Zunehmende Kriminalitätsfurcht: "Wie kann ich mich schützen?"
24.08.24 - Die zunehmende Kriminalitätsfurcht wirft bei vielen die Frage auf: "Wie kann ich mich selbst schützen?" Um diese und weitere Fragen zu klären, haben wir uns an den Selbstverteidigungstrainer Mario Schmitt gewandt. Der zweifache Familienvater stammt aus Wickers, einem Ortsteil der Gemeinde Hilders und ist 46 Jahre alt. Die Art der Selbstverteidigung, die er betreibt, nennt sich Wing Tsun Plus. "Wir legen Wert darauf, die Verteidigungsfähigkeiten und das Selbstbewusstsein zu stärken." Er ist aber nicht nur Ausbilder in der Wing Tsun Plus Schule Fulda, sondern hat seit fünf Jahren auch seine eigene Schule in Hilders.
Schmitt selbst ist seit August 2001 ein Teil des WTplus Teams. "Ich habe eine Selbstverteidigung gesucht und habe mir auch mehrere Kampfsportarten angeschaut. Aber für mich war das Richtige nicht dabei, bis ich eines Tages auf eine Wing Tsun Schule aufmerksam geworden bin. Nach meinem ersten Probetraining war mir klar: Genau das will ich", so der Trainer über seinen Weg zur Selbstverteidigung. Für die unterschiedlichen Altersklassen werden die Kurse eingeteilt. Gelegentlich gibt es auch spezielle Frauenkurse. Zusätzlich können Schulen Kurse zur Gewaltprävention anfragen und Inhouseseminare in Firmen sind ebenfalls möglich.
Steigendes Interesse an der Selbstverteidigung Heutzutage ist, aufgrund zunehmender Kriminalitätsfurcht, Sicherheit ein individueller Begriff. So auch für den Trainer: "Potenzielle Gefahrenquellen kann es überall geben, theoretisch kann also immer irgendwas passieren. Das sage ich jetzt aber nicht, um Angst zu verbreiten, sondern eher um realistische Gefahrenmöglichkeiten zu benennen." Laut Schmitt sind aber nicht nur die möglichen Gefahren gestiegen, sondern auch die Anzahl der Menschen, die sich für Selbstverteidigung interessieren. "Der Zuwachs bei den Kindern ist ziemlich groß, weil Eltern wollen, dass sich ihre Kinder im Grundschulalter wehren können."
Tipps und Tricks des Trainers
Schließlich ging es darum, sich direkt helfen zu können. Seine Aussage: "Bei Messerangriffen gibt es nur eine Richtung: weg. Außer es gibt wirklich Gründe zu bleiben, wie andere Familienmitglieder." Es wird also explizit von vermeintlich filmreifen Heldentaten abgeraten. "Aufmerksam bleiben, Augen und Ohren offen halten, Blick weg vom Handy, Gefahrenquellen wie dunkle Stellen meiden. Ja, einfach seine Umgebung im Auge behalten", rät der Wing Tsun Plus Trainer.
Training für Kids und Jugendliche
Auch die Kids standen uns für Antworten zur Verfügung. So wird ganz schnell deutlich, dass die Eltern wollen, dass sich ihre Kinder verteidigen können, ihr Selbstbewusstsein steigt und sie sich "auspowern können", so Mutter Nicole. Zusätzlich berichten einige von Situationen, bei denen ihnen die Selbstverteidigung geholfen hat: "Als mir jemand aus der Schule den Arm umgedreht hat." Was die Kinder in Konfliktsituationen am hilfreichsten finden, sind die gehobenen, schützenden Arme und die Ausrufe "Hör auf!" und "Lass mich in Ruhe!"Doch nicht nur die Kinder sind begeistert, sondern auch die Eltern. So Mutter Sabrina über ihre Tochter: "Nach der Verbesserung ihrer körperlichen Fitness und ihrer Selbstverteidigungsfähigkeiten hat der Kurs ihr auch wichtige Lebenskompetenzen vermittelt. Sie lernt Disziplin, Teamarbeit und wie man mit besonderen Herausforderungen bestmöglich umgeht. Zudem finde ich, dass es ihr geholfen hat, ihre eigenen Stärken zu erkennen." Auch Mutter Nicole stimmt zu, so habe sie mehr "Vertrauen in das Kind, wie es mit Fremden umzugehen hat."
Die Begeisterung der Eltern betrifft aber nicht nur ihre Kinder, sondern auch den Trainer. "In der heutigen Zeit werden Kinder von Fremden angequatscht und das wurde geübt. Sie sind mit Mario zusammen durch den Ort gelaufen und wurden von einem angeblich Fremden angesprochen. Hier lernen sie, so realistisch wie möglich damit umzugehen", äußert sich Mutter Nicole. Mutter Sabrina stimmt zu: "Die Atmosphäre ist sehr positiv und unterstützend. Mario ist als Trainer wirklich großartig und schafft es, die Übungen spielerisch und spannend zu gestalten."
Doch nicht nur die Selbstverteidigung ist ein wichtiges Element des Kids-Trainings, sondern auch die Hilfsbereitschaft. Falls es nun also passiert, dass ein Erwachsener ein Kind mitnehmen will, lernen die Kinder als Gruppe zu helfen und schnellstmöglich Erwachsene zu holen. Trainer Mario warnt: "Alleine zu helfen, kann immer bedeuten, selbst in Gefahr zu geraten."
Auch Erwachsene sind für die Selbstverteidigung zu begeistern Erwachsene sind selbstverständlich ebenfalls bei Wing Tsun Plus willkommen. Trotz des Altersunterschieds haben sie ähnliche Beweggründe wie die Kinder. "Ich habe eine Kampfsportschule für meine Kinder gesucht, damit sie sich verteidigen und Selbstbewusstsein aufbauen können. Dann hat es mir so gut gefallen, dass ich es auch machen wollte." Ein weiterer Grund ist, "die sportliche Förderung sowie eine körperliche und mentale Herausforderung. Außerdem vermittelt es wichtige, alltägliche Werte."
Veränderungen an einem selbst wurden auch hier bemerkt, dabei wird genannt: gestiegenes Selbstbewusstsein, mehr Gelassenheit in Gefahrensituationen und schnellere Reaktion. Ebenfalls wird die Trainingsart gelobt: "Es werden Situationen durchgespielt, die als Vorbereitung für die Realität dienen." Ob sich die Erwachsenen jetzt sicherer fühlen, lässt sich nicht eindeutig beantworten. So wird einmal gesagt: "Die Umgebung ist nicht unbedingt sicherer, aber ich fühle mich sicherer mit mir selbst." Eine andere Aussage lautet dagegen: "Man sollte die Umgebung wahrnehmen, aber nicht ängstlich sein."
Abschließend lässt sich sagen, dass sich die Schüler selbst durch das Training für einen Ernstfall bereit fühlen. Präventiv kann es aber schon helfen, seine Umgebung aufmerksam im Blick zu haben. (Mia Schmitt)+++