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Krisenmodus Corona: Erster Lockdown vor vier Jahren schafft neue Realität
23.03.24 - Hamsterkäufe, Plexiglasscheiben und Masken: Das öffentliche Leben stand im Frühjahr 2020 komplett auf dem Kopf. Der erste Corona-Lockdown in Deutschland wurde damals unter Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) am 16. März beschlossen und trat am 22. März in Kraft. Zahlreiche Einschränkungen im Alltag folgten, die Innenstädte waren wie leergefegt (O|N berichtete) - und die Ungewissheit in der Bevölkerung groß.
In der ersten Covid-19-Welle registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) von Januar bis Mitte Juni 2020 etwas mehr als 190.000 laborbestätigte Fälle. Die Beschlüsse von Bund und Ländern sahen in diesem Lockdown keine allgemeine Ausgangssperre vor. Doch die Reduzierung der Kontakte hatte oberste Priorität, um die Entlastung des Gesundheitssystems zu gewährleisteten. Schulen, Kitas, genauso wie Geschäfte, Gastronomie-Betriebe und Friseursalons mussten temporär schließen. "Es kostet uns alle Opfer – wirtschaftlich, wie menschlich", erklärte Merkel zu diesem Zeitpunkt in einer Pressekonferenz.
Alles drehte sich fortan um Infektionen, Schnelltests, Quarantäne, Abstandsregeln und Inzidenzen. Auch vier Jahre nach dem ersten Lockdown hat die Corona-Zeit sicherlich in einigen Bereichen und auch in den Köpfen der Menschen ihre Spuren hinterlassen - im positiven und negativen Sinne. Grund genug für OSTHESSEN|NEWS, den Frankfurter Virologen Dr. Martin Stürmer nach seinen Eindrücken und Einschätzungen zu fragen.
O|N: Der erste Corona-Lockdown in Deutschland ist nun vier Jahre her. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück? Wie bewerten Sie die vielen weiteren Schritte mit dem Wissen von heute?
2G und 3G - Zutritt in Geschäfte beispielsweise konnte im weiteren Pandemieverlauf ...Symbolbild: O|N/Carina Jirsch Dr. Martin Stürmer:
O|N: In der akuten Zeit hatten Sie bestimmt alle Hände voll zu tun. Beschäftigen Sie sich in Ihrem Alltag nach wie vor mit Corona und dessen Forschung, bzw. wo liegt aktuell der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit?
Dr. Martin Stürmer: "Ich schaue nach wie vor auf die aktuelle Entwicklung von SARS-CoV-2 (wie verändert sich das Virus weiter, was bedeutet das für die Immunität und den Impfstoff?) sowie die auf den Verlauf der Erkältungs-Saison. Meine eigentliche Tätigkeit ist weiterhin die Leitung des IMD-Labors in Frankfurt, für die ich jetzt wieder deutlich mehr Zeit habe als in der Pandemie-Phase."
O|N: Welche Variante ist derzeit im Umlauf und wie verhält sich die Infektionslage? Ist es überhaupt noch "der Rede wert"? Glauben Sie, das Thema Corona spaltet auch heute noch immer die Meinungen der Menschen?
Dr. Martin Stürmer: "Aktuell zirkuliert JN.1 bzw. Subvarianten von JN.1 mit 90 Prozent Gesamtanteil in Deutschland. Wir befinden uns gerade im hinteren Abschnitt der Erkältungswelle (unabhängig von Covid), das heißt tendenziell fallen die Zahlen. SARS-CoV-2 spielt aktuell gerade eine eher untergeordnete Rolle, sowohl infektiologisch als auch in den Köpfen der Menschen. Allerdings dürfen wir die Long-Covid-Situation nicht vergessen. Viele Menschen leiden darunter und es sollte alles dafür getan werden, ihnen bestmöglich zu helfen. Außerdem ist SARS-CoV-2 nicht im gleichen Maße saisonal wie andere Erkältungsviren. Es ist durchaus möglich, dass wir auch im Sommer einen Peak bekommen werden. Daher müssen wir weiterhin darauf achten, dass die Immunität in der Bevölkerung stabil bleibt und vor allem vulnerable Bevölkerungsgruppen adäquat vor schwereren Verläufen geschützt bleiben. Und ja, viele Menschen wollen davon nichts mehr hören..." (mkr) +++