Neues Alzheimermedikament zugelassen - Ein Meilenstein in der Neurologie?
28.11.24 - Am 14. November 2024 wurde ein historischer Schritt in der Behandlung von Alzheimer gemacht: Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat das neue Medikament Lecanemab zur Behandlung des Morbus Alzheimer zugelassen.
Alzheimer, eine neurodegenerative Erkrankung, ist in etwa zwei Dritteln der Fälle die Ursache für Demenz. Bislang galt die Krankheit als unheilbar. Sie tritt vor allem bei Menschen über 65 Jahren auf und führt zu einem fortschreitenden Abbau kognitiver und alltäglicher Fähigkeiten.
Benannt ist die Krankheit nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer, der sie 1901 erstmals diagnostizierte. Während seiner Arbeit in Frankfurt am Main begegnete er der Patientin Auguste Deter, die zunehmend an Gedächtnislücken litt und im Endstadium völlig desorientiert und verwirrt war. Deter wurde somit zur ersten dokumentierten Patientin mit Alzheimer.
Der Mechanismus, der die Krankheit auslöst, ist bis heute nicht vollständig verstanden. Als Hauptursache gelten jedoch Proteinablagerungen in Form von Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen, die die Funktion und Kommunikation von Nervenzellen beeinträchtigen. In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen, die Mehrheit davon leidet an Alzheimer. Frauen erkranken dabei doppelt so häufig wie Männer.
Ein therapeutischer Paradigmenwechsel durch Lecanemab
Die Therapie von Alzheimer beschränkte sich bisher vor allem auf die Kontrolle der Symptome. Das Absterben von Nervenzellen durch die Amyloid-Plaques konnte nicht verhindert werden, was den fortschreitenden kognitiven Abbau zur Folge hatte.Mit Lecanemab, einem monoklonalen Antikörper, hat die EMA nun erstmals ein Medikament zugelassen, das gezielt gegen die Ursache der Krankheit wirkt. Der Antikörper bindet an Beta-Amyloid-Plaques, erleichtert deren Abbau durch das Immunsystem und verlangsamt so das Fortschreiten der Erkrankung. Studien über einen Zeitraum von 18 Monaten zeigten im Vergleich zu Placebos einen signifikanten Nutzen. Auch wenn Lecanemab Alzheimer nicht heilen kann, ist es das erste Medikament, das die Krankheit kausal behandelt. Es markiert damit einen entscheidenden Fortschritt in der Alzheimertherapie.
Herausforderungen und Nebenwirkungen
Der Einsatz von Lecanemab ist jedoch nicht risikofrei. Es können schwerwiegende Nebenwirkungen wie Hirnblutungen und Hirnödeme auftreten. Die EMA hatte im Juli 2024 die Zulassung zunächst verweigert, da die Risiken höher als der Nutzen eingeschätzt wurden. Nach einer erneuten Prüfung und einer Eingrenzung des Kandidatenrasters für mögliche Patienten wurde die Zulassung schließlich erteilt.Die Einführung des Medikaments in Europa wird für 2025 erwartet. In den USA ist Lecanemab bereits seit 2023 durch die FDA zugelassen und im Einsatz. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft bietet unter der Telefonnummer 030 259 37 95 14 ein Hilfetelefon für Betroffene und Angehörige an. (ab) +++