Markus Pflanz geleitet Luxemburgs U19 aufs Feld - Fotos: privat, O|N

BURGHAUN 10 Tage für Luxemburgs U19 im Einsatz

Markus Pflanz: Ein tolles Erlebnis - Vielleicht schreib' ich ja mal ein Buch

19.10.24 - Genau gesagt, waren es ja acht Tage - und keine zehn. Nach denen nämlich fuhr Markus Pflanz auf dem Hof seines Wohnortes in Langenschwarz vor. Zwei Tage später endete die Maßnahme des 48-Jährigen, der kürzlich mit der UEFA Pro-Lizenz die höchste Stufe, die ein Fußball-Trainer erlangen kann, erworben hatte. In dieser Zeitspanne war er als Co-Trainer der luxemburgischen U19-Auswahl im Einsatz.

Angekommen: Pflanz im Staff für Luxemburgs Nationalteam

Mario Mutsch, Cheftrainer der U19 und Co-Trainer der A-Nationalmannschaft des deutschen Nachbarlandes, hatte ihn darum gebeten, auszuhelfen. Mutsch, der früher unter anderen für Metz und St. Gallen spielte, bestritt 100 A-Länderspiele für Luxemburg und war lange dessen Rekord-Nationalspieler - bis er von Laurent Jans, einst in Paderborn und letztes Jahr für Waldhof Mannheim aktiv, kürzlich abgelöst wurde. Mit Mutsch zusammen absolvierte Pflanz die Lizenz in Belgien.

Drei Länderspiele bestritt Luxemburgs Auswahl in diesem Zeitraum - im eigenen Land, in Turnierform ausgetragen. Es war die 1. Qualifikationsrunde für die EM. Gegner waren die Slowakei (1:2 aus Luxemburgs Sicht), Lettland (3:2) und Nord-Mazedonien - als Pflanz nicht mehr zugegen sein konnte. Trotz der Auftaktniederlage gegen die Slowakei bot Luxemburg eine starke bis souveräne Vorstellung; "die Chancenverwertung war nicht gut", bemerkte Pflanz, "fußballerisch aber ist Luxemburg weiter als die Slowakei, die robuster war". Auch die Leistung gegen Lettland hatte es ihm angetan. "Wir hatten sehr gute Ballgewinne - und haben schnell umgeschaltet." Das Betätigungsfeld des höchstklassigen Fußballtrainers aus Osthessen lautete offiziell "Co-Trainer Analyse" - doch Pflanz klärt auf: "Du machst ja beides. Und ich stand fast nur auf dem Platz."

"Die Nationalhymne zu hören, das ist schon etwas Besonderes"

Stimmungsbilder, die in Erinnerung bleiben

Entsprechend positiv und wertvoll fiel sein Zeugnis aus. "Was Mario Mutsch aufgebaut hat, darauf kann er stolz sein. Immerhin hat sich Luxemburg in der jüngeren Vergangenheit dreimal für die EM-Endrunde qualifiziert und die Empfehlung im Briefkopf stehen, England geschlagen zu haben. "Für so ein kleines Land ist das beachtlich", ordnet Pflanz, der auch den internationalen Fußball mittlerweile recht gut kennt, ein. Auch Deutschland tut es gut, bisweilen über den Nachbarzaun zu schielen.

Nicht zuletzt durchlebte auch der Langenschwärzer spezielle Gefühle. "Es war ein tolles Erlebnis. Wieder auf dem Platz gestanden zu haben, das tut schon gut." Er habe, fügt er hinzu, "vor 30.000 Zuschauern in Brügge gespielt, oder vor 25.000 in Lüttich, was ja nach den Worten des Ex-Liverpoolers Steven Gerrard eines der lautesten Stadien Europas ist - aber die Nationalhymne vor dem Spiel zu hören, das ist schon was Besonderes".

