20 Jahre nach seiner Gründung gehören 35 Mitarbeitende zum Netzwerk für Erziehungshilfe. Darunter (von links): Daniela Wingenfeld (Sozialpädagogin, Landkreis Fulda), Petra Baier (Sozialpädagogin, Stadt Fulda), Claudia Jeske (Sozialpädagogin, Landkreis Fulda), Dörthe Behmel (Förderschullehrkraft) und Förderschul-Konrektor Claus Schumacher. - Foto: Anna-Lena Bieneck

REGION FULDA Jubiläumsfest am 14. Juni

Kooperation von Schule und Jugendhilfe in Stadt und Landkreis

10.06.24 - Wie können Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützt werden, die im System Schule an ihre Grenzen stoßen? Was braucht es, um Kindern mit besonderem Bedarf in der emotionalen, sozialen Entwicklung gerecht zu werden?

Antworten auf diese Fragen bietet seit 20 Jahren das Netzwerk für Erziehungshilfe: eine Kooperation von Schule und Jugendhilfe mit dem Ziel, Kinder ambulant in ihrer Schule zu fördern und ergänzend dazu die Familien individuell zu begleiten und zu beraten.

Das Netzwerk wurde im Sommer 2004 von der Jugendhilfe des Landkreises und der Stadt Fulda sowie vom Staatlichen Schulamt gegründet, um für Kinder mit Auffälligkeiten in der emotionalen sozialen Entwicklung ortsnahe Unterstützungsangebote zu schaffen. Hierfür konnten Schulen mit Start des Schuljahrs 2004/2005 Bedarf anmelden. "Als wir angefangen haben, haben wir zu dritt den kompletten Landkreis abgedeckt", sagt Förderschullehrerin Dörthe Behmel.

Zum dreiköpfigen Team zählten neben ihr zwei Sozialpädagogen. Diese Zusammenarbeit war damals wie heute etwas Besonderes: Die eigentlich voneinander getrennten Systeme Schule und Jugendhilfe greifen ineinander, Förderschullehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte arbeiten im Tandem.

Seit 20 Jahren über 2.500 Anträge eingegangen

20 Jahre später besteht das Netzwerk für Erziehungshilfe aus 35 Fachkräften. Derzeit werden 517 Kinder in den Schulen von Stadt und Landkreis ambulant betreut. Seit 2004 sind insgesamt 2.560 Anträge eingegangen – die Schülerinnen und Schüler sowie deren Familien wurden in verschiedenster Form betreut, beraten und begleitet. Die Antragstellung erfolgt durch die Schule oder die Sozialen Dienste der Jugendämter von Stadt und Landkreis, gemeinsam mit den Eltern.

Die Förderschullehrkräfte und die sozialpädagogischen Fachkräfte nehmen daraufhin Kontakt zur Regelschule und den Eltern auf. Gemeinsam wird die Situation im schulischen und familiären Bereich erfasst. Auf Grundlage des individuellen Hilfe- und Förderbedarfs können dann unterschiedliche Unterstützungsangebote in Anspruch genommen werden. Zur Arbeit der Förderschullehrkräfte zählen neben der Diagnostik und der Förderplanung unter anderem auch Unterrichtsbegleitung und -beobachtung, Einzel- und Kleingruppenförderung und gezielte Unterrichtsangebote zur Stärkung in den Bereichen Arbeits- und Sozialverhalten – zum Beispiel Mobbingintervention, Umgang mit Beleidigung oder gewaltfreie Kommunikation.

Unterstützung kann über den Schulalltag hinausgehen

Die Unterstützung durch das Netzwerk kann aber auf Wunsch auch über den Schulalltag hinausgehen. "Viele Eltern wissen nicht, dass es neben der schulischen Förderung auch eine sozialpädagogische Begleitung für zuhause gibt", sagt Petra Baier, Sozialpädagogin bei der Stadt Fulda. Dabei können Schwierigkeiten und Auffälligkeiten im Arbeits- beziehungsweise Sozialverhalten häufig auch im familiären Umfeld begründet sein – zum Beispiel, wenn Eltern aufgrund des herausfordernden Verhaltens ihrer Kinder bei der Erziehung an Grenzen stoßen. Die sozialpädagogischen Fachkräfte leisten daher auch bei Erziehungsfragen Unterstützung und Beratung.

