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Fremdenfeindliche Parolen bei der Oberguder Zeltkirmes - Zeugen gesucht
29.05.24 - Dass Fremdenfeindlichkeit nicht nur in Edel-Clubs auf Nordsee-Inseln vorkommt, sondern auch in der osthessischen Provinz, zeigt ein aktuelles Negativ-Beispiel auf der Kirmes in Obergude (Gemeinde Alheim, Landkreis Hersfeld-Rotenburg). Wie die Polizei mitteilt, sollen dort in der Nacht zu Montag (20.05.) gegen Mitternacht einzelne Personen auf der Zeltdisco am Festplatz volksverhetzende Parolen zu einem abgespielten Popsong skandiert haben.
"Um den Sachverhalt zu klären, sucht die ermittelnde Polizeidienststelle in Fulda nun nach Zeuginnen und Zeugen. Diese sowie Personen, die möglicherweise Ton- oder Videoaufnahmen während des Abspielens des Liedes gefertigt haben, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0661/1053520 zu melden", so die Polizei am Dienstag.
"Keine Toleranz von rechtem Gedankengut"
"Ich bin über den Fall informiert und mit allen beteiligten Stellen, wie beispielsweise der Polizei, im Austausch. Der Veranstalter, die Freiwillige Feuerwehr Obergude, hat konsequent gehandelt – das heißt, es wurde direkt eingegriffen und der Vorfall wurde auch selbst zur Anzeige gebracht. Wir tolerieren rechtsradikales Gedankengut in keiner Weise und werden alle nötigen Konsequenzen ziehen", so Alheims Bürgermeister Andreas Brethauer (SPD) auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS.
"Wir sind zutiefst schockiert über diesen Vorfall und möchten an dieser Stelle klarstellen, dass wir uns von jeglicher Form von Rassismus und Diskriminierung distanzieren. Solche Verhaltensweisen sind in keiner Weise mit unseren Werten und unserem Verständnis von Respekt und Toleranz vereinbar. Wir erwarten, dass in Zukunft Personen mit solchem Gedankengut den Veranstaltungen in Obergude fern bleiben. Bei uns ist kein Platz für Rassismus und Intoleranz", schreibt die Freiwillige Feuerwehr Obergude auf Facebook.
Appell der Polizei
"Die osthessische Polizei appelliert in diesem Zusammenhang - unabhängig der strafrechtlichen Relevanz - sich von Personengruppen zu distanzieren, die solche Gesänge beziehungsweise andere fremdenfeindliche Äußerungen von sich geben oder ähnliches Verhalten in der Öffentlichkeit zeigen." Ein solches Verhalten sei inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen. Zeugen, die entsprechende Wahrnehmungen machen, sollen sich bitte sofort melden. "Wir verfolgen entsprechende Straftaten konsequent", betont das Polizeipräsidium Osthessen.
Verbot unter anderem beim Münchner Oktoberfest
Der besagte Song "L'Amour toujours" von Gigi D'Agostino, zu dem die fremdenfeindlichen Parolen unter anderem auf Sylt gesungen worden sind, wurde aktuell von Wiesn-Chef Clemens Baugärtner verbannt. Das Fest sei "fremdenfreundlich, international und weltoffen", so Baumgärtner gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Auf der Düsseldorfer Rheinkirmes hingegen soll der Song nicht auf den Index gesetzt werden. Hier solle laut Schützen-Chef Andreas-Paul Stieber "im Zweifel mutig eingeschritten werden", so Stieber gegenüber der Rheinischen Post.Gegenüber der Berliner Morgenpost hatte der italienische Musikproduzent D'Agostino zu seinem 2001 erschienenen Hit gesagt, dass es in seinem Lied um "wunderbares, großes Gefühl" gehe, "das Menschen verbindet". "Liebe immer", die deutsche Übersetzung von "L'Amour toujours", sei die einzige Bedeutung, die sein Song habe.
Vergangenes Jahr hatte es einen ähnlichen Vorfall in der Disco "Copa" in Mittelkalbach gegeben (O|N berichtete). (cdg) +++