"Entwerfe auch mal ein paar Trainingspläne für mich"

Pflanz in St Truiden

Seit dem 30. Juni offiziell, seit Mitte April ist Markus Pflanz jetzt draußen aus dem großen Fußball-Geschäft. Wie es ihm damit gehe, wollte Osthessen|News wissen? "Ich fühle mich prinzipiell ziemlich wohl. Einige zieht das ziemlich runter. Das lass' ich nicht an mich ran. Ich genieße auch die Zeit, in der ich zu Hause bin." Und diese Zeit - typisch Pflanz - füllt er. "Ich entwerfe mal nebenbei so ein paar Trainingspläne für mich. Oder gucke mir auch das eine oder andere Spiel an."

Oder einige Spieler, die er noch vor Kurzem trainierte. Genauer gesagt, muss sich Pflanz diese Wünsche noch erfüllen. Arthur Theate etwa, den Linksverteidiger, der seit Wochen für Eintracht Frankfurt kickt. "Zu seinem ersten Heimspiel mit der Eintracht gegen Hoffenheim hatte er mir Karten geschickt - da hatte es mich leider mit einem starken Infekt erwischt. Ich wollte auch einen anderen Schützling sehen und beobachten. Im Heimspiel der Frankfurter gegen Gladbach." Wer ist es, liebe O|N-Leser? Richtig. Rocco Reitz. Auch das klappte nicht. Aber es wird.

Arthur Theate, Rocco Reitz, Amine al-Dakil: Pflanz' Ex-Schützlinge im Fokus

Abstecher Johannisau

Kandidat Nummer drei: Amine al-Dakil, den jetzt der VfB Stuttgart verpflichtet hat. Amine wer? Ja, Vincent Kompany, jetziger Bayern-Trainer, lotste den Kicker einst zum FC Burnley, wo al-Dakil eineinhalb Jahre kickte und Stammspieler war. Pflanz trainierte ihn in St. Truiden, und er sagt: "Ein superschneller Spieler. Ich war oft mit ihm länger auf dem Platz."

Ansonsten sagt er, es habe sich noch nichts getan, was seine Zukunft angeht. "Es gibt einige Überlegungen." So, so. Bis er sich abringt: "Vielleicht schreibe ich auch einmal ein Buch." Was? Markus Pflanz ein Buch? Nein, er ist keins - er will eins schreiben. "Das wäre speziell auf Rondos bezogen." Rondos, das sind - für alle Nicht-Fußballer, und die soll es ja in Osthessen auch geben - kleine bis mittlere Spielformen.

Rondos: Lass uns doch Mini-Tore aufstellen

"Die meisten, die klassischen sind ohne Ziel", ist Pflanz aufgefallen. Die meisten Rondos sind auf Ballbesitz ausgelegt, das ist ermüdend und langweilig. "In Oostende haben wir auf Ballgewinn gespielt", verklickert Pflanz - auch nicht unbedingt prickelnd. Oder dass man in Unterzahl den Ball gewinnt. "Lass' uns doch Mini-Tore aufstellen", verrät Pflanz. Er hat Ahnung vom Fußball.

Eine weitere Überlegung macht so richtig neugierig. "Vielleicht mach' ich auch mal 'ne Fußballschule auf", sagt der Fußball-Profi aus dem Fußball-Niemandsland Osthessen. Ein Anlaufpunkt für den Nachwuchs. Fest installiert. (wk)

Im Januar leitet Markus Pflanz übrigens eine Trainerfortbildung der Vereinigung Hersfeld-Rotenburg in Bebra. Die Trainerschulung - auch dieser Gedanke spukt im Kopf des 48-Jährigen rum. Fachkräfte werden halt gesucht. Oder Osthessen? Oder Deutschland? Übrigens: Am Vortag führte Pflanz ein längeres Telefonat mit Peter Hyballa. Fachleute hatten sich da getroffen, gefunden und kommuniziert: welche mit Konturen, Gesicht, Meinung, Vorstellungen, Ideen und Expertise. "Wenn du dich mit Trainern austauschst", sagt der Langenschwärzer, "das bringt einem immer was". Stimmt. +++

 

 

 

 

 

 

 




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