Alt-MP Volker Bouffier (CDU) als Festredner: "Ehrenamt ist ein kostbares Gut"
05.06.24 - Ehrenamt macht eine Gemeinde aus. Die Gemeinde Haunetal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) hatte am Dienstagabend zu einem Ehrenamtsfest ins Bürgerhaus in Neukirchen eingeladen. Bürgermeister Timo Lübeck (CDU) sagte: "Was wäre Haunetal ohne seine Ehrenamtlichen in Ortsbeiräten, Feuerwehren, Kirchen, Vereinen oder im Mehrgenerationenhaus?". Der Abend war ein großes Dankeschön für alle Menschen, die sich für ihre Gemeinde einsetzen. Prominenter Festredner war der ehemalige Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).
"Wir möchten das vielfältige ehrenamtliche Engagement in unserer Gemeinde sichtbar machen und vor allem 'Dankeschön' sagen", so Lübeck zur Begrüßung. Eingeladen waren stellvertretend die Vorsitzenden der Vereine, "aber es engagieren sich noch viel mehr Menschen", so Lübeck. Er dankte auch den gemeindlichen Gremien für deren Arbeit. "Wir arbeiten parteiübergreifend", so der Bürgermeister. Er dankte auch den Sponsoren und dem Land Hessen, die diesen Abend als Einladung der Ehrenamtler ermöglicht hatten.
Neun Förderbescheide Die Erste Beigeordnete Ulrike Klawonn überreichte im Anschluss gemeinsam mit dem Bürgermeister neun Förderbescheide aus dem IKEK-Programm des Landes Hessen. Auf zwei Jahre verteilt stehen der Gemeinde insgesamt 24.000 Euro zur Verfügung. Die ersten 12.000 Euro gingen an den Landfrauenverein Holzheim-Kruspis, den Ortsbeirat Odensachsen, dem Heimat- und Kulturverein Kruspis, den 1. FC 1922 Wehrda, an "Wehrda unser Dorf", den Ortsbeirat Oberstoppel, den Angelsportverein 1974 Haunetal, den Ortsbeirat Holzheim und den Schützenverein Stärklos. Eingesetzt wird das Geld für unterschiedliche Projekte, die wiederum der Allgemeinheit zugutekommen werden. "Wir mussten diesmal aus elf Bewerbungen auswählen. Für das kommende Jahr freuen wir uns auf neue Bewerbungen für den zweiten Teil der Förderung", sagte Klawonn.
Festredner Volker Bouffier, der auf Einladung seines Parteifreundes und Bürgermeisters Timo Lübeck ins Haunetal gekommen war, lobte die Ehrenamtler. "Im Mittelpunkt des heutigen Abends stehen die, die mehr tun, als sie müssen." Das Ehrenamt sei "ein kostbares Gut. Ehrenamt ist vielfältig und basisnah", so der Alt-Ministerpräsident. Seines Wissens sei in der Region noch kein solches Ehrenamtsfest gefeiert worden. In seiner gut 30-minütigen, ohne Manuskript gehaltenen Rede ging Bouffier auf zahlreiche Themen ein - angefangen beim Mord an seinem Freund Dr. Walter Lübcke vor fünf Jahren über das Attentat in Mannheim in der vergangenen Woche bis zum Ukraine-Krieg und Putin. "Ich möchte die Stimmung nicht vermiesen, aber die Gesellschaft stellt uns heute vor Herausforderungen, die wir meistern müssen."
Mut, sich einzumischen In diesem Zusammenhang appellierte Bouffier, am Sonntag zur Europawahl zu gehen. "Es braucht ein starkes Europa. Wählen Sie demokratisch", rief er dem Auditorium zu. Das Vertrauen in Staat und Politik sei noch nie so niedrig gewesen wie heute. "Egal ob Reichsbürger, AfD oder Klimakleber - sie alle akzeptieren die Grundregeln der Demokratie nicht", konstatierte der Alt-Ministerpräsident. "Ich möchte Sie ermutigen, sich einzumischen."
Bouffier ging auf die von ihm als "Revolution der Kommunikation" genannte Entwicklung ein. Statt aus gedruckten Zeitungen würden die Menschen ihre Informationen heute größtenteils aus dem Internet oder Social-Media-Portalen erhalten. Mit dem Siegeszug der Smartphones schneller Nachrichten und krasser Überschriften, bei denen der Wahrheitsgehalt oft nicht hinterfragt werde, habe sich auch die Kommunikation der Menschen untereinander verändert. "Jeder hat heute seine eigene Wahrheit", sagte Bouffier.
Er erwähnte auch die positiven und negativen Effekte Künstlicher Intelligenzen (KI). "Die Herausforderungen sind groß. Aber unsere Chancen auch. Wir brauchen Klarheit, Orientierung und Mut, um Dinge anzusprechen." Doch auch das Thema Flüchtlingspolitik ließ Bouffier nicht aus: "Wer hierherkommt, muss sich im Klaren sein: Hier gelten die Regeln, die hier gelten", sagte der Festredner. Über dieses Thema kam er zum Ausgangspunkt zurück: "Wer hierherkommt, soll bereit sein, sich einzubringen. Wir brauchen Menschen, die sich engagieren. Wir brauchen Mut und Demut." Ehrenamtlicher Einsatz heiße, dass sich Menschen gemeinsam für eine Idee einsetzten und diese Aufgabe schulterten, "damit die Menschen gerne hier leben".
Ehrung für Bauernmarkt-Organisator Alois Wörndl Der "Farmer Market Blues" von Johannes Brauer leitete zum nächsten Programmpunkt über: der Ehrung des langjährigen Leiters des Haunetaler Bauernmarktes, Alois Wörndl. Fritz Krauser, Altbürgermeister der Marktgemeinde, hielt die Laudatio auf den "Bayer, der im Haunetal heimisch wurde". "Du hast ein leuchtendes Beispiel für das Ehrenamt gegeben", so Krauser. Wörndl erhielt von Bouffier, Lübeck und Krauser die Silberne Ehrennadel der Marktgemeinde Haunetal überreicht. Mehr als "Danke" kam nicht über seine Lippen, aber die Augen Wörndl strahlten mit den Bühnenscheinwerfern um die Wette.
Das Ehrenamtsfest wurde vom Tenor Fedor Kunitski und Elena Töws am Akkordeon mit "Weißt du, wohin?", der Titelmelodien von "Dr. Schiwago", "O sole mio" und einem ukrainischen Lied mit dem Titel "Schwarze Augenbrauen" musikalisch umrahmt. Nach dem offiziellen Teil wurde bei gutem Essen, guten Getränken und guten Gesprächen im Bürgerhaus Neukirchen weitergefeiert. (Christopher Göbel) +++