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Feriendorf-Areal wird nicht angekauft - Bürgermeister Helfrich: "Schade!"
17.03.24 - Die CDU-Fraktion in Poppenhausen hatte den Antrag gestellt, das Areal am Ortsrand von Poppenhausen (Landkreis Fulda), auf dem eine Fereinhaus-Siedlung geplant war, zur Siedlungsentwicklung anzukaufen. Dies wurde am Mittwoch in der Gemeindevertretersitzung jedoch aufgrund einer fehlenden Mehrheit abgelehnt.
"Als Bürgermeister bedauere ich diese Entscheidung, da sich das Areal mit Hinweis auf die vorgebrachten überzeugenden Argumente bestens für die Siedlungsentwicklung eignet. Diese Entwicklung entspricht der 2018 vorgelegten Planung der Siedlungsentwicklung und wäre die östliche Begrenzung des Dorfes in Richtung Rodholz, wie im beigefügten Lageplan dargestellt", so Poppenhausens Bürgermeister Manfred Helfrich (CDU) gegenüber OSTHESSEN|NEWS. "Das ist sehr schade, da eine Chance vertan wurde, potenzielles Bauland, das schon entwickelt ist, für einen fairen Betrag zu erwerben. Mit dem Erwerb hätte man die Fläche sichern und mit Unterstützung der gemeindlichen Gremien für die Siedlungsentwicklung nutzen können. Schließlich braucht der ländliche Raum die Chance zur Weiterentwicklung, um die Infrastruktur zu sichern", so Helfrich weiter.
Rückblick auf die eigentlichen Planungen Bereits 2013 hatte die damals neu gegründete Touristik- und Freizeitanlagen Rhön GmbH & Co. KG mit Jochen Hohmann in der Flur "Hollergrund" am Ortsrand von Poppenhausen eine rund 1,6 Hektar große Grundstücksfläche erworben. Das Grundstück und die in Richtung der Kreisstraße 41 anschließenden landwirtschaftlichen Flächen wurden auf Antrag der Gemeinde Poppenhausen aus der Landschaftsschutzgebietsverordnung entlassen und in 2014 ein Bauleitverfahren angestoßen. Die erste Planung sah den Bau eines Hotels vor. Der Bauträger Jochen Hohmann aus Künzell änderte 2015 seinen Plan und entschied, auf dem Grundstück die Anlegung einer Ferienhaussiedlung mit etwa 40 Holzhäusern entstehen zu lassen. Der Bebauungsplan wurde daraufhin mit Unterstützung der gemeindlichen Gremien entsprechend geändert. 2018/2019 wurde ein Musterhaus errichtet, für das 2020 mit Ver- und Entsorgungsleitungen erschlossen wurde. Wegen der 2020 einsetzende Pandemie waren Ferienhäuser sehr gefragt. Seither erfreut sich das "Ferienhaus Hollergrund" einer guten Auslastung.
"Da sich in der Zwischenzeit die Konditionen auf dem Kreditmarkt und in der Bauwirtschaft deutlich verschlechtert haben, der Bauträger für den ersten Bauabschnitt mindestens 6,5 Mio. Euro benötigt und die Geldinstitute für die Finanzierung von Tourismus-Projekten eine hohe Eigenkapitalquote verlangen, entschied der Bauträger leider, das Projekt der Realisierung einer Ferienhaussiedlung nicht weiter zu verfolgen. Das ist schade, hätte die Realisierung dieser Ferienhaus-Siedlung das Profil der Tourismusgemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) noch weiter verstärkt. Auch ist das Interesse für die Anmietung von Ferienhäusern nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie deutlich gewachsen", so Helfrich.
