07.03.24 - In einer O|N-Umfrage am Mittwoch zeigt sich ein recht deutliches Stimmungsbild: Der Großteil der abgegebenen Stimmen hält den neuen Bahnstreik für unverhältnismäßig. Sehr viel weniger Umfrage-Teilnehmer bekunden Solidarität mit den streikenden Lokführern. Die Redaktion hatte auch nach Meinungen aus der Leserschaft gefragt. Dabei melden sich zwei Betroffene zu Wort, um die andere Seite der Medaille zu beleuchten.

Prof. Dr. Wolfgang Dippel, Staatssekretär a. D.

"Das Streikrecht ist ein gutes Recht und hat in einem demokratischen Staat auch seinen 'Platz'. Was jedoch jetzt passiert, ist die Aushöhlung - sind egoistische Interessen des Vorsitzenden und diese sind schlichtweg nicht mehr zu tolerieren. Einigung muss immer das Ziel sein, die jetzige Praxis fügt uns allen großen, wirtschaftlichen Schaden zu. Ideologie ist der falsche Weg - zumal Deutschland wirtschaftspolitisch große Probleme hat. Es muss die 'Vernunft' im Vordergrund stehen", schreibt Prof. Dr. Wolfgang Dippel, Staatssekretär a.D, an unsere Redaktion.

"Die Notbremse gezogen"

"Nicht nur in die Lokführer, sondern die komplette Infrastruktur steht vor dem Kollaps.“ ...

"Seit 13 Jahren hat sich nichts geändert. Der Bahnverkehr wird weiterhin nur noch mit absoluter Personalunterdeckung, Sechs-Tage-Wochen und ständiger Abrufbereitschaft am Leben gehalten", schreibt ein O|N-Leser, der anonym bleiben möchte. Weselsky habe im Auftrag seiner Gewerkschaft "die Notbremse gezogen". Der Leser macht die "Boni-Bahnmanager" verantwortlich: "Nicht nur in die Lokführer, sondern die komplette Infrastruktur steht vor dem Kollaps, wenn diese nicht gezwungen werden, neue Mitarbeiter auszubilden. Dann ist in einigen Jahren Schluss, da viele Kollegen mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen - wobei sie meist noch zwei Jahre an nicht nehmbaren Urlaub beziehungsweise Überstunden auf ihren Konten haben. Nicht die Bahnmitarbeiter oder Weselsky sind schuld an diesem Streik", so unser Leser.

"Wir sind nur die Prügelknaben"

„Der Traumberuf Lokführer ist nicht mehr da.“ schreibt Leser Rüdiger, der Lokführer ...

Leser Rüdiger, der Lokführer ist, schreibt: "Keiner vom Bahnpersonal hat annähernd Lust zu streiken. Wir machen das nicht aus Spaß, aber wir haben auch keinen Spaß daran uns länger vorführen zu lassen." Er bemängelt, dass die Schichten der Lokführer so geplant würden, "dass es zu keinen nennenswerten Ruheeffekten kommt". Rüdiger macht "völliges Versagen des Managements in der Planung, Koordination und Personalverwaltung" für die Missstände bei der Bahn verantwortlich. Abbekommen würden es aber andere: "Dazu kommen tägliche Beleidigungen gegen uns, weil wieder Verspätungen und Ausfälle auf die Kunden zukommen. Für jede Verfehlung, die das Management zu verantworten hat, müssen wir am rollenden Rad gerade stehen."

Zudem bemängelt er, dass in den Chefetagen der Bahn "Zahlungen in absurden Höhen" geleistet würden. "Wir bekommen schon ewig keine Boni, wir kriegen unser Gehalt und das war es. Wir machen nur unsere Arbeit.", so Rüdiger. "Der Traumberuf Lokführer ist nicht mehr da", ist er sich sicher.  "Streik ist auch für uns ein Weg, den keiner gehen will. Aber leider die Ultima Ratio, wenn man nur noch der Prügelknabe für andere ist. Ich bin mir sicher, dass es den meisten Kollegen um die Ungerechtigkeit, die von dem Konzern aus kommt, geht."

Zum Abschuss hat er noch einen Appell an die Bevölkerung: "Bitte, liebe Fahrgäste, informiert euch was stand der Dinge auf beiden Seiten ist, bevor ihr uns für alles die Schuld gebt. Das Einzige, was wir Eisenbahner wollen, ist in Ruhe unsere Arbeit zu machen. Und zwar in Würde und nicht mit dem Hohn der Menschen, die in den hohen Etagen sitzen und nichts vom täglichen Wahnsinn, den sie und wir auf der Schiene erleben müssen, nichts wissen." (cdg) +++


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