
Fulda trauert um Ex-OB Dr. Wolfgang Hamberger (94)
27.02.25 - Die Stadt Fulda trauert um ihren langjährigen Oberbürgermeister und Ehrenbürger Dr. Wolfgang Hamberger, der am Dienstag (25. Februar) im Alter von 94 Jahren in seiner Wahlheimat Fulda verstorben ist. In den 28 Jahren seiner Amtszeit als Oberbürgermeister (1970 bis 1998) hat er die Stadt Fulda in herausragender Weise geprägt, von vielen seiner Weichenstellungen profitiert die Stadt noch heute.
Der aktuelle OB Dr. Heiko Wingenfeld sprach in seinem Nachruf von einer "einzigartigen Lebensleistung und beeindruckenden Weitsicht" und betonte in diesem Zusammenhang insbesondere die damals hart erkämpfte Entscheidung für den ICE-Knotenpunkt mitten in Fulda, Hambergers Einsatz für eine menschengerechte statt einer autogerechten Stadt oder sein frühes Engagement für Nachhaltigkeit, etwa als Initiator der 1. Hessischen Landesgartenschau 1994. Auch nach seiner Amtszeit als OB sei er nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner christlichen Werteorientierung mit aller Leidenschaft für das Wohl der Stadt und der Region eingetreten, sagte Wingenfeld. Seine Anteilnahme gelte jetzt der Familie des Verstorbenen, der er Kraft in diesen schweren Stunden wünschte.
Am Dienstag, 4. März, werden nach Angaben der Familie das Requiem um 11 Uhr im Dom und die Beisetzung um 14 Uhr auf dem Zentralfriedhof stattfinden, wobei auch die Bevölkerung die Gelegenheit haben soll, von dem ebenso geachteten wie beliebten ehemaligen Stadtoberhaupt Abschied zu nehmen.
Geboren wurde Wolfgang Hamberger am 25. August 1930 in Bensheim an der Bergstraße und ging auch dort zur Schule. Im Februar 1945 überlebte er als 14-Jähriger in Mainz einen schweren Bombenangriff – ein für ihn prägendes Ereignis. Nach bestandenem Abitur studierte er Volkswirtschaftslehre in Frankfurt und Heidelberg, anschließend Sozial und Politikwissenschaften in Cleveland/USA. Neben seiner beruflichen Tätigkeit in der Bank und Versicherungswirtschaft studierte er in Heidelberg Politische Wissenschaften, Soziologie und Völkerrecht und promovierte bei Prof. Dolf Sternberger mit einer Arbeit zum Kommunalwahlsystems in Baden-Württemberg. In der Heidelberger Zeit heirate er 1959 seine Frau Liselotte (1937-2019). Dort kamen auch die beiden Töchter zur Welt. 1968 kam Hamberger auf den Ruf des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Alfred Dregger hin nach Fulda, wo er zunächst den Posten als Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, Statistik und Presse innehatte, dann zum Bürgermeister und schließlich 1970 zum Oberbürgermeister gewählt wurde.
Außergewöhnlich lange Amtszeit: Rekordhalter nach dem Krieg
28 Jahre blieb Hamberger als Oberbürgermeister im Amt, wurde von der Stadtverordnetenversammlung und später auch in der Direktwahl von den Fuldaerinnen und Fuldaern mit jeweils großen Mehrheiten wiedergewählt. Mit seiner langen Amtszeit steht er in der Nachkriegszeit für einen Rekord, lediglich Franz Rang (1862-1893) und Georg Antoni (1894-1930) konnten auf noch längere Amtszeiten als Fuldaer OB zurückblicken.Wingenfeld: "Weltoffener, demokratischer Geist vorgelebt"
Mit Blick auf seinen Vor-Vor-Vorgänger im Amt betonte Wingenfeld: "Mit seiner Lebensleistung stand Hamberger für eine Generation, die den Zweiten Weltkrieg noch mit all seinen Schrecken bewusst erlebt hat und für die Demokratie keinesfalls selbstverständlich war. Hamberger hat, ausgestattet mit einem christlichen Wertegerüst und einem klaren Kompass, die Konsequenzen aus der NS-Diktatur gezogen und einen weltoffenen, demokratischen Geist vorgelebt." Die Bewahrung der Schöpfung, die Pflege der Beziehungen zu den Partnerstädten und den USA, die Aussöhnung und die Freundschaft mit den ehemaligen Fuldaer Juden und ihren Familien, die Schaffung von Bewusstsein für unser kulturelles Erbe, Literatur, Kultur und unsere demokratische Verantwortung im Hier und Jetzt all dies seien Themen, denen sich Hamberger während seiner Amtszeit, aber auch danach mit großer Hingabe gewidmet habe, so Wingenfeld. Als Beispiel nannte er die seit Jahrzehnten erfolgreiche und hochkarätig besetzte Lesereihe "Literatur im Stadtschloss", die Hamberger einst angestoßen und bis zum Schluss aktiv begleitet habe.Die Stadt Fulda sei ihrem Ehrenbürger Dr. Wolfgang Hamberger zu großem Dank verpflichtet, sagte Wingenfeld, und auch ganz persönlich sei er – wie auch seine Vorgänger Dr. Alois Rhiel und Gerhard Möller dankbar für viele Begegnungen und Gespräche mit einem "stets wohlmeinenden und guten Ratgeber". (nia/pm) +++

Staffelübergabe im Jahr 1998: Dr. Wolfgang Hamberger überreicht die Amtskette an seinen Nachfolger ...

OB-Riege, von links: Gerhard Möller, Dr. Heiko Wingenfeld, Dr. Wolfgang Hamberger, Dr. Alois ... Fotos: Privat

Hessentag 1990: Dr. Wolfgang Hamberger und seine Frau Liselotte (Mitte) mit Ministerpräsident ... Fotos: Stadtarchiv Fulda / Hubert Weber