"Keine Sekunde gezögert": Daniel Iliev will im Bundestag für die Region kämpfen
08.11.24 - Vom Rathaus in den Bundestag: Heringens Bürgermeister Daniel Iliev (40) will für die SPD in den Deutschen Bundestag. Von den beiden Vorständen der Unterbezirke der Sozialdemokraten im Werra-Meißner-Kreis und dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg wurde er einstimmig vorgeschlagen. Die offizielle Nominierung soll dann am 22. November bei der Wahlkreisdelegiertenversammlung in Sontra folgen.
OSTHESSEN|NEWS hat den 40-Jährigen in seinem Eigenheim (zu Hause) am Stadtrand von Heringen besucht und zu seinen Beweggründen, der Kandidatur und seinen Zielen befragt.
O|N: Warum haben Sie sich entschlossen, für den Deutschen Bundestag als SPD-Kandidat und Nachfolger von Michael Roth zu bewerben?
Daniel Iliev: "Ich musste gar nicht lange nachdenken. Als ich angesprochen wurde, habe ich keine Sekunde gezögert und meine Bereitschaft erklärt. Es war genauso, wie bei den Bürgermeisterwahlen in der Vergangenheit. Die Entscheidung stand innerhalb ganz kurzer Zeit fest. Mit Michael Roth endet eine absolute Ära und er war auch einer der Personen, die mich zur Politik gebracht hat. Es ist eine große Verantwortung, weil Michael (Anm. d. Red. Michael Roth) insgesamt siebenmal das Direktmandat geholt hat und das ist natürlich auch mein Ziel für die anstehende Bundestagswahl."
O|N: Wann ist in Ihnen der Prozess gereift, diesen Weg in Richtung Berlin, einzuschlagen?
Iliev: "Zu Beginn meiner Amtszeit wurde mir vorgeworfen, dass das Bürgermeisteramt nur eine Art Sprungbrett sei. Dies konnte ich ganz gut in den vergangenen Jahren widerlegen. Trotzdem wurde ich in der Vergangenheit natürlich immer wieder nach meinen möglichen Zielen befragt. Klar ist, die Arbeit in meiner Stadt stand immer an erster Stelle. Die Entscheidung ist wirklich erst gereift, als ich offiziell angesprochen wurde. Wenn ein anderer Kandidat nominiert worden wäre, hätte ich diesen mit voller Kraft unterstützt. Dennoch bin ich sehr froh, dass ich von beiden SPD-Unterbezirken für die anstehende Bundestagswahl vorgeschlagen wurde."
O|N: Sie haben am vergangenen Freitag die Entscheidung getroffen für den Bundestag kandidieren zu wollen, wie waren die Resonanzen von den Menschen gerade in Ihrer Heimatstadt?
Iliev: "Tatsächlich habe ich ein durchweg positives Feedback bekommen. Der Zuspruch hat mich wirklich überwältigt und nicht nur von Menschen aus der Sozialdemokratie, sondern auch darüber hinaus, von Menschen, bei denen ich es nicht erwartet hätte. Das hat mich sehr gefreut und zeigt mir, dass ich in den vergangenen neun Jahren als Bürgermeister nicht alles falsch gemacht habe und, dass es auch überregional sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Zudem ist der Wunsch groß nach einer weiterhin starken Stimme in Berlin, die ich bei einer möglichen Wahl sein möchte."
O|N: Welche Schwerpunkte wollen Sie im Wahlkampf besonders in den Fokus nehmen?
Iliev: "Aufgrund meines Amtes gibt es zwei Themenblöcke, die am wichtigsten sind. Zum einen ist das unsere heimische Wirtschaft und die damit verbundenen Arbeitsplätze. Natürlich liegen mir da besonders die Kali-Kumpel in der Region am Herzen. Als größter Arbeitgeber der Region hat K+S über Jahrzehnte für den Wohlstand der Region gesorgt und daher ist es für mich von enormer Bedeutung, dass das Unternehmen seine Erfolgsgeschichte weiterschreiben kann. Aber man muss auch über den Landkreis hinausschauen. Vor einer Woche hat VW angekündigt, Werke zu schließen. Das sorgt natürlich für eine Unsicherheit, gerade im Werra-Meißner-Kreis, weil viele Menschen aus diesem Landkreis bei VW arbeiten und es dort auch viele Zulieferer für das VW-Werk in Baunatal gibt. Zum anderen steht für mich der soziale Aspekt im Vordergrund. Wie kann man beispielsweise das Ehrenamt und junge Familien stärken? Bei diesen Themen musste ich als Bürgermeister Realpolitik machen und mich mit den Wünschen und Sorgen der Menschen auseinandersetzen."
O|N: Wie wollen Sie in den kommenden Monaten die Balance zwischen Wahlkampf (besonders im Hinblick auf die Größe des Wahlkreises) und den dienstlichen Verpflichtungen hinbekommen?
Iliev: "Grundsätzlich ist es, wie bei allen Dingen des Lebens, eine Frage der Organisation. Ich muss mir einen Fahrplan erstellen, welche Termine und Veranstaltungen ich besuchen will, mit welchen Menschen und Unternehmen ich sprechen möchte. Das ist erstmal die Grundlage. Allerdings ist das keine alleinige Leistung, sondern eines ganzen Teams, dass ich gerade zusammenstelle."
O|N: Wie bewerten Sie das Ende der Ampel-Koalition und den Willen des Kanzlers nach Neuwahlen möglichst im März?
Iliev: "Ich finde das Handeln des Kanzlers konsequent und richtig. Mit Herrn Lindner und der FDP war kein Staat mehr zu machen. Jeder Kommunalpolitiker weiß, dass wir Lösungen nur durch Kompromisse und nicht durch Ideologien erreichen. Jetzt heißt es aber für mich, dass die Arbeit jetzt richtig losgeht."
O|N: Mit dem möglichen Erreichen des Bundestagsmandats müssen Sie Ihren Job als Bürgermeister aufgeben. Wie schwer würde Ihnen das persönlich fallen?
Iliev: "Für mich persönlich ist es noch zu weit weg, allerdings kann ich sagen, dass ich meinen Job liebe. Zudem hat man als Bürgermeister immer die Möglichkeit, seine Heimat zu gestalten. Als Abgeordneter gibt es diesen Gestaltungsspielraum nicht mehr. Es würde mir sicher etwas fehlen rund um das Rathaus, wenn ich zum Beispiel an meine tollen Mitarbeiter denke. Denn der Erfolg der Stadt ist immer eine Teamleistung. Jeder, der sagt, dass Bürgermeister ein Traumberuf ist, hat nicht gelogen, obgleich ich mich auf die neue Herausforderung in Berlin natürlich auch extrem freuen würde."
OSTHESSEN|NEWS wird den Bundestagswahlkampf in der Region natürlich stets begleiten. Bereits am Freitagabend entscheiden die Christdemokraten, wer im Wahlkreis 169: Werra-Meißner – Hersfeld-Rotenburg für die CDU antreten wird, in knapp zwei Wochen fällt dann die endgültige Entscheidung bei der SPD. Allerdings dürfte diese nur eine symbolische Wahl für den 40-jährigen Daniel Iliev werden. (Kevin Kunze) +++