Der Tod als Lebenshelfer: Musical "Leben ohne mich" regt zum Nachdenken an
19.04.24 - "Leben ohne mich" ist bereits das fünfte Musical der "Merga Bien"-Macher von Virtuoso. Tod, Trauer und Abschied stehen darin im Rampenlicht - und werden zum flammenden Appell ans Leben verwandelt. Am Donnerstagabend war im Petersberger Propsteihaus Uraufführung.
Der Festsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, obwohl die Materie eher trocken und düster erscheint: Nach einem schweren Unfall liegt der 17-jährige Noah, Sohn einer alleinerziehenden Mutter, im Koma, die Menschen aus seinem sozialen Umfeld müssen sich im Verlauf des Stücks mit dieser Abschieds-Situation auseinandersetzen. Musical-Macher Steffen Dargatz aus Petersberg-Steinhaus (Landkreis Fulda) wollte nach Historien-Musicals wie "Merga Bien" und "Alles für Fulda" etwas Nachdenklicheres, Philosophisches schaffen, ein Musical, das den Zuschauern etwas mitgibt fürs Leben.
Die Beschäftigung mit dem Tod, der eigenen Endlichkeit, gibt den Charakteren zu denken, die mit Noahs Schicksal konfrontiert werden: Im Schwebezustand zwischen Leben und Tod dient der dazu, eingefahrene Lebensmodelle infrage zu stellen, mindestens etwas Unsicherheit zu schaffen, etwa bei der arbeitssüchtigen Mona (Christiane Waschk), die ebenso auf der Intensivstation aufläuft wie Noahs Freundin (Stella-Maria Mai), Monas Bruder (Felix Schlitzer) und die hoffnungsfrohe Krankenschwester Susann (Barbara Gatzweiler-Erb).
Ein reduziertes Bühnenbild und nur acht statt wie bisher 30 Darsteller erlauben nicht nur eine intimere Atmosphäre, sondern auch die sentenzhafte Beschäftigung mit lebensphilosophischen Fragen auf der Bühne: Angesichts des Todes verblassen schnöde Lebenssorgen, das titelgebende "Leben ohne mich" wird zur Erkenntnis und zum Appell ans Leben, frei nach Komponist Michael Denhoff: "Es gibt gar kein Ende! Das, was wir als Ende empfinden, ist in Wirklichkeit nur der Anfang eines neuen Zustands des Bewusstseins." (mau) +++