"Gemeinsam versuchen wir, im häuslichen Umfeld wieder gute Lernstrukturen herzustellen, aber auch die Kommunikation in der Familie zu verbessern", erklären Petra Baier und ihre Kolleginnen Daniela Wingenfeld und Claudia Jeske, die beide Sozialpädagoginnen beim Landkreis Fulda sind. Ziel ist dabei immer die Stärkung der Beziehungen – insbesondere zwischen Eltern und Kindern, oftmals aber auch zwischen Geschwistern. "Es ist wichtig, den Eltern die Sorge davor zu nehmen, dass nicht an ihnen, sondern mit ihnen gearbeitet wird. Ganz individuell werden mit den Familien Erwartungen, Ziele und Ressourcen erarbeitet, denn den einen richtigen Weg gibt es nicht." Die Arbeit des Netzwerks diene hierbei als "Navigationssystem", sodass Eltern das Steuer langfristig wieder aktiv in die Hand nehmen können.

Dieses Konzept der engen Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule hat sich bewährt, Wissen und soziales Lernen greifen im Landkreis Fulda Hand in Hand. Das funktioniert dank stetiger Weiterentwicklung der Konzepte und Ideen im Netzwerk, die sich an veränderte Bedarfe anpassen müssen – in Zukunft zum Beispiel mit Blick auf Ganztagsschulen.

Jubiläumsfest im Kompetenzzentrum

Um 20 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe in Stadt und Landkreis Fulda zu feiern, lädt das Netzwerk für Erziehungshilfe am Freitag, 14. Juni, alle Interessierten zum Jubiläumsfest im Kompetenzzentrum für Sprache und Erziehung (An der Röthe 15, 36100 Petersberg) ein. Das Kompetenzzentrum mit den Bereichen Sprachheilförderung sowie emotionale soziale Entwicklung wurde im Jahr 2012 eröffnet.

Hier können Kinder und Jugendliche von ihrer Regelschule eine "Auszeit" nehmen, wenn die ambulante Betreuung durch das Netzwerk nicht mehr zielführend erscheint. In den sogenannten Auszeit- und Durchgangsklassen verbringen sie drei Monate bzw. maximal zwei Jahre. Ziel ist, dass sie dann wieder gestärkt in ihre Regelschule zurückkehren können. Derzeit besuchen 26 Schülerinnen und Schüler die Auszeit- bzw. Durchgangsklassen. Die ambulanten Förderschullehrkräfte und die sozialpädagogischen Fachkräfte des Netzwerks fungieren als Bindeglied zwischen den Auszeit- und Durchgangsklassen, den Eltern und der Regelschule und erstellen eine fachliche Einschätzung zur Aufnahme.

Beim Jubiläumsfest besteht die Möglichkeit, das Netzwerk und das Kompetenzzentrum näher kennenzulernen. Die Eröffnung findet um 13 Uhr in der Aula statt. Ab 13.30 Uhr gibt es sowohl in den Räumlichkeiten als auch im Außenbereich zahlreiche Aktionen für Jung und Alt – dazu zählen zum Beispiel ein Kreativmarkt, eine Tombola, eine große Spielwiese mit Hüpfburg und Kinderschminken, ein Gallery Walk sowie ein Informationsstand zu Entwicklungstherapie und Entwicklungspädagogik.

Bereits ab 13 Uhr gibt es Kaffee, Kuchen und Herzhaftes, auch das Saftwerk-Mobil ist ab 13.30 Uhr vor Ort. Führungen durch die Räume werden um 14 und 15 Uhr angeboten. Weitere Infos zum Netzwerk für Erziehungshilfe findet man auf www.landkreis-fulda.de im Bereich "Jugend, Familie, Ehrenamt, Sport". (pm)+++


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