Mit 15 saß Natalie Merle das erste Mal auf einem MX-Bike. Seitdem hat sie die Faszination Motocross nicht mehr losgelassen - Fotos: goa

ALSFELD Erfolgreiche Motocrossfahrerin

Adrenalin-Junkie Natalie Merle: Die mit dem MX-Bike tanzt

16.05.24 - Wenn die Alsfelderin Natalie Merle ihre Rennsportkluft anzieht, ist sie in einer anderen Welt. Seit 2017 fährt die 24-Jährige Motocross beim MCS Schrecksbach. Am vergangenen Samstag startete sie beim Rennen der MSR-Serie in Ludwigsau-Meckbach und wurde bei den Damen Sechste in der Tageswertung. Gegenüber OSTHESSEN|NEWS verrät sie, wie sie zu dem außergewöhnlichen Sport gekommen ist und was für sie den Thrill ausmacht.

Die Schrecksbacher Rennstrecke "Rund am Bodenrain" liegt von Natalies Hattendorfer Anschrift gesehen "gleich hinter dem Wald", Luftlinie gute drei Kilometer. Bei günstigem Wind kann sie beim Rennbetrieb die Maschinen zu Hause hören. Über Groß-Cousins gab es direkten Kontakt zur Schrecksbacher Motocross-Szene. Beim Zuschauen wuchs die Begeisterung, dann kam es im Alter von 15 endlich zum Selbst-Ausprobieren. "Die Anfänge waren noch etwas holprig, ich hatte ja keine Erfahrung mit der Motorrad-Schaltung", blickt sie zurück. Dennoch zündete sehr schnell der Funke, und als sich die Gelegenheit zum Kauf der ersten gebrauchten 80-ccm-Maschine ergab, wurde zugeschlagen – Natalie wurde Mitglied beim MCS.

Zu Hause: Packen vor der Abfahrt zum Rennen

Sich mit der Maschine die beeindruckenden Abgründe hinunterstürzen, wie es die Heimstrecke "Rund am Bodenrain" gleich mehrfach verlangt – dem Zuschauer bereitet schon das Zuschauen eine Gänsehaut - war für sie von Anfang an kein Problem: "Das kannte ich seit etlichen Jahren vom Downhill-Biking. Da weiß man, wie sich der Untergrund verhält, wie man bremst und wie man auch mal richtig fällt." Die Schnelligkeit und die Dynamik des Motocross sind für Natalie der Kick. "Downhill mit dem Rad ist eine Fahrt immer recht schnell vorbei, aber mit dem Motorrad fahre ich einfach weiter, auch bergauf, das ergibt einen ganz anderen Flow. Hinzu kommt das gemeinsame Rennerlebnis mit vielen Motorrädern und den Überholmanövern auf der Piste – und natürlich der irre Sound der Maschinen", schwärmt sie und ihre Augen funkeln. Sicherer fühle sie sich auf dem Motorrad im Vergleich zum Bike auch, gerade bei den vielen Sprüngen, versichert sie. Allerdings: Im Herbst 2022, der Corona-Stillstand war gerade überwunden, verletzte sie sich bei einem Trainingssprung das rechte Knie, so dass eine OP fällig war und sie 2023 pausieren musste. Nun geht es endlich weiter: im April Heimrennen in Schrecksbach mit Platz 8, in Meckbach am vergangenen Samstag Platz 6, und am kommenden Pfingstsamstag geht es ins mittelhessischen Beuern. Die MSR-Meisterschaft tourt durch Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen.

"Ich will mich weiter steigern und in die Spitze fahren – irgendwann darf es dann auch gerne die Serie um die Deutsche Meisterschaft sein", blickt sie auf ihre ehrgeizigen Ziele zusammen mit ihrer 350 ccm-Viertakter-KTM, auf der sie sich pudelwohl fühlt.