Grundstücksbesitzer wendet sich an die Gemeinde
"Vor einigen Wochen meldete sich dann Herr Hohmann beim Bürgermeister der Gemeinde Poppenhausen, erläuterte die Entwicklung, bat um Verständnis und gab seine Entscheidung bekannt", sagt Helfrich. Er bot der Gemeinde zunächst ein Teilgrundstück und nach Rückfrage des Gemeindevorstandes die gesamte Grundstücksfläche von 15.000 Quadratmeter zum Kauf an. Eine kleine Teilfläche mit seinem Ferienhaus sollte in seinem Eigentum bleiben. "Die Gemeinde Poppenhausen hätte somit die Möglichkeit, das Grundstück zu erwerben und dieses für die Fortsetzung der Siedlungsentwicklung zu verwenden. Das passt in die Zeit, denn alle gemeindlichen Baugrundstücke sind verkauft. Obwohl die Bautätigkeit für Einfamilienhäuser wegen der gestiegenen Zinsen und der Baupreise stark zurückgegangen ist, gehen seit einigen Wochen wieder Anfragen im Rathaus ein. Die Kreditzinsen geben langsam wieder etwas nach und auch die Kosten für Baumaterial gehen erfreulicherweise zurück", sagt der Bürgermeister."Sinnvoll und erstrebenswert" Diese Umstände war für die CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) der Anlass, den folgenden Antrag zu stellen: "Der Gemeindevorstand soll durch die Gemeindevertretung der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) beauftragt werden, Verhandlungen für den Kauf des angebotenen Grundstücks am Hollergrund aufzunehmen und durchzuführen." Als Gründe nannte die Fraktion unter anderem: "Das Gebiet ist bereits aus der Landschaftsschutzverordnung Hessische Rhön entlassen - das ist die Voraussetzung für eine Bauleitplanung." Die angebotene Fläche sei schon teilerschlossen. Die für das Muster-Ferienhaus verlegten Ver- und Entsorgungsleitungen könnten gemäß ihrer Dimension für die komplette Fläche genutzt werden. Die von Hessen Mobil genehmigte verkehrliche Erschließungsplanung an die Kreisstraße 41 liege bereits vor. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Städten erhöhe auch die Nachfrage im ländlichen Bereich. In Poppenhausen stehen nur ganz vereinzelt Grundstücke zum Verkauf zu Verfügung.
Patt bei Abstimmung am Mittwoch Von den 14 anwesenden Gemeindevertretern hatten während der Sitzung nur sieben Vertreter der CDU-Fraktion dafür gestimmt. Die anderen sieben Wahlberechtigten (sechs Freie Wähler und ein CWE-Vertreter) stimmten dagegen. Bei Stimmengleichheit bedeutet das Ergebnis für die antragstellende Fraktion eine Ablehnung.
"Ich spreche mich für ein behutsames Wachstum der Gemeinde aus. Gleichzeitig soll und muss man auch die Innenentwicklung im Fokus haben. Auch dort kann das Rathaus mit den Gremien eine Vitalisierung und Belebung unterstützen. Es geht also beides, denn beides ist wichtig und beide Wege sollten parallel genutzt werden", so Bürgermeister Helfrich gegenüber O|N. "Da wir und die Eigentümer die vergangenen Jahrzehnte gut genutzt haben, ist kaum ein Sanierungsstau und auch kein Leerstand zu verzeichnen. Private und öffentliche Maßnahmen - unterstützt durch Förderprogramme wie die Dorferneuerung - haben den Ort attraktiv gestaltet und zukunftsfähig gemacht. Dies ist an zahlreichen Projekten erkennbar und auch belegbar", so der Bürgermeister.
"Chance vertan" Entgegen der Meinung der Fraktion der Freien Wähler sieht er den Handlungsbedarf nicht so hoch. "Die Befürworter der Innenentwicklung wollen sich eine ehrenvolle Aufgabe vornehmen, den in Betracht kommenden Innenbereich neu zu gestalten. Einige wenige leerstehende und von der Substanz abgängige Anwesen sollen samt Umfeld in die Prüfung einbezogen werden. Das ist eine große Herausforderung und ein zäher, langwieriger Prozess. Zudem muss man als Gemeinde über die Anwesen und Grundstücke verfügen. Oft stehen diese gar nicht zur Verfügung, weil die Eigentümer etwas Anderes damit vorhaben und nicht verkaufsbereit sind. Gelingt es trotzdem, braucht man später Investoren und Bauträger, um die städtebaulichen Planungen umzusetzen. Auch das scheint mir heutzutage eher schwierig. Schließlich ist das Bauen auf dem Land ebenso kostenträchtig wie im Oberzentrum, wo die Bauträger allerdings bei Vermietung eine höhere Rendite erwarten können."
"Durch die Ablehnung des Grundstückskaufs ist die Chance für ein weiteres behutsames Wachstum von Poppenhausen leider vertan, obwohl dies für die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums von großer Bedeutung ist. Schade! Doch wir bleiben dran und hoffen, dass sich noch eine andere Meinung durchsetzt", blickt Helfrich in die Zukunft. (cdg) +++