Stadt- und Seelenführer: Martin von Mallinckrodt zeigt Wege und Wendungen auf
21.11.24 - Wer Fulda kulinarisch erkunden will, nimmt gern die Dienste von Martin von Mallinckrodt in Anspruch: Der 67-Jährige führt seit zehn Jahren durch die verwinkelten Gassen der Barockstadt, Häppchen inklusive. Wer seiner Seele eine Entdeckungsreise gönnen will, hat bei von Mallinckrodt ebenso gute Karten: Zuhause wird der Genussmensch zum waschechten Guru.
Von Mallinckrodt empfängt im Wohnzimmer, der Tee ist bereits gekocht. In der Altstadt von Fulda fällt der markante Mann mit Hut sofort auf, wenn er Kulinarikfreunden die Geheimnisse von Käsebrot und Quiche erläutert. Aber Lebensberatung, noch dazu mit Tarotkarten und Orakelbuch? Von Mallinckrodt war jahrzehntelang Filmemacher und technischer Redakteur beim Fuldaer Unternehmen Mecom. Der Zugang zur Welt der Spiritualität eröffnete sich ihm im Urlaub: "1995 bin ich auf Zypern einer Reiki-Meisterin begegnet und habe ihr meine Visitenkarte gegeben. Und genau die ist ihr dann später aus einem Bücherstapel vor die Füße gefallen. Eine glückliche Fügung. Ich bin dann für zwei Wochen in die Vereinigten Staaten geflogen, für eine Reiki-Grundausbildung."
Alles ist Energie
Im Paradigma der japanischen Reiki-Lehre ist alles Energie und Schwingung - ist die nicht in Ordnung, ist der Mensch nicht gesund. Und kann auch anderen nicht helfen: "Wie kann ich bei anderen erkennen, dass deren Schwingung nicht in Ordnung ist, wenn meine eigene nicht in Ordnung ist? Ich bin deshalb von 2000 bis 2005 einem Guru gefolgt, der in der Eifel mit einer kleinen Gruppe gelebt hat. Neben Reiki standen dort schamanische Praktiken und Geistheilung auf dem Programm." Die Erkenntnis für von Mallinckrodt aus fünf Jahren Guru-Schulung: "Es geht immer um Ausgleich. Und diese Ausgeglichenheit oder deren Mangel, das erkennt man beim Anderen."Werbung muss der Lebensberater für seine Dienstleistungen nicht machen - "Leute, denen ich helfen kann, die finden mich." Der Tee ist getrunken, inzwischen entspinnt sich Karte für Karte eine Bildergeschichte auf dem Esstisch, als Entscheidungshilfe zur Frage "Ist Tarot ernst zu nehmen?" Sonne, Mond, Sterne, bedenklich viele Schwerter und der Bube der Kelche sollen den kritischen Intellekt umschiffen und im Unbewusstsein andocken, um neue thematische Zugänge zu ermöglichen: "Die Karten spiegeln Lösungen für den Moment und die Zukunft wider. Die Interpretation bleibt aber bewusst vage und soll erlauben, Wege zu finden, statt sie vorzugeben."