Neues Kardio-CT kann Herzkranzgefäße sicher untersuchen - ohne Herzkatheter
23.12.24 - Herzinfarkte, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen - das sind die häufigsten Folgen von koronarer Herzerkrankung (Verengung der Herzkranzgefäße), die zu den häufigsten Erkrankungen gehört. Allein in Deutschland sind rund fünf Millionen Menschen betroffen. Eine frühe Diagnose kann die Krankheit stoppen, Beschwerden abmildern und Komplikationen vermeiden.
Bisher war dafür eine Untersuchung mit einem über eine Schlagader eingeführten Herzkatheter erforderlich. Nun gibt es eine sichere und schmerzfreie Alternative: Das Klinikum Fulda hat im Dezember einen Kardio-Computertomografen der neusten Generation für die Untersuchung der Herzkranzgefäße in Betrieb genommen. Damit ist eine noch genauere Diagnostik der koronaren Herzkrankheit möglich.
Klinikum investierte in zukunftsweisende Technologie
Die Computertomografie des Herzens, kurz Kardio-CT, ist eine nicht-invasive (unblutige) Untersuchung, die detaillierte Aufnahmen der Herzkranzgefäße (Koronararterien) erstellt. Während bei akuten Durchblutungsstörungen des Herzens (zum Beispiel Herzinfarkt) weiterhin umgehend der Herzkatheter zum Einsatz kommt, stellt das Kardio-CT nach den aktuellen kardiologischen Leitlinien die Untersuchung der Wahl zum Nachweis und vor allem zum sicheren Ausschluss einer chronischen koronaren Herzerkrankung dar. Das Klinikum Fulda hat jetzt als führendes Zentrum in der Behandlung von Herzerkrankungen in Osthessen in diese zukunftsweisende Technologie investiert.Modernste hochauflösende CT-Technik
"Die Darstellung der dünnen Herzkranzgefäße mit CT wird grundsätzlich durch die Herzbewegung stark erschwert", erläutert Prof. Dr. Christoph Manke, Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie im Klinikum Fulda. "Bei der Herzuntersuchung mit herkömmlichen Computertomografen werden Bilder mehrerer Herzschläge zusammen-gesetzt, was dann oft zu unscharfen Bildern und damit Unsicherheiten in der Diagnose führt. Das neue Hochleistungs-Kardio-CT erstellt in nur einem Herzschlag in 0,12 Sekunden gleichzeitig 320 dünne Schnittbilder des gesamten Herzens. Dies führt zu sehr scharfen und aussagekräftigen Bildern der Herzkranzgefäße", so der Radiologe.KI-basierte Technologie
Das neue Kardio-CT ist außerdem mit allen modernen Techniken zur Bildverbesserung und Dosisreduktion wie künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet. Auch die Untersuchungsdurchführung, Berechnung und Auswertung der Bilder wird durch künstliche Intelligenz unterstützt: Die Organe, insbesondere die Lage des Herzens werden vom Gerät automatisch erkannt. Die neue Bedienoberfläche bietet den Ärzten umfassende automatisierte Auswertemöglichkeiten. Herzkranzgefäße werden in Sekundenschnelle vom System automatisch erkannt und auf krankhafte Veränderungen analysiert. "Für den Arzt geht die Befundung wesentlich schneller bei verbesserter diagnostischer Qualität", berichtet Prof. Manke.Wie läuft eine Kardio-CT-Untersuchung ab?
Das offene Design des Computertomographen mit seiner 80 Zentimeter breiten Öffnung bietet einen hohen Patientenkomfort. Es wird eine kleine Menge jodhaltiges Kontrastmittel in die Vene gespritzt, um die Blutgefäße mit dem CT sichtbar zu machen. Für die Aufnahme liegt der Patient auf der Untersuchungsliege und muss mehrfach kurz die Luft anhalten. Der Arzt wertet im Anschluss die vom CT erzeugten Bilder mithilfe einer speziellen Software aus und erstellt einen ausführlichen Bericht für den Hausarzt oder niedergelassenen Kardiologen. Um die Untersuchung durchführen zu können, muss ein regelmäßiger Herzschlag vorliegen. Die Herzfrequenz muss meist mit einem Betablocker unter 65 Schläge/Minute gebracht werden - Voraussetzung für eine gute Bildqualität. Es dürfen zudem keine Gegenanzeigen für die Gabe von Röntgenkontrastmittel (Nierenschwäche, Schilddrüsenüberfunktion, Kontrastmittel-Allergie) oder Betablocker (Blockierungen im EKG) bestehen.Vorteile des Kardio-CTs für die Patienten
Patienten haben vielfältige Vorteile durch eine Kardio-CT-Untersuchung: Die Untersuchung ist schnell und präzise, da sie in nur wenigen Minuten detaillierte Bilder der Herzkranzgefäße liefert. Zudem ist sie für den Patienten schmerzlos. Das Kardio-CT kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn aufgrund von Brustschmerzen, Atemnot, anderer Beschwerden und dem Vorhandensein von Risikofaktoren (Nikotin, Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfakte in der Familie) oder auffälligen Untersuchungen wie Belastungs-EKG oder Echokardiographie der Verdacht auf eine chronische Herzkranzgefäßverengung besteht. Wenn das Kardio-CT offene Herzkranzgefäße zeigt, kann dann in der Regel auf eine Herzkatheter-Untersuchung verzichtet werden. Damit bleibt vielen Patienten diese invasive Untersuchung erspart. "Dies ist ein Meilenstein in der Diagnostik der koronaren Herzkrankheit", erläutert Prof. Dr. Volker Schächinger, Direktor der Medizinischen Klinik I (Kardiologie) im Herz-Thorax-Zentrum am Klinikum Fulda: "Mit den bisher zur Verfügung stehenden Untersuchungsverfahren konnten wir nicht so zielgenau abschätzen, ob ein Herzkatheter überhaupt notwendig und zu einer Stentimplantation oder Bypass-Operation führen wird". Ein Kardio-CT kann bereits kleinste Veränderungen an den Herzkranzgefäßen erkennen. Auch wenn deshalb noch kein Herzkatheter, beziehungsweise eine Aufdehnung der Gefäße folgen muss, können die Kardiologen frühzeitig mit einer gefäßschützenden Behandlung, zum Beispiel einer Cholesterinsenkung mit Statinen, beginnen, um zukünftigen Herzinfarkten vorzubeugen.
Die Kardio-CT-Untersuchung verwendet Röntgenstrahlen. Die benötigte Dosis ist aber in der Regel geringer als bei einer Herzkatheter-Untersuchung und liegt im Bereich der natürlichen jährlichen Strahlenbelastung. Einschränkungen in der Auswertung gibt es durch einen zu schnellen oder unregelmäßigen Herzschlag, aber auch durch stark verkalkte Gefäße, vor allem bei sehr alten Patienten.