Anna-Lena Noll (32, SPD): "Ich habe viele Ideen für alle unsere Lebensbereiche"
11.09.24 - Am 1. September war bereits eine gute halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale in Nentershausen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) klar, dass keiner der fünf angetretenen Bewerber oder die Bewerberin die erforderliche 50-Prozent-Mehrheit erreicht hatte.
Michael Weinert (unabhängig) erreichte 49,28 Prozent, Anna-Lena Noll (SPD) 43,86 Prozent. Bei knapp 1.600 Wählerinnen und Wählern in der 2.500-Seelen-Gemeinde beeinflussen schon wenige Stimmen das Ergebnis. OSTHESSEN|NEWS befragte Noll und Weinert zu den letzten Tagen bis zur Wahl am Sonntag. Das sagt Anna-Lena Noll (32) wenige Tage vor der Entscheidung, wer ins Nentershäuser Rathaus einziehen wird.
O|N: Wie werden Sie Ihren Wahlkampf bis zum 15. September fortführen? Werden Sie noch aktiver sein als zuvor?
ANNA-LENA NOLL: "Bisher habe ich einen sehr dynamischen Wahlkampf geführt und das werde ich auch weiterhin so handhaben. Dabei werde ich von meinem großartigen Team unterstützt. Natürlich wird er noch intensiver werden. Mein Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger vor allem in persönlichen Gesprächen weiter von mir und meinen Stärken zu überzeugen, denn ich möchte unsere Gemeinde voranbringen und gemeinsam mit den Menschen gestalten. Ich habe viele Ideen für alle unsere Lebensbereiche. In Angriff nehmen und umsetzen kann ich diese nur als Bürgermeisterin und die möchte ich werden!"
O|N: Wie fühlen Sie sich - nun, da Sie in die Stichwahl müssen?
NOLL: "Ich würde nicht sagen, dass ich in die Stichwahl 'muss', sondern darf! Bei sechs Kandidaten war die Wahrscheinlichkeit einer Stichwahl sehr hoch. Daher bin ich umso dankbarer es soweit geschafft zu haben. Ich bin absolut motiviert, durch die vielen, vielen Wählerstimmen, die ich im ersten Wahlgang erhalten habe. Das zeigt mir, dass ich großen Rückhalt bei den Bürgerinnen und Bürgern unserer Gemeinde habe. Nach der Wahl habe ich viele positive persönliche Rückmeldungen bekommen, die mich in meinem Vorhaben Bürgermeisterin von Nentershausen zu werden weiter bestärkt haben. Das macht mich sehr stolz und spornt mich an weiterhin mein Bestes zu geben."
O|N: Amtsinhaber Ralf Hilmes möchte keine Wahlempfehlung aussprechen. Wie ist Ihre Meinung dazu?
NOLL: "Als Bürgermeister ist man zur Neutralität verpflichtet und das ist auch gut und richtig so! Genau das ist auch mein Ansinnen. Ich bin offen für alle Vorschläge und Ideen und werde, jederzeit für einen interfraktionellen Austausch bereit sein, den ich auch in der Vergangenheit bereits angeboten hatte. Es geht mir schließlich um alle Bürgerinnen und Bürger."
O|N: Welche Pläne und Ziele haben Sie für die Gemeinde Nentershausen? Was möchten Sie erreichen?
NOLL: "Wichtig ist für mich vor allem Struktur, Offenheit, Transparenz und lösungsorientiertes Handeln. Denn trotz unseres Finanzproblems, aufgestellter Haushalt hin oder her, haben wir wichtige Themen, die nicht aufgeschoben werden können, allen voran die Verbesserung und Stärkung unserer ärztlichen Versorgung. Es gibt viele Dinge, die wir als Gemeinde angehen müssen, doch ich lege die Schwerpunkte zunächst auf den Erhalt und Ausbau unserer Infrastruktur (z.B. KiTa, Grundschule), Digitalisierung, Neuansiedlung von Familien und Unternehmen, sowie den Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit. Bei diesen Prozessen werde ich die Bürgerinnen und Bürger einbinden. Hierbei ist für mich eine bessere Vernetzung zwischen Vereinen, aber auch zwischen Unternehmen und Gemeinde, z.B. in Form eines Unternehmerstammtisches enorm wichtig. Das Schaffen von Kultur- und Freizeitangeboten für Jung und Alt in Zusammenarbeit mit unseren Vereinen und Ehrenamtlichen steht für mich ebenso im Fokus."
O|N: Wie wollen Sie - sollten Sie gewählt werden - mit der schwierigen finanziellen Situation der Gemeinde umgehen?
NOLL: "Die Einnahmen- und Ausgabesituation werde ich genau anschauen. Es ist wichtig, dass wir neben unseren Pflichtaufgaben zukunftsorientierte und ergebnisbringende Investitionen tätigen, um weiteren Investitionsstau zu vermeiden. Die stetige Weiterentwicklung unserer Gemeinde steht für mich im Vordergrund. Auf der Einnahmenseite müssen wir auch rechts und links der üblichen Einnahmequellen schauen. Hier bin ich offen auch neue Wege zu beschreiten, wie z.B. Photovoltaik auf gemeindeeigenen Gebäuden. Unser Finanzproblem ist allerdings nichts Neues für uns. Eben deshalb ist eine stärkere Unterstützung durch Land und Bund unabdingbar. Besonders in den Bereichen, wo wir von diesen Vorgaben bekommen, die wir erfüllen müssen, z.B. im Bereich Brand- und Katastrophenschutz oder Kinderbetreuung. Genau hier muss man sich aus der Deckung wagen und als Bürgermeisterin hartnäckig sein, um den Politikern in Berlin und Wiesbaden immer wieder zu verdeutlichen, dass unser Staat in Gänze nur funktionieren kann, wenn auch die ländlichen Regionen und Kommunen gestärkt werden."
