Jetzt geht's los in der Bergwelt: Start zur UTMB-Serie - Fotos: Sportfotograf.com

BAD HERSFELD Ein Spitzensportler im Jahres-Rückblick

Philipp Stuckhardt: Ein Riesen-Spagat, Sport und Alltag zu verbinden

24.12.24 - Es ist nicht verbrieft, und auch müßig, die Leistungen und ihren Wert vergleichen zu wollen - aber Philipp Stuckhardt ist (wie der Lauterbacher Radsportler Johannes Schäfer auch) längst in den Sport-Olymp Osthessens aufgestiegen. Besaß der einstige Mittel- und Langstreckler aus Bad Hersfeld-Kohlhausen schon einen glänzenden Ruf, vergoldet er den seit Jahren als passionierter Berg- und Trail-Läufer, der in der internationalen Spitze angelangt ist. In einem Rückblick greift OSTHESSEN|NEWS seine Stationen des Jahres 2024 auf.

Philipp Stuckhardt vertritt Deutschland bei der WM

Lesen Sie, was er in diesem Jahr mitgenommen und welche Erfahrungen er gesammelt hat. Das alles erscheint umso bemerkenswerter, weil der 33-Jährige sein eigener Herr ist. Er organisiert sich selbst. Stimmt Trainingsumfang, - pensum und -intensität seinen Anforderungen und Bedürfnissen nach ab. Bemerkenswerte Voraussetzungen, um in Deutschland, Europa und der Welt mitzuhalten.

An diversen Rennen nahm Philipp Stuckhardt teil - vom Mountain Man in Reit im Winkl bis zum Hessenberglauf des TSV Oberhaun, vom Alpenraum bis in der Heimat. Jedes erzählt seine eigene Geschichte. Und sie geben Auskunft darüber, in welchem Augenwinkel und welchem Fokus Spitzensportler mit diesen Erfahrungen umgehen.

Als 1. im Ziel des Madisa Trails

1. 2. März, Mountain Man in Reit im Winkl, 22 Kilometer, 670 Höhenmeter: Zum "Reinkommen" etikettierte ihn Philipp, diesen Winter-Trail zur Formüberprüfung im Schnee. Der 33-Jährige wurde Erster.

2. 6. April, 3-Tage-Lauf in Dottenhausen im Schwalm-Eder-Kreis, 26 Kilometer, 950 Höhenmeter: Philipp bog einmal falsch ab, es wurden fast 30 Kilometer und 1.000 Höhenmeter. "Aber der Trainingslauf war eine Super-Vorbereitung für mich."

3. 20. April, Deutsche Meisterschaften im Berglauf in Zell am Harmersbach im Schwarzwald, 16 Kilometer, 990 Höhenmeter: "Ich bin gestärkt reingegangen und war mental gut drauf. Es waren schlechte Bedingungen. Aber ein sehr schnelles Rennen. Ich musste mich wachrütteln, um mich gut zu fühlen." Schon im Frühjahr des Jahres erkannte er, was er heute sagt: "Ich habe viel dazugelernt in 2024." Viele Stürze gab es auf der sehr nassen und von Wasser aufgeweichten Strecke. Erster wurde Lukas Ehle, das deutsche Top-Talent im Berglauf, das auch aus dem Schwarzwald kommt. Mittlerweile startet er für einen Club in den USA. Maximilian Zaus, der seit Jahren einen Stammplatz in der deutschen und internationalen Szene hat, wurde Zweiter - Philipp Stuckhardt Dritter.

Am Ziel der Träume beim Eiger Trail

Er bewertete dies als "Erfolg, hinter den Beiden eingekommen zu sein". Auch mental, weil er sich vom Wetter nicht habe beeinflussen lassen. Der Bad Hersfelder malt ein anderes Bild: "Auch wenn es heiß gewesen wäre, wäre ich vom Kopf her gut klargekommen." Wieder hatte der 33-Jährige einiges mitgenommen. Insgesamt also erwiesen sich die "Deutschen" als ein Erlebnis, das Philipp Stuckhardt positiv verbuchte. Wichtiger sind sie als vordere Platzierungen. "Solche Läufe holen dich immer wieder zurück, wenn halt von den Bedingungen her nicht alles stimmt. Du musst dich halt selbst zurückholen, dich sammeln und be dir bleiben. Und das Beste herausholen."