Wie bei einem Rennpferd: die KTM wird im Hänger verstaut

Die Maschinen rollen vom Vorstart zum Start

Gefahr versus Sicherheit

MX ist eine Extremsportart, ohne Schutzbekleidung darf man nicht auf die Strecke. Aus der Erfahrung der Knieverletzung hat Natalie gelernt: "Ich habe in die Sicherheit investiert und trage jetzt neben den obligatorischen Schutzplatten-Protektoren, Helm, Stiefeln und Handschuhen zusätzlich Knieschoner mit integrierten Orthesen, die Bänderverletzungen weitestgehend verhindern sollen, außerdem einen Nackenschutz."

Nach dem Fachabitur hat Natalie eine Ausbildung zur "Mediengestalterin Bild und Ton" in Steinau an der Straße absolviert. Wie geplant begann dann ihr Studium der Sportwissenschaften in Marburg. Weil ihr beides richtig gut gefällt, will sie nach dem andauernden Studium Sport und Medienarbeit miteinander verknüpfen. Trotz Studium und Jobben gilt: an rennfreien Wochenenden muss nach Möglichkeit trainiert werden: "Ohne MX-Fahren geht es nur schlecht!"

Papa Klaus und Mama Gabi an der Strecke in Meckbach

Dank an die Eltern

Natalie ist dankbar, dass ihre Eltern ihrem Drängen irgendwann nachgegeben haben und sie unterstützten. Während Vater Klaus ein (zumindest äußerlich) ruhender Pol ist, erlebt man Mama Gabi am Pistenrand emotional deutlich angeknipst, so auch in Meckbach – es soll natürlich nichts passieren.

Mit der sportlichen Aufwärtsentwicklung freut sich Natalie inzwischen auch über die ersten beiden Sponsoren. "Das hilft sehr, den finanziellen Aufwand zu stemmen", sagt sie und wäre für weitere Sponsoringchancen dankbar.

Emotion und Fitness

"Schon in der Woche vor einem Rennen steigt allmählich die Aufregung", gewährt Natalie Einblicke in ihre Gefühlswelt. Am Rennsamstag wird es vor allem zur Vorstartphase nach der Mittagspause so richtig ernst. "Beim Anziehen des Overalls klopft das Herz. Du rollst zum Vorstart, Freunde wünschen dir viel Glück – in dieser Phase vor dem ersten Tages-Rennstart ist die Aufregung immer kaum auszuhalten, dann bin ich auch in einer anderen Welt und vergesse alles andere. Jetzt zählt am Startgatter die grüne Fahne, man ist im Tunnel und schaut nach vorn. Endlich das 15-Sekunden-Countdown-Schild, Gang rein - dann 5 Sekunden, alle Maschinen Vollgas und der Blick gilt nur noch dem fallenden Startgatter, mit dem das Rennen freigegeben wird. Jetzt nur gut wegkommen und in die erste Kurve einbiegen. Wenn das gelingt, lässt die erste Anspannung etwas nach und man fokussiert sich von Kurve zu Kurve, von Runde zu Runde." Die 2 x 15-minütige Renndistanz verlangt den Motocross-Piloten körperlich und mental restlos alles ab, jeder geht absolut ans Limit. "An Renntagen bin ich nachher völlig alle, viel mehr als bei allen anderen Sportarten, die ich kenne. Dann kann ich im Fahrerlager nicht mal das Motorrad hochbocken und alles tut weh, viel mehr, als wäre man einen ganzen Tag Training gefahren", sagt Natalie. Für die Fitness treibt sie praktisch täglich Sport und legt Wert auf Kraft-Ausdauer – nur wer topfit ist, hat dauerhaft die Spannung, um die Maschine unter Kontrolle zu behalten.

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Kein Führerschein

Einen Motorradführerschein hat Natalie übrigens nicht. "Normales Straßenfahren reizt mich nicht – ich wäre da vermutlich eher im Übertreibungsmodus, weil es mir sonst zu langweilig wäre. Ich werde schon mit dem Auto viel zu oft geblitzt". Für einen Test im Rallyecross wäre sie durchaus offen, hat aber eine Vermutung: "Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Motocross in Puncto Adrenalinausschüttung irgendwie zu toppen ist!"

Wer Natalie folgen möchte, findet sie bei Instagram unter "Nati.gpr222". (goa)+++


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