Arbeitsmarktexpertin Katharina Henkel: "Wir sind auch Arbeitgeber"
27.10.24 - "Die wenigsten wissen, dass die Agentur für Arbeit ja selbst auch Arbeitgeber ist und wir hier allein im Bezirk Bad Hersfeld-Fulda 130 Mitarbeitende in diversen Berufsfeldern beschäftigen", sagt Katharina Henkel bei ihrem Besuch in der Redaktion von O|N. Die 39-Jährige ist seit Jahresbeginn Geschäftsführerin der hiesigen Agentur für Arbeit. Gerade fangen fünf weibliche Azubis an, von denen die Mehrheit vorher ein einjähriges FOS-Praktikum absolviert hatte und von der Ausbildung und den Jobmöglichkeiten bei der Agentur für Arbeit begeistert ist.
Katharina Henkel hat ihre Wurzeln in Fulda, besuchte hier die Marienschule bis zum Abitur und wollte als Kind Nonne oder Lehrerin werden. "Das lag auch an meiner Großtante Sturmia, die dort Maria-Ward-Schwester war", berichtet sie. Studiert hat sie dann Osteuropäische Geschichte und Ethnologie in Göttingen. Wo ist die Verbindung zu ihrer heutigen Aufgabe? "Mein Fokus war und ist das Thema Wirtschaftsethnologie, Arbeitsmigration und interkulturelle Kompetenz." Nach verschiedenen Stationen übernahm Henkel seit 2017 Führungsaufgaben und wechselte dann als Fachbereichsleiterin nach Rheinland-Pfalz-Saarland. Für die Stelle in Fulda und die Rückkehr in die Heimat bewarb sie sich, um näher bei ihren Eltern zu sein. Gegen wie viele Mitbewerber sie sich durchgesetzt hat, weiß sie nicht, aber sie fühlt sich für die neue Aufgabe bestens aufgestellt. "Ich hatte ja schon in vergleichbaren Funktionen gearbeitet und bewiesen, dass ich es kann", sagt sie selbstbewusst.
"Wir fördern Qualifizierungsmaßnahmen, weil sie unabdingbar sind!"
Notwendige Veränderungen und Anpassungen im Arbeitsmarkt und bei vielen Berufsfeldern zu begleiten und aktiv zu gestalten, ist für Henkel die spannendste Aufgabe ihres Jobs. Digitalisierung, Online-Angebote und sinnvolle Nutzung von KI-Tools sind dabei auch für die Bundesanstalt für Arbeit obligatorisch. Allein bei der BA gehen in den nächsten Jahren 30.000 Mitarbeiter in den Ruhestand. Um deren Stellen nachzubesetzen, wird es dann nicht mehr genügend Fachkräfte geben - das ist bei der BA nicht anders als in allen anderen Branchen, die händeringend nach qualifiziertem Personal suchen. "Weiterbildung ist das Gebot der Stunde, und zwar nicht nur für Arbeitssuchende, sondern auch für alle Beschäftigten und die Arbeitgeber. Die müssen das Potential ihrer Mitarbeiter erkennen und gezielt fördern", ist Henkel überzeugt. "Was die finanzielle Förderung von Weiterbildung angeht, steht die Arbeitsagentur keineswegs auf der Bremse, die Notwendigkeit zur Qualifizierung hat Priorität."
Was die Nutzung digitaler Medien und Inhalte betrifft, geht man bei der hiesigen Agentur mit gutem Beispiel voran. "Wir haben so viele Online-Angebote und gut funktionierende Apps, die noch kaum bekannt sind", konstatiert sie. Niemand müsse mehr in der Telefonwarteschleife oder hier am Eingangstresen Zeit verschwenden. "Ich kann Termine buchen, mit meiner Beraterin kommunizieren oder mir sogar die Bearbeitungsstände meiner Anträge online abrufen." Katharina Henkel selbst ist das beste Beispiel dafür, dass Weiterentwicklung und Offenheit für Veränderungen am Arbeitsplatz dem Unternehmen, aber auch dem eigenen Wohlbefinden äußerst gut bekommen. (Carla Ihle-Becker)+++