"Leid Liebe entgegensetzen": Schüler verarbeiten Auschwitz-Besuch mit Kunst
18.11.24 - Nicht erst seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel wird die Beschäftigung mit dem Thema Antisemitismus im schulischen Kontext verstärkt angegangen. Hessens Kultusminister Armin Schwarz (CDU) besuchte am Montag die Winfriedschule Fulda, wo Schüler nach einem Auschwitz-Besuch ihre Erfahrungen mit Kunst verarbeitet haben.
Nach dem 7. Oktober seien zusätzliche Handreichungen in Sachen Wertevermittlung, Demokratie und Nahostkonflikt für den Unterricht ausgegeben worden. Fortbildungsreihen unterstützten Lehrer bei der Vermittlung der komplexen Thematik, erklärte Schwarz. Die Lehrer müssten den Stoff allerdings auf ihre Klientel und deren Bildungszugang anpassen: "Die Klientel ist an manchen Schulen in Frankfurt am Main sicher eine anderer als hier. Aber es muss klar artikuliert werden: Es ist Israel, das sich verteidigt, die einzige Demokratie im Nahen Osten", erklärte Schwarz. Alle extremistischen oder antisemitischen Vorfälle an Schulen seien zu melden.
Leuchtturmbeispiel für Kulturschule
Als Kulturschule sei man seit 2012 im Programm des Landes Hessen - und habe die Hoffnung, unter der Ägide von Schwarz auch weiter eine solche zu sein, erklärte der neue Schulleiter André Müller. Die Projektgruppe "Jüdisches Leben", erwachsen aus der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft an der Winfriedschule, sei ein Leuchtturmbeispiel dafür, was Kulturschule vermöge. Gerade angesichts der antisemitischen Vorfälle der letzten Zeit und der momentanen politischen Situation in Deutschland sei es nötig, diesem Themenkomplex Zeit und Raum im schulischen Kontext zu geben, um ihn ausreichend beleuchten zu können.Im Januar 2023, noch "vor der Zeit", vor der Zäsur, welche der Terrorangriff der Hamas auf Israel gebracht habe, seien die Schülerinnen und Schüler der Winfriedschule in Auschwitz gewesen. Die Bekämpfung des Antisemitismus sei Allzeitaufgabe in Hessen, es gelte, dies mit Leben zu füllen, so Schwarz. Von den beiden heimischen Abgeordneten Thomas Hering und Michael Brand war der Kultusminister auf die Ausstellung aufmerksam gemacht worden, die Schüler erläuterten vor Ort im Klassenzimmer ihre Werke, die nach dem Besuch von Arbeitslager und Stammlager in Auschwitz entstanden sind:
"Man kann es nicht verstehen, man muss es fühlen", erklärten die Schüler: Die Verarbeitung des Erlebten erfolgte aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Resultaten, vom Bild über das Gedicht bis hin zum geplanten Podcast. Schwarz lobte die "Verbindung von fachlicher Tiefe und künstlerischem Wert", eine Schülerin hatte ein Gedicht aus der Perspektive des Giftgases Zyklon B geschrieben. (mau) +++