Mut, Geduld, Prozess: Eine kleine Bestandsaufnahme bei der SGB
24.09.24 - Fan der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz zu sein, bedeutet derzeit auch, Geduld zu haben. Neun von 17 Spielen sind mittlerweile absolviert in der Vorserie der Regionalliga Südwest - und der nächsten Aufgabe der SGB am Samstag dieser Woche beim Bahlinger SC kommt gewiss - ob man will oder nicht - eine richtungweisende Bedeutung zu. Nicht unbedingt ein Schlüsselspiel - aber es könnte den Weg anzeigen, wohin der Weg der SGB führt in den kommenden Wochen.
Stellen Sie sich vor, Sie befahren mit ihrem Auto eine Strecke, die ein Wegweiser schmückt. Einer der Pfeile zeigt den Weg nach oben an in der Rangliste der vierthöchsten deutschen Spielklasse - ein anderer das tabellarische Verbleiben im Mittelmaß. Oder treffender gesagt: nicht vom Fleck zu kommen und sich der Arbeit stellen zu müssen, Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln.
Und dies wäre im Falle einer Niederlage in Bahlingen am Kaiserstuhl - eine der wärmsten Regionen in Deutschland - der Fall. Doch Osthessen|News möchte sich nicht negativen Gedanken zuwenden; hierzu besteht nach wie vor kein Anlass. Erfreuliche Erkenntnis aus dem Hoffenheim-Spiel: das Spiel gegen den Ball ist zurück. In seiner Statik, in seiner Stabilität und Festigkeit. Eine Basis, die die SGB seit ihrem Aufstieg in die Regionalliga vor gut zwei Jahren permanent - mit wenigen Ausnahmen - auszeichnete.
"Die Jungs haben einen guten Job gemacht", lobte Daniyel Cimen. Der immer noch neue Trainer sah, wie Abläufe stimmten, wie seine Spieler gut und wirkungsvoll, vor allem im zentralen Bereich, die Räume verengten. Wie sich die Spieler unentwegt halfen und dem Favoriten es, auch durch tiefes Verteidigen, das dem Gast Schwung und Dynamik nahm, alles andere als leicht machten, offensive Räume zu finden. Wenn, dann gelang das Hoffenheim am ehesten über die Außenpositionen mit Echghouyab über rechts oder Rehus in Verbindung mit dem offensivstarken Behrens über links.
"Fulda wusste, worum es ging"
Einzige Ausnahme: Echghouyabs Flachschuss aus eher spitzem Winkel nach wenigen Minuten. Hoffenheims Trainer Vincent Wagner, der wegen des Ausgangs natürlich ein wenig enttäuscht wirkte, attestierte der SGB: "Fulda wusste, worum es ging. Für uns war es ein eher ungünstiger Zeitpunkt, hier zu spielen. Zum dritten Mal war ich hier, zum dritten Mal haben wir nicht gewinnen können. Jetzt waren wir zum ersten Mal nah am Sieg dran."
Was seinen Gegenüber indes gar nicht zufrieden machte und ihn sichtlich ärgerte, brachte er so auf den Punkt: "So gut wir defensiv waren, in der ersten Halbzeit hatten wir wenig bis gar keinen Mut mit dem Ball. Ich hatte den Eindruck, keiner wollte ihn haben. In der zweiten Halbzeit wurde es besser mit Ball." Dieses fußballerische Merkmal ist in den nächsten Tagen und Wochen - in naher Zukunft - sicher das beherrschende Thema. Was Cimen folgern ließ: "Wir müssen viel, viel, viel mutiger auftreten." Selbst, als der Gast wegen einer Gelb-Roten Karte in Unterzahl agieren musste, war dem Coach das Verhalten seiner Spieler "zu wild".
"Die Spieler haben vergessen, dass sie auch gut sind mit Ball"
Der SGB-Trainer machte sich so seine Gedanken. "Unser Respekt war jetzt zu groß. Die Spieler haben vergessen, dass wir auch gut sind mit Ball." Ein Wesenszug, der nicht wie eine reife Frucht vom Baum fällt. "Du musst versuchen, mehr Überzeugung reinzubringen in dein Angriffsspiel. Auch im Eins-gegen-eins." An sich ist das ein Prozess. Auch im Fußball. Doch vielleicht glückt der SGB ein Sieg in Bahlingen und damit ein kleiner Befreiungsschlag, der den Knoten löst. Wie aber sagte Wagner: "In der Regionalliga gewinnst du kein Spiel mal einfach so. Das ist eine gute Liga." (wk)Osthessen|News wünscht es der SGB trotzdem - oder gerade deswegen. Und ihren Fans und denen in Osthessen mehr Glaube an und Zuversicht in ihr Team. +++