Ab Januar soll der Arztbrief auf Papier durch die elektronische Patientenakte ersetzt werden - Symbolbild: pixabay

REGION Noch steiniger Weg bis zur Einführung

Die elektronische Patientenakte (ePA) steht in den Startlöchern

17.11.24 - Die elektronische Patientenakte (ePA) steht in den Startlöchern: Endlich, könnte man meinen, kommt die Medizin in Deutschland im 21. Jahrhundert an. Wird die ePA so umgesetzt, wie sie vom Gesetzgeber geplant ist, sollte damit das umständliche Anfordern von Vorbefunden anderer Krankenhäuser per Fax und das manuelle Einspeisen von Medikationsplänen in das Klinik- oder Praxissystem ein Ende haben. Der Weg bis zur vollen Umsetzung wird allerdings steinig.

Die Einführung der elektronischen Patientenakte soll am 15.01.2025 beginnen. Derzeit informieren die Krankenkassen ihre Versicherten über diesen Prozess. Laut Fahrplan des Bundesgesundheitsministeriums startet die ePA im Januar mit Medikationslisten, Arztbriefen und Befundberichten. Eine Übersicht über bereits verordnete und geänderte Medikamente soll ab Sommer 2025 verfügbar sein. Im letzten Schritt, ab 2026, sollen auch Laborbefunde integriert werden. Der Gesetzgeber erhofft sich von der ePA einen besseren Austausch medizinischer Informationen zwischen Ärzten und Krankenhäusern.

Die ePA soll dabei von den Versicherten über eine App gesteuert werden. Dies hat den Vorteil, dass Patienten einen genauen Überblick über alle Befunde behalten und bei Arztbesuchen besser informiert sind.

Gigantisches Potenzial in der Gesundheitsversorgung

Von Aktenbergen erschlagen? Die elektronische Patientenakte könnte Abhilfe schaffen ...Symbolbild: pixabay

Die ePA verspricht, sofern alles wie geplant funktioniert, ein gewaltiger Schritt in Richtung Entbürokratisierung zu sein. Derzeit müssen Ärztinnen und Ärzte sowie das Praxis- und Klinikpersonal Befunde manuell abtippen, faxen, kopieren, scannen und abheften. Diese Doppeldokumentation bindet Zeit und dringend benötigtes Personal und birgt das Risiko von Übertragungsfehlern, die insbesondere bei Medikationen schwerwiegende Folgen für die Patienten haben können.

Abseits der Elektivmedizin spielt die ePA auch in der Notfall- und Intensivmedizin eine wichtige Rolle. Patienten, die akut und schwer erkranken, können oft keine verlässlichen Angaben zu ihrer Krankengeschichte und Medikation machen. Ohne die ePA tappt man teilweise tagelang im Dunkeln, bevor eine genaue Diagnose gestellt werden kann.

Imme noch mit uralten Faxgeräten arbeiten? In Arztpraxen leider Alltag. ...Symbolbild: pixabay

Darüber hinaus hilft die ePA, unnötige Doppeldiagnostik zu vermeiden. Bis heute könnte sich ein Patient noch am selben Abend in mehreren Krankenhäusern vorstellen und erhält jeweils neue Diagnostik. Eine Kommunikation zwischen den Kliniken findet bislang – abgesehen von wenigen Modellprojekten – kaum statt.

Damit die ePA ein Erfolg wird, muss sie von Anfang an perfekt funktionieren. Sie wird in kritischen Situationen zum Einsatz kommen und hochsensible Patientendaten enthalten. Um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen und zu erhalten, darf es weder IT-Pannen noch Datenlecks geben. Zudem können Versicherte selbst entscheiden, wer Zugriff auf ihre Daten hat und so den Schutz ihrer Krankenakte erhöhen. Hierfür ist eine umfassende und frühzeitige Aufklärung notwendig. Menschen, die sich um ihre Daten sorgen, muss klar sein, dass diese spätestens bei der Abrechnung von Leistungen digital bei der Krankenkasse vorliegen. Die ePA ändert daran nichts Wesentliches.

Der Gesetzgeber und insbesondere das Bundesgesundheitsministerium müssen sich jedoch im Klaren sein: Soll die elektronische Patientenakte ein Erfolg werden, muss sie von Anfang an reibungslos funktionieren. (Adrian Böhm) +++


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