O|N: Wie wichtig ist Ihnen Bürgernähe und wie würden Sie diese zukünftig umsetzen?
NOLL: "Bürgernähe ist mir enorm wichtig! Die Interessen und Anliegen der Bürger unserer Gemeinde stehen natürlich im Fokus, denn nur die Menschen, die hier leben und zu denen auch ich gehöre, wissen am besten, was, wo und wie angepackt werden muss. Um bestmöglich informiert zu sein, bevorzuge ich einen offenen und transparenten Austausch. Darin haben mich meine Ortsteil- und Haustürbesuche einmal mehr bestätigt. Unsere Ortsteilspaziergänge zur Vorbereitung auf das Förderprogramm Dorfentwicklung haben mich in dieser Hinsicht sehr inspiriert. Sie haben mir gezeigt, dass im gemeinsamen Austausch viele gute Ideen entstehen, die oft nicht einmal mit hohen Kosten verbunden sind. Deshalb werde ich in Zukunft regelmäßige Ortsteilbesuche einrichten, bei denen wir individuell für jeden Ortsteil, aber auch für die Gesamtgemeinde gemeinsam zukunftsorientierte Ansätze und Ideen finden können. Zudem werde ich natürlich auch die Ortsbeiräte regelmäßig treffen und mich mit ihnen beraten. Als Ortsvorsteherin weiß ich, wie wichtig der Austausch mit dem Bürgermeister/der Bürgermeisterin ist."
O|N: Erzählen Sie bitte ein bisschen Privates ...
NOLL: "Ich bin 32 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Gemeinsam leben wir im Ortsteil Weißenhasel. Ich bin zuletzt oft gefragt worden, ob Kinder und Bürgermeisteramt vereinbar sind? Ja, sind sie! Wichtig hierfür ist die Unterstützung meiner gesamten Familie sowie eine klare Struktur und Organisation. Und dafür haben wir ein gutes, funktionierendes Konzept entwickelt. Wir sind eine junge moderne Familie und im Falle meiner Wahl wird mein Mann in die Elternzeit gehen. Ich bringe eine fundierte Ausbildung in der Finanzwirtschaft mit, denn ich bin gelernte Bankkauffrau und habe einen Studienabschluss als Bachelor of Arts in Banking and Finance. Zuletzt habe ich im Personalwesen gearbeitet. Hierbei gehörte die Personalführung zu meinen Hauptaufgaben. Ich bin jung genug, um mit viel Energie, Innovation und Durchsetzungsvermögen auch mal neue Wege zu beschreiten und nicht in den gewohnten Bahnen zu verharren. Ganz getreu meinem Motto 'Geht nicht, gibt´s nicht!' bin ich immer auf der Suche nach Lösungen. Ich spiele Klavier, tanze und lese sehr gerne. Doch am liebsten bin ich in meiner Freizeit in der Natur und nutze die Angebote in unserer Region."
O|N: Und nun die letzte Frage: Warum sollten die Nentershäuser Bürgerinnen und Bürger Sie wählen?
NOLL: "Ich bin die richtige Wahl für Nentershausen. Ich muss mich nicht erst in das Gemeindeleben einfinden, denn ich habe mein gesamtes bisheriges Leben hier verbracht und durch meinen Hintergrund und das Amt der Ortsvorsteherin von Weißenhasel bin ich bereits gut mit unseren Vereinen, ehrenamtlichen Bürgern, Unternehmen und anderen Kommunen vernetzt. Ich bin seit einigen Jahren kommunalpolitisch sehr aktiv und kenne und verstehe die Vorstellungen und Wünsche aller Altersgruppen meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger. Vieles davon deckt sich mit meinen Anliegen und ich bin sicher, dass unsere Gemeinde das notwendige Potential hat. Unabhängig von Parteizugehörigkeiten ist die Bürgermeisterwahl aber vor allem eine Personenwahl. Für mich stand nie das parteiliche Credo an erster Stelle. Wichtig sind die Bedürfnisse und Sorgen aller Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde. Für eine zukunftsorientierte Entwicklung Nentershausens brauchen wir innovative, strukturierte und vor allem lösungsorientierte Kraft und Stärke und genau die bringe ich mit. Ich biete den Wählerinnen und Wählern in Nentershausen eine langjährige Perspektive. Gerade als Mutter liegt mir unsere Gemeinde auch im Hinblick auf zukünftige Generationen am Herzen und möchte aktiv an deren Gestaltung mitwirken. Daher freue ich mich, wenn die Wählerinnen und Wähler mir Ihr Vertrauen schenken und Ihre Stimme geben, denn es wäre mir eine Ehre, das Amt der Bürgermeisterin auszufüllen."
OSTHESSEN|NEWS wird am Sonntagabend aktuell aus dem Rathaus in Nentershausen berichten, wer das Rennen gemacht hat. Die Amtszeit von Bürgermeister Ralf Hilmes (SPD) endet am 31. Dezember dieses Jahres. (cdg) +++