

Bewegender Abschied von Dr. Wolfgang Hamberger im Hohen Dom
05.03.25 - Es war vielen Fuldaern ein echtