
MT Melsungen zieht in der "Hölle des Nordens" in Flensburg den Kürzeren
03.03.25 - Die MT Melsungen musste am 21. Spieltag in der DAIKIN Handball-Bundesliga Gastgeber SG Flensburg-Handewitt mit 35:33 (14:13) knapp den Vortritt lassen. Beste Spieler in der mit 6.500 Zuschauern ausverkauften GP Joule Arena waren Lasse Møller (7) für die SG und Aaron Mensing (10) für die MT.
Anwurf Flensburg, aber der Gastgeber kann seinen ersten Vorstoß nicht in einen Treffer ummünzen, weil Lasse Møller den Ball über das von Nebojsa Simic gehütete Tor jagt. Besser macht es im Gegenzug die MT, Elvar Örn Jonsson, der sich an den Kreis geschlichen hat, überwindet SG-Keeper Kevin Möller.
Melsungen agiert vom Start weg mit einem Sieben-gegen-Sechs-Angriff, Timo Kastening kommt jeweils in der Offensive als zusätzlicher Feldspieler für den hinausgehenden Nebojsa Simic. Die taktische Variante geht zwar in puncto eigene Torerfolge auf, das gilt jedoch auch für den Gegner. Denn über die Zwischenstände 1:2 (3. Min., Mensing), 2:3 (4., Moraes) und 4:3 (5., Mensah) gelingt es der SG gleich dreimal, das Spielgerät ins verwaiste MT-Tor zu befördern.
Gut gestaffelte Abwehr aus Flensburg
Gegen die gut gestaffelte Flensburger Abwehr hat es Melsungen nicht einfach, zu Abschlüssen zu kommen. Das Spiel hinten wie vorne bestimmen geschlagene acht Minuten lang die Nordlichter und setzen sich durch ihren 5:0-Lauf auf 7:3 ab (13.). Daran beteiligt sind von Johannes Golla bis Lasse Møller gleich fünf verschieden Akteure."Was die SG kann, können wir auch”, scheinen sich die Nordhessen anschließend zu sagen – und in die Tat umzusetzen: Den Anfang zur Aufholjagd macht Elvar Örn Jonsson (7:4, 13.). Ihm springen nacheinander bei Adrian Sipos, Timo Kastening, Rogério Moraes und Aaron Mensing, der das Spiel mit seinem Ausgleichstor wieder öffnet (8:8, 19.). Mads Mensah antwortet zwar mit dem 9:8, aber kurz darauf kann Elvar Örn Jonsson nur auf Kosten eines Strafwurfs gebremst werden, den Ian Barrufet zum erneuten Ausgleich verwandelt (9:9, 21.).
Das kurioseste Tor des Abends
In den verbleibenden 9 Minuten bis zum Halbzeitpfiff geht es in schöner Abwechslung eng weiter. Der Modus: Flensburg legt vor, Melsungen gleicht aus, Melsungen legt vor, Flensburg gleicht aus. In dieser Phase fällt auch das kurioseste Tor des Abends. SG-Keeper Kevin Møller hat den Wurf von Erik Balenciaga eigentlich schon abgewehrt, aber das Spielgerät hat noch so viel Eigendynamik in sich, dass es hinter ihm über die Linie trudelt (12:12, 27.). Mit der 14:13-Führung haben die Hausherren zum Pausenpfiff die Nase knapp vorn.Zum Start in den zweiten Durchgang zeigen sich die Flensburger etwas konzentrierter als die Melsunger. Aus zwei nacheinander passierenden Fehlpässen und einem Fehlwurf schlagen sie Kapital und legen zum 16:13 (33.) vor. Doch das Parrondo-Team schlägt zurück. Dainis Kristopans wuchtet den Ball in die SG-Maschen. Wenig später legt die MT nach: Timo Kastening nach schönem Steal und Tempogenstoß über Rechtsaußen, und dann auf der anderen Seite der klasse freigespielte Ian Barrufet stellen auf 17:17 (37.).
