FULDA Der Stadtpfarrer bei O|N

Impuls von Stefan Buß: Die Zehn Gebote - Die zehn Worte Gottes

13.03.24 - Das Bild, das Menschen sich von Gott machen, kann so unterschiedlich sein. Es ist oft geprägt von Erfahrungen, die sie in der eigenen Erziehung gemacht haben. Da gibt Menschen, deren Gottesbild von Angst geprägt ist. Sie kommen nicht los von der Vorstellung eines strengen Gottes, der über die von ihm erlassenen Gebote und Vorschriften wacht und diejenigen bestraft, die dagegen verstoßen.

Stadtpfarrer Stefan Buß. Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

Hinter dem "Du sollst!", dem "Du darfst nicht!" der Zehn Gebote vermuten sie einen Aufpasser-Gott, der ihr Verhalten kontrolliert. Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit den Zehn Geboten geht, ob Sie diese als hilfreich für Ihr Leben halten oder nicht. Zunächst gilt es festzustellen, dass es im Urtext nicht "Zehn Gebote" heißt, sondern "Zehn Worte" (Dekalog). Mit ihnen wollte Gott ein Treuebündnis mit Israel schließen. Gott hatte das Volk Israel aus der Sklaverei der Ägypter befreit. Denn in dem einleitenden Wort vor den zehn Worten der Wegweisung stellt Gott sich selbst vor: "Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus" (Ex 20, 2; Dtn 5,6).

Er ist ein Gott, der befreit. Lässt man das positive Vorzeichen des Befreiergotts vor den Geboten weg, dann werden die zehn Worte zu einem belastenden Katalog von Gesetzen und Vorschriften. Die zehn Worte waren Mose auf zwei Tafeln übergeben worden, was bildhaft zu verstehen ist. Auf der ersten Tafel stehen drei Worte, die den Menschen auf Gott verweisen. Auf der zweiten Tafel stehen sieben Worte, die die Menschen aufeinander verweisen. Mit ihnen will Gott zwischenmenschliche Solidarität gewährleisten. Gott erweist sich als der, der mich herausführt aus meinem Ägypten. Aus dem, was mich noch unfrei sein lässt. In diesem in Freiheit setzenden Gott liegt für mich die letzte Verbindlichkeit seiner zehn Worte. An sie will ich mich binden.

Dieses "frei" ist jedoch alles andere als Beliebigkeit oder Bindungsscheu. Wenn ich mich binde, setze ich mir damit auch Grenzen. Mit den zehn Worten des Treuebündnisses sind so etwas wie Leitplanken. Es ist im Einzelfall auch gar nicht so leicht, die richtige Güterabwägung vorzunehmen und sich für einen guten Weg zu entscheiden den besseren Weg zu wählen. Es gilt, einen Instinkt für das Gute zu entwickeln, sich in das Gute einzuüben. Man kann dies auch Gewissensbildung nennen. Man könnte sich daran stoßen, dass nur zwei von den zehn Worten als Gebot ausgesprochen sind: die Sabbatheiligung sowie Achtung vor den Eltern und deren Schutz. Die übrigen acht Worte sind in Verbotsform gefasst. Brauchen wir nicht auch in unserem alltäglichen Leben Verbotsschilder, Geländer?

Verbote sind zwar gegen etwas, aber sie sind für das Leben. Wenn Warntafeln, Hinweisschilderungen, Wegmarkierungen auf menschlicher Ebene sinnvoll sind, warum sollten sie dann nicht für eine Ebene gelten, wo der Mensch noch größeren Gefährdungen ausgesetzt ist und scheitern kann: In unseren menschlichen Beziehungen, in der Liebe. Die Weisungen Gottes sind zum Schutz elementarer Rechte des Menschen erlassen.

In dem "Du sollst!" und "Du darfst nicht!" können Gottes Weisungen zu Verheißungen werden. Wenn wir an den Gott glauben, der nicht versklaven, sondern befreien will, wie es uns die Überschrift zu den zehn Worten verheißt, dann werden wir für das Leben eintreten, dann werden wir die Würde des Menschen achten, dann werden wir wahrhaftig sein. Nicht mehr: "Du sollst!". "Du darfst nicht!" Vielmehr: "Du darfst gut sein!" Ja, "Du wirst gut sein!" Im Dekalog, in den zehn Worten, stehen die Gebote und Verbote futurisch formuliert. Zehn Worte Gottes, zehn große Freiheiten. Sie wollen den Menschen anstiften lassen zu einer Freiheit, die Gott und den Nächsten im Blick hat. (Stefan Buß) +++


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