

Warum fahren unsere Busse so irrwitzige Routen, Herr Horrer?
22.04.25 - Wer kennt sie nicht, die meist grün-werblich bedruckten Stadtbusse? Sie sind das Fortbewegungsmittel für Schüler ohne Führerschein und auch Pendler greifen des Öfteren auf sie zurück. Wer mit ihnen fährt, kann oft entweder nicht anders oder ist überzeugter Öffi-Fahrer. Beschwerden haben beide Gruppen.
Doch wer plant eigentlich dieses Wirrwarr der Verbindungen? Wir treffen Malte Horrer (47). Er ist einer von zwei Mobilitätsmanagern der Stadt Fulda. In seine Zuständigkeit fällt der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), in Fulda die Busse. Im OSTHESSEN|NEWS-Gespräch erklärt er, was ihn an seinem Job fasziniert, was ihn so herausfordernd macht und warum manche Buslinien auf den ersten Blick irrwitzige Routen fahren.
Einige Linien, wie etwa die "5", fahren schier ewig auf einer zumindest per Luftlinie kurzen Strecke. Der Grund? "Große Schleifen", wie Horrer erklärt. "Als diese Schleifen vor vielen Jahren eingeführt wurden, wollte man dadurch mit einer Linie möglichst viele Haltestellen anbinden und den Fahrgästen kurze Wege zu den Haltestellen ermöglichen. Das ist etwa für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, sehr wichtig", so der Nahverkehrs-Experte. Der Nachteil seien dann eben die Fahrzeiten und darunter leidet die Attraktivität der Busse als Ganzes.
"Das Problem mit der Henne und dem Ei" Seine Aufgabe sei es daher unter anderem, sagt Horrer, die Planungen so anzupassen, dass die Wege zu den Haltestellen und die Fahrzeiten möglichst kurz sind. Das sei ein ewiger Spagat, aber machbar. Beinahe jede Fahrt ist ein Minusgeschäft für die Verkehrsbetriebe. Das kann sich nur bei einer besseren Auslastung der Linien oder höheren Ticketpreisen ändern. Höhere Ticketpreise helfen aber nichts, wenn keiner fährt. Steigen die Ticketpreise, fährt keiner Bus. Korrekt? "Das ist das Problem mit der Henne und dem Ei", erwidert Horrer.
Nochmal zurück zur Linie 5: Zu keiner anderen Linie bekommt OSTHESSEN|NEWS so viele Beschwerden von Leserinnen und Lesern wie zu dieser. Kann man da nichts machen? "Die beiden Ziele, kurze Wege zur Haltestelle und schnelle Fahrzeiten, müssen kein Widerspruch sein. Die Linie 5 ist ein gutes Beispiel: Sie fährt in Künzell eine mehrfach verschlungene Schleife, deshalb sind dort die Umwege und die Fahrzeiten ganz besonders lang. Da könnte man den Linienweg entwirren und schneller machen, ohne dass die Fußwege länger werden." Das könne die Stadt Fulda aber nicht alleine entscheiden, denn außerhalb des Stadtgebiets müsse man sich mit der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft des Landkreises Fulda ("LNG Fulda") und der jeweiligen Gemeinde, in diesem Fall Künzell, abstimmen, erklärt Horrer.
Der richtige Job zur richtigen Zeit Wie kommt man zu dem Job als Mobilitätsmanager? "An der Uni Marburg habe ich Geografie mit Schwerpunkt Verkehr studiert, da mich schon seit frühester Jugend der Verkehr und insbesondere Eisenbahnen fasziniert haben. Deshalb habe ich auch nicht gezögert und mich auf die Stellenausschreibung der Stadt Fulda beworben. Und ich wollte damals aus privaten Gründen in die Region Fulda. Da kam die richtige Stelle zum richtigen Zeitpunkt", berichtet der 47-jährige Vater zweier Kinder.
An seiner Stelle fasziniert ihn die große Bandbreite der Aufgabe: "In größeren Städten hat man in der Regel nur kleine Teilaufgaben, hier bin ich praktisch für alles rund um den ÖPNV verantwortlich. Wenn ich etwas anpacken will, bin ich auch zuständig".
Horrer ist engagiert - das zeigen viele Projekte Und angepackt hat er. Besonders medienwirksam war dabei das Projekt "Di@-Mobil" (ausgesprochen "Digital Mobil"). Mit Sensoren wird künftig die Besetzung der Busse flächendeckend erfasst. Ein hessisches Pilotprojekt, für das Fördergelder des Landes in Millionenhöhe nach Fulda fließen. Als gelernter Geograf hat er dafür gesorgt, dass der Liniennetzplan neu gezeichnet wurde und nun leichter zu verstehen ist.
Verantwortlich war er auch für die Koordination der aufwendigen Fahrbahnerneuerung am ZOB im Sommer, die dank der guten Vorbereitung und Kooperation aller Beteiligten absolut geräuschlos und störungsfrei verlief. Ebenso war er federführend an dem Linienausbau zur LGS beteiligt. Quasi nebenher kümmert er sich auch um zahlreiche kleine und große Bürgeranliegen bezüglich des ÖPNV.
Die richtigen Ansprechpartner für jedes Anliegen Sie benötigen eine Information zu Fahrplänen oder Fahrkarten, haben im Bus etwas verloren oder gefunden oder haben eine Beschwerde zu einer konkreten Fahrt? Wenden Sie sich an die RhönEnergie als durchführendes Verkehrsunternehmen. Das Kundenzentrum am Busbahnhof Stadtschloss ist montags bis freitags von 7:00 bis 18:00 Uhr, samstags von 10:00 bis 14:00 Uhr oder zu den gleichen Zeiten telefonisch unter 0661 12375 erreichbar.
Sie haben fundierte Beschwerden, Kritik am Fahrplan oder den Routen der Linien im Stadtgebiet? Wenden Sie sich direkt an Malte Horrer unter [email protected] oder rufen Sie an unter der 0661 12375. Für Buslinien und Fahrpläne im Landkreis Fulda wenden Sie sich an [email protected]. (Moritz Bindewald) +++