4. 15. Juni, Trail an der Zugspitze, 16 Kilometer, 760 Höhenmeter: Der Wettbewerb bietet mehrere Strecken an und gehört zu den bekanntesten in Deutschland. Philipp war etwas überrascht, wurde er doch als Favorit angekündigt - sicher auch wegen der Teilnahme an der WM ein Jahr zuvor. Und er dachte sich: Du bist ja auch an der äußersten Stelle in Deutschland bekannt. Und er machte neue Erfahrungen. "Dieser Lauf hat wehgetan. Ich hab' eine Verkrampfung im Zwerchfell bekommen. Erst war ich noch vorne, musste aber dann die Läufer im Spitzenfeld an mir vorbeiziehen lassen." Er nahm erneut etwas mit: "Die Fitness hat gestimmt. Aber gegen das Zwerchfell kannst du nichts machen. Solche Läufe sind auch wichtig. Ich bin das dann, so gut es ging, zu Ende gelaufen."

Unterwegs in der Bergwelt

5. 20. Juli, Eiger Trail Lauf in Grindelwald in der Schweiz: Philipp Stuckhardt wurde Erster - vor zwei internationalen Spitzen-Läufern. Zweiter wurde Marcel Oechel, Dritter in Australier. "Das war mega. An der Zugspitze wäre ich noch fast gestorben. Hier habe ich aber gezeigt, was in mir steckt." Der Kohlhäuser erhielt viel Lob und Anerkennung auch von anderer Stelle. Nach dem Motto: Wie hast du denn das geschafft?

6. 9. August, Madisa Trail in Davos, 24 Kilometer: Auch beim Lauf seines Hauptsponsors LOWA siegte Philipp. Diese Distanz in der Schweiz war bisher die längste, die er im Gebirge je absolvierte. 1.247 Höhenmeter stellten hohe Anforderungen an das Rekord-Starterfeld.

7. 17. August, Herkules-Berglauf in Kassel: Wieder "etwas zum Mitnehmen. Ein Trainingsimpuls", wie es Philipp nannte.

"Eigentlich wollte ich zu dieser Zeit am Matterhorn-Berglauf teilnehmen. Aber dann kam Corona dazwischen", skizziert der Kohlhäuser, wie er von der Realität eingeholt wurde. "Kurz nach dem Herkules-Lauf wurde ich positiv getestet und hatte es." Zum dritten Mal hatte es ihn erwischt in der jüngeren Vergangenheit. "Nicht schon wieder", dachte er nur. Im vergangenen Jahr hatte es ihn bei oder unmittelbar nach der Weltmeisterschaft getroffen - seiner ersten WM-Teilnahme Anfang Juni 2023. Bitter hatte es sich angefühlt. Sehr bitter. "Ich hatte das damals auf die Anspannung geschoben." Jetzt aber war es wieder da." Bei der WM kam er noch ins Ziel. Übrigens übertrug das Bayerische Fernsehen - und irgendwie staunten die Berichterstatter: "Das ist doch nicht der Philipp."

Zwei Tage nach dem Herkules-Lauf hatte sich sein Körper also wieder gemeldet - mit Reaktionen und Symptomen. Philipp Stuckhardt musste auf die Signale seines Körpers hören - und er pausierte einige Wochen. Bis hierher.

8. 15. September, Hessenberglauf des TSV Oberhaun: Lediglich als Formüberprüfung gedacht und als Antwort auf die Frage "Macht der Körper wieder mit? Ist alles wieder in Ordnung?", gewann Philipp auch hier in der Heimat. Natürlich.

9. Philipp Stuckhardt als Aushängeschild beim Lollslauf in Bad Hersfeld. Nein, starten konnte er nicht. Als Streckenposten war er im Einsatz. Er wollte sich einfach zur Verfügung stellen. Zeigen, dass er da ist. "Da ging mir das Herz auf", sagt er noch heute, "ich habe viele positive Rückmeldungen erhalten".

Als Impuls für den Laufsport in und um Bad Hersfeld oder in der Region ist künftig ein Lauf-Abend angedacht. "Vielleicht zweimal im Jahr, oder auch dreimal. Für die Läufer aus Hersfeld oder aus dem Kreis. Philipp sinniert: "Entweder man läuft den Eisenberg hoch oder macht halt einen Abend, an dem ich von meinen Erfahrungen erzähle. Über das, was ich mitgeben kann. Ich rede nicht mal von Leistungssport, ganz normal über Termine vom Laufen." Und er verfolgt natürlich ein Ziel. "Ich will, dass in Zukunft mehr junge Leute in den Verein gehen. Auch und vor allem beim SC Neuenstein." Der rief den Lollslauf einst ins Leben, pflegte ihn - und sorgt heute bundesweit für Aufsehen. "Wir müssen den Nachwuchs mehr fördern und auf ihn zugehen. Und ich möchte mehr für den Verein machen - oder mehr dazu beitragen. Ihn unterstützen."

Auf die Frage, ob seine Rolle eigentlich anders geworden sei oder wie sie sich entwickelt habe, antwortet er: "Mir wird schon bewusst, wie lange mich der Laufsport schon begleitet. Und was in den letzten Jahren so passiert ist." Mit 16 bestritt er seinen ersten Wettkampf, "und ich bin positiv berührt, wenn mich Hersfelder oder auch andere, zum Beispiel beim Zieleinlauf, erkennen. Das ist ein mega-schönes Gefühl. Ich spüre dann, ich bin immer noch der Philipp. Und du kannst irgendwo 'ne Botschaft vertreten." Und er fügt etwas Spezielles hinzu. "Es ist nicht die Frage, wie schnell du solche Leistungen auf hohem Niveau bringen kannst. Sondern wie lange schaffst du es, den Sport mit Leidenschaft in oder neben deinem normalen Alltag ausüben zu können." Plausibel schiebt er nach: "Es war und ist für mich immer ein Riesen-Spagat, den Sport und den Alltag zu verbinden."

Foto: Privat

Seit diesem Jahr gehört Philipp Stuckhardt der internationalen Spitze im Berg- und Traillauf an. WM-Teilnahme im letzten Jahr, 3. der Deutschen Meisterschaft, zweimal absolvierte er die UTMB-Weltserie (zu der beispielsweise auch der Eiger Trail zählt), zahlreiche Siege, die für Aufsehen sorgten - diese Zahlen gelten als Beweis dafür. Drei Vereine begleiteten ihn auf seinem Weg. Angefangen hatte alles auf der Bahn bei der LG Alheimer Bebra, ehe die Wechsel zum PSV Grün-Weiß Kassel (unter dem ehemaligen Bundestrainer Winfried Aufenanger) und der SG Hanau-Rodenbach folgten. Jetzt geht er einen Schritt zurück in die Zukunft: Philipp Stuckhardt hat sich wieder dem Laufteam aus Kassel angeschlossen. "Das ist so gewachsen und hat so viele gute Läufer. Und da bin ich groß geworden", sagt er nur, "es ist kein Rückgang. Eher ein neuer Vorstoß. Der Verein hat mir das mitgegeben, was ein vielseitiger Läufer braucht". Kassel hatte 60 Neuanmeldungen; einer der Protagonisten ist Jakob Dietrich. (wk)

OSTHESSEN|NEWS wünscht allen Spitzen-Athleten frohe Weihnachten, einen guten Übertritt ins neue Jahr - und vor allem best- und größtmögliche Gesundheit. Und möge sich jeder, auch außerhalb des Sports, nicht zu wichtig nehmen. Vielmehr dankbar sein und das respektieren und wertschätzen, was in ihm wohnt. +++


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