25 Jahre Perspektiva: "In Zukunft werden alle gebraucht"
20.08.24 - Das Unternehmernetzwerk Perspektiva aus Fulda feiert am 10. September sein 25-jähriges Jubiläum. 1.000 Jugendliche hat Perspektiva in dieser Zeit bereits auf dem Weg ins Berufsleben begleitet. Am Donnerstag, 25. Juli, kamen die Gründungsmitglieder am Theresienhof zusammen und erinnerten sich an die Anfangstage des Unternehmernetzwerks.
Auf dem Theresienhof haben sich Unternehmer der ersten Stunde zusammengefunden und blicken im Vorfeld des großen Jubiläums zurück. Mit am Tisch sitzt auch Peter Henkelmann, Mitglied der ersten Stunde und ehemaliger Geschäftsführer des Media Markts Fulda: "Wir haben uns als Unternehmer zusammengeschlossen, um jungen Menschen zu helfen. Außerdem wollten wir zeigen, dass es auch Alternativen zu den vom Staat vorgegebenen Möglichkeiten gibt." Rainer Sippel, Beiratsvorsitzender des Netzwerks, das inzwischen Jugendlichen, die es stimmt ihm zu: "Wir wollen unabhängig sein von staatlichen Zuweisungen, der Bürokratieaufwand ist ohnehin erheblich. Das Netzwerk baut inzwischen nicht nur Brücken in den Arbeitsmarkt, sondern hilft Jugendlichen auch dabei, Lebensperspektiven zu eröffnen." Jugendlichen, die es nicht alleine schaffen, nicht nur Brücken in den Arbeitsmarkt baut, sondern Lebensperspektiven eröffnen hilft.
Zuerst nur einfache Tätigkeiten
Die Anfänge waren bescheidener: "Rainer Sippel hat uns vor 25 Jahren das Projekt vorgestellt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das funktioniert. Zuerst war es nur ein Jugendlicher und einfache Lagerarbeit, darüber haben wir uns dann vorgetastet", erklärt Klaus Schröder, ehemaliger Geschäftsführer der John Spedition GmbH aus Fulda. "Wir haben im Laufe der Zeit gemerkt, dass die Eltern der Jugendlichen dahinterstehen müssen, dann funktioniert es wesentlich einfacher", so Monika Hauß-Schmid, langjährige Geschäftsführerin der Werner-Schmid GmbH aus Fulda.
Anfangs habe die Belegschaft mitgeholfen, den Perspektiva-Jugendlichen im Betrieb Struktur zu geben, an eine Ausbildung war noch nicht zu denken. "Es waren einfache Tätigkeiten, es ging um Beschäftigung. Erst erfolgte die Eingewöhnung im Betrieb, dann die Qualifizierung." Erst im Jahr 2020 ging es "zurück zu den Wurzeln", Menschen mit Behinderung sollte auch eine Ausbildung ermöglicht werden. "Zuerst ging es darum, den Jugendlichen eine Chance zu geben - dann auch eine Ausbildung, da kam die Startbahn ins Spiel", erklärt Sippel: Die Arbeitsschule wurde 2006 gegründet und ist inzwischen integraler Bestandteil für die Ermöglichung einer qualifizierten gesellschaftlichen Teilhabe. "Wir können es uns nicht leisten, bestimmte Menschen auszusparen vom Arbeitsmarkt: In Zukunft werden alle gebraucht", so Ulrich Nesemann, Leiter des Fachbereichs Bildung, Familie beim Landkreis Fulda.
"Manche brauchen etwas länger"
"Manche junge Menschen brauchen etwas länger: Bei uns in der Arbeitsschule Startbahn wird eine einjährige Berufsorientierung geboten, danach die zweijährige Ausbildungsvorbereitung. Vier Berufsfelder können bei uns kennengelernt werden: Soziales und Hauswirtschaft, Handwerk und Technik, Gärtnerei und Landwirtschaft sowie Lebensmittel und Service. Nach der gezielten Vorbereitung auf Ausbildung und Beruf haben schon einige eine reguläre Ausbildung durchlaufen – die sonst einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten würden", so Kathrin Müller, Leiterin der Startbahn.
In Zukunft soll es jungen Menschen mit Hauptschulabschluss ermöglicht werden, im sozialen Bereich beruflich Fuß zu fassen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. "Bisher ist das nur mit einem mittleren Bildungsabschluss möglich. In Bayern dagegen sind Berufe wie Heilerziehungspflegehelfer auch mit Hauptschulabschluss möglich. Das ist auch für Hessen wünschenswert", so Müller. Bis zur Jubiläumsfeier sollen die 125 Gesellschafter komplett sein - die Verantwortlichen sind guter Dinge. (mau) +++