Hoffnung keimt auf, das Spiel noch zu drehen
Das Spiel der beiden Kontrahenten auf Augenhöhe geht weiter. Flensburg versucht zwar, sich etwas Luft zu verschaffen – wie es beim 20:18 (40.) durch Niclas Kirkeløkke und beim 23:20 (44.) durch Mads Mensah zweimal den Anschein hat – kann sich aber die MT nicht wirklich vom Leib halten. Denn die weiß in der Folge praktisch auf jedes Gegentor eine Antwort. Als sich der angeschlagene Erik Balenciaga zum 25:24 (51.) durchtankt, keimt die Hoffnung auf, das Spiel auf der Zielgeraden noch zu drehen.Leider – aus Melsunger Sicht – schaffen es die Hausherren immer, dieses eine Törchen Vorsprung zu halten. Dass die hohe Spannung in der Crunchtime anhält, verdankt die MT vor allem Aaron Mensing. Der Rückraumspieler explodiert förmlich an seiner alten Wirkungsstätte, feuert aus unterschiedlichsten Positionen und hält seine Farben mit vier sehenswerten Treffern in Folge im Spiel (31:30, 56.). Auch kurz darauf geht der Anschluss zum 32:31 (58.) auf seine Kappe: Er verwandelt ein herrliches Kempa-Anspiel von Timo Kastening.
Mensing netzt sieben Sekunden vor dem Abpfiff ein
Da geht doch noch was! Auch, weil Rogério Moraes 81 Sekunden vor dem Ende zum 33:32 trifft. Die MT geht in der Abwehr jetzt mit einer 5:1-Variante zu Werke, Ian Barrufet spielt den Störer. Nicht zu verhindern ist jedoch, dass Lasse Møller einen Siebenmeter herausholt, den Emil Jakobsen zur 34:32-Führung nutzt – 46 Sekunden sind da noch zu spielen. Beide Teams nehmen kurz hintereinander zwar nochmal Timeouts und tatsächlich kann die MT noch einen Treffer landen. Durch wen? Na klar, durch Aaron Mensing, der sieben Sekunden vor Abpfiff zum 34:33 einnetzt.Das soll es allerdings noch nicht gewesen sein. Denn kurz vor Ultimo ziehen die beiden souverän leitenden Unparteiischen den Videobeweis heran, weil es offenbar eine Regelwidrigkeit auf Seiten der MT gegeben hat. Ist Marti Soler versehentlich als weiterer Spieler von der Bank aufs Feld gelaufen? Auf jeden Fall bedeutet dies eine Rote Karte gegen ihn und einen Strafwurf für Flensburg, den Emil Jakobsen zum 35:33-Endstand verwandelt.
Zwei Tage hat die MT jetzt nur Zeit, um dieses anspruchsvolle Match aus den Knochen zu schütteln. Denn bereits am Dienstag geht es in der EHF European League beim THW Kiel um Platz 1 in der Hauptrundengruppe 3.
MT-Kapitän Timo Kastening: "Das ist zwar heute sehr schade für uns, aber der Sieg für Flensburg geht aufgrund der Tatsache, dass die Mannschaft über weite Strecken in Führung war, auch in Ordnung. Es waren mehrere Kleinigkeiten, die den Ausschlag gegeben haben. Unsere Abwehr war manchmal etwas zu wacklig. Und ja, wir haben Tore beim 7 gegen 6 kassiert, aber das kalkulieren wir ein, das ist eben unser Spiel. Insgesamt hat vielleicht der Glaube gefehlt, das Spiel noch herumzureißen, weil wir nach Toren immer wieder Gegentreffer bekommen haben." (pm)
SG Flensburg-Handewitt – MT Melsungen 35:33 (14:13)
SG Flensburg-Handewitt: K. Møller (12 Paraden / 33 Gegentore), Buric (n.e.) – Golla 3, Kirkeløkke 4, Czertowicz, Mensah 5, Gottfridsson 1, Jørgensen 6, Hansen 4, Horgen, Pedersen, Jakobsen 5/3, Knutzen, Blagotinsek, L. Møller 7 – Trainer Ales Pajovic.
MT Melsungen: Simic (11 P. / 5 G.), Morawski (n.e.) – Enderleit, Balenciaga 4, Sipos 1, Kristopans 2, Ignatow, Moraes 5, Jonsson 3, Arnarsson, Soler, Svensson, Mensing 10, Kastening 4, Barrufet 4/2 – Trainer Roberto Garcia Parrondo. +++