Darwish Koc bei seiner Parzelle - Fotos: Marius Auth

FULDA Pächter zur Räumung aufgefordert

"Klein-Italien beim Frauenberg": Grabeländer Gartau sollen umgewandelt werden

31.10.24 - 50 Gartenparzellen zwischen dem Horaser Weg und der Weimarer Straße in Fulda, die Grabeländer Gartau, sind über die Jahrzehnte zum Refugium für Städter geworden, Hütten und Gartenhäuschen inklusive. Erlaubt ist das nicht: Auf Grabeland dürfen nur einjährige Pflanzen bestellt werden. Die Bebauung wurde aber toleriert - bis jetzt: Die Stadt plant, das gesamte Areal umzuwandeln, Pächter wurden zur Räumung aufgefordert.

Darwish Koc baut jungen Knoblauch und Pfefferminze in seinem kleinen Beet an. Das Schreiben von der Stadt, in dem er zur Räumung seiner Parzelle bis zum 30. September aufgefordert wird, hat er zuerst gar nicht verstanden: Der 70-Jährige kommt ursprünglich aus der Türkei, wie etliche andere Pächter hat er einen Migrationshintergrund. Die Parzelle ist für ihn zum zweiten Lebensmittelpunkt geworden, er hat sich in seiner selbstgebauten Hütte inzwischen regelrecht häuslich eingerichtet nach zehn Jahren.

Mitte rechts: Die Grabeländer Gartau zwischen Weimarer Straße und Aldi am Horaser ...Screenshot: Google Maps

Ein Großteil der Flächen im Bereich des Grabens gehört der Stadt: Dort soll eine ...

Walter Schwab ist Eigentümer einer der Parzellen und sieht sich als Fürsprecher ...


"Klein-Italien unterhalb des Frauenbergs"

"Die Stadt will das alles wegmachen", erklärt Walter Schwab, der im Gegensatz zu Koc Eigentümer ist. Zum 1992 im Fuldaer Eichsfeld ersteigerten Haus gab es für Schwab die Parzelle dazu, auch er hat diverse Aufbauten auf seinem Grundstück. Im Gegensatz zum Kleingarten gibt es hier keinen Verein, keine Versammlungen, auch nach Jahren kennen viele einander nur flüchtig. Für Schwab ein Vorteil: "Das ist für uns sowas wie Klein-Italien hier. Der Frauenberg hält den Wind ab, hier ist es schon warm, wenn es anderswo in Fulda noch kalt ist. Und viele haben sich ihre Hütte, ihren Schuppen oder ein kleines Gewächshaus gezimmert - das war über Jahrzehnte kein Problem."

Manche der Pächter haben sich häuslich eingerichtet

"In der Gartau sind im Laufe der Jahre Zustände entstanden, die nicht dem Baurecht entsprechen", erklärt die Stadt, man wolle "die Zustände neu ordnen". Die gesamte Fläche, auch die 30 Parzellen mit privaten Eigentümerinnen und Eigentümern, soll in einen Bereich für Freizeitgärten beziehungsweise wohnnahes Gartenland umgewandelt werden. Allerdings über einen Zeitraum von rund drei Jahren und im Konsens mit allen Beteiligten:

"Wir machen wegen der Verlagerung des Wertstoffhofs gerade eine Untersuchung, wie das Areal richtig entwässert werden müsste - deswegen haben wir uns das ganze Gelände drumherum angeschaut: Wo laufen die Altkanäle? So sind wir auf ein Rückhaltebecken in der Gartau gestoßen und haben uns auch gefragt: Warum wird da nicht mehr gemacht mit dem Areal? Ein Großteil der Flächen beim Graben vor Ort, wo auch das Rückhaltebecken ist, gehört der Stadt, dort soll eine Bereinigung stattfinden. Auch wegen der Staunässegefahr sind diese Flächen gärtnerisch ohnehin nicht zu nutzen. Dort wäre auch ein Weg zur ALDI-Filiale hinterm Horaser Weg möglich, außerdem eine kleine Brücke, damit vom Horaser Weg ein Zugang besteht. Auf der restlichen Fläche soll Kleingartenwesen entstehen - wenn gewünscht", erklärt Stadtbaurat Daniel Schreiner.

Hard Reset aus ästhetischen Gründen?

Räumungsaufforderungen sind an die Pächter gegangen, "Kündigungen müssen nicht ausgesprochen werden, weil die Pacht ohnehin jedes Jahr erneuert werden muss. Das trifft Pächter von Grabeland mit Aufbauten natürlich eher hart und es ist eine ungewisse Situation: Bekomme ich wieder einen Pachtvertrag, ob beim Dritteigentümer oder der Stadt?", so Schreiner. In Gesprächen mit allen Beteiligten sollen die möglichen Optionen fürs Areal diskutiert werden. Eine bessere Durchwegung und größere Parzellen seien gesetzt, die rechtliche Grundlage dagegen noch nicht: Ob Freizeitgarten oder Gartenland, die Möglichkeiten und Restriktionen sind unterschiedlich, unter anderem Hütten könnten dann doch erlaubt sein.

"Vor allem die Eigentümer sollen die Vorteile eines neuen Nutzungskonzepts erkennen. Das ist ein schwieriger Weg - aber eine langfristig gute Perspektive", so Schreiner. (mau)+++


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