Sehr stark: Rasanz, Eleganz und vor allem Allianz auf und neben dem Eis
15.11.24 - Ein komplett neuer Vorstand – allein das ist schon für einen Verein mit dieser Wucht gelinde gesagt bemerkenswert. Der 2012 neu gegründete EC Lauterbach hat mit Eishockey und Eiskunstlauf zwei große Abteilungen und ist als alleiniger Kostenträger beim Betrieb der einzigen Eishalle in der gesamten Region bis hin zu den Personalkosten des Eismeisters quasi zum Erfolg verdammt – da war es im Sommer mehr als mutig, sich als neues Vorstandsteam den Herausforderungen zu stellen.
Ein neu formiertes Regionalliga-Team als Eishockey-Aushängeschild, ein neues Verständnis zwischen den Abteilungen, neue Pächter in der "Luchsbau"-Gastwirtschaft… OSTHESSEN|NEWS hat nach etwa 100 Tagen des Wirkbetriebes mit den Verantwortlichen die Gelegenheit zu einem ausführlichen Zwischenbilanzgespräch bekommen – und jede Menge begründeten Optimismus erlebt.
"Im Mai standen turnusmäßige Vorstandswahlen an, bei denen keiner der vorherigen sechs Amtsinhaber mehr zur Verfügung stand", blickt der neue Vorsitzende Ralf Müller in seiner ruhigen, sachlichen Art zurück. "Daher wurde bei der später einberufenen Mitgliederversammlung der komplett neu angetretene Vorstand in seiner jetzigen Zusammensetzung gewählt. Unsere handlungsleitende Vision war: das Alleinstellungsmerkmal einer in der ganzen Region mit einem Umkreis von 100 Kilometern einmaligen Eishalle als Pfund eines gesamtheitlichen Vereins darzustellen. Wir verfügen über die Abteilungen Eiskunstlauf und Eishockey mit jeweiligen Nachwuchs- wie Erwachsenenbereichen. Die Jugendarbeit ist uns wichtig, wir wollen aber auch der Öffentlichkeit beim Publikumslauf weiterhin das Eis anbieten." Neben Müller bilden Martin Boss, Katja Weigold, Jörg Hanstein, Sebastian Stein und Maximilian von Grawert das Vorstandsteam – alle fühlten sich bereits vorher so mit dem Verein verbunden, dass sie persönlich ihren Beitrag dafür leisten wollten, das Schiff auf einen neuen gemeinsamen Kurs zu bringen. Eine Aufgabe, die es in sich hat: Die ehrenamtliche Stundensumme im Verein addiert sich überschlägig auf bis zu 1.400, so Müller.
Katja Weigold wirft ein Beispiel des neuen Zusammengehörigkeitsgefühls ein: "Eiskunstlauf und Eishockey bieten einen gemeinsamen Lauf-Lern-Kurs an, bei dem sowohl Kinder als auch Erwachsene bis hin zu Oma und Opa zunächst das Laufen auf Kufen erlernen können. Anschließend können sie gerne in die jeweils bevorzugte Richtung abbiegen." Damit nicht genug: "Der Eiskunstlauf unterstützt das Eishockey personell bei den Spielen, sei es beim Getränkeverkauf oder durch Kür-Einlagen auf dem Eis in den Drittelpausen – dieses WIR-Gefühl kommt bei wirklich allen einschließlich des Publikums richtig gut an, da sprießt etwas. Egal wohin man schaut: die Aufbruchstimmung bei den Aktiven, den Eltern und dem Publikum ist deutlich spürbar."
Stephan Andert, Sprecher der Eishockeymannschaft, betont, dass diese Stimmung bereits bei der großen Saison-Veranstaltung sichtbar geworden sei: einer gemeinsamen (!) Eröffnungsfeier. Jörg Hanstein war bereits vor einigen Jahren mal Abteilungsleiter Eishockey. Die Aufgaben um die erste Mannschaft beschreibt er als "24/7 plus". Zunächst musste zusammen mit Martin Boss der Kader "gebaut" werden, wobei auch die Rückholung leistungsstarker ehemaliger Lauterbacher Spieler wie die aus Kassel an die Lauter zurückkehrten Brüder Paul und Julius Kranz gelungen sei. "Wir sind stolz, mittlerweile ein Drittel des Kaders durch eigene Kräfte zu besetzen. Dabei ist mir auch wichtig, dass wirklich alle einen Bezug zur Region haben, sei es durch Arbeit, Studium, Ausbildung, Minijob oder Wohnort." Der sportliche Verlauf der bisherigen Saison tut sein Übriges zur Zufriedenheit Hansteins, ebenso wie eine stark veränderte positive Grundstimmung in der Kabine. "Mit Iris Bergner steht uns nun auch eine qualifizierte Physiokraft zur Verfügung – ein großer Gewinn!". Hanstein blickt optimistisch nach vorn: "Wir haben mit Pekka Romppanen nun einen ruhigen, sachlichen Typ als Trainer, der den Spielern viel erklärt. Die vermehrt erscheinenden Fans erleben, dass da viel Potenzial vorhanden ist und wir ein klasse Team haben! Immer wieder verzichten Fans an der Eintrittskasse auf das Wechselgeld, weil sie uns so bewusst unterstützen. Das ist bemerkenswert!"
Auch Trainer-Headcoach Pekka Romppanen zieht ein zufriedenes erstes Fazit seiner Premierenstation außerhalb Finnlands. "Wir haben ein qualitativ gutes, junges und hungriges Team mit einem funktionierenden Mix beisammen. Das sieht für die weitere Saison richtig gut aus!" Romppanens Ehefrau und die beiden 10 und 14 Jahre alten Söhne leben nach wie vor in Finnland – trotzdem dieses Handicaps ("Das bringt eine Auslandstätigkeit nun eben mit sich") fühlt sich Pekka nach überzeugender Auskunft sehr wohl im Verein und der Stadt.
Katrin Trabant und Lebensgefährte Thomas Berndaner sind seit Anfang November die neuen Pächter der Luchsbau-"Kneipe". Sie ist selbst Eis-Mama zweier Töchter, die bereits mit 4 Jahren auf den Kufen standen, und war auch selbst längere Zeit im Vorstand. Er führte als Trainer die 1. Mannschaft zur umjubelten Hessenliga-Meisterschaft und zum Aufstieg in die Regionalliga – bei der Gelegenheit fanden auch die beiden zusammen und kamen zu der Entscheidung, neben ihren Hauptjobs wegen der gemeinsamen Liebe zum Verein den frei gewordenen Luchsbau zu übernehmen. "Das funktioniert bisher auch echt super, wir hoffen alle, dass es so bleibt!" Ideen sind für das ganze Jahr vorhanden: "Im Sommer soll auch der Biergarten geöffnet werden, es soll gegrillt werden, Cocktailabende oder oder oder…"
Die Trainerin der Eiskunstlauf-Abteilung, Lara Weigold, hebt das neue Nachwuchstalent des Vereins hervor: "Die erst 14 Jahre alte Jana Günther ist gerade in die höhere Leistungskategorie aufgestiegen. Um Haaresbreite ist sie an der Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften vorbeigeschrammt. Am kommenden Wochenende in Erfurt gibt es aber noch eine Chance, sich eines der drei heißbegehrten Hessen-Tickets für die DM zu sichern."
Ein Terminhinweis der optimistischen Truppe beschließt das erfreuliche Zwischenbilanzgespräch: "Unsere weihnachtliche Eisshow am 22. Dezember ab 18.00 Uhr wird garantiert sehr attraktiv", freuen sich der Vorstand mit Katja und Lara Weigold schon jetzt. (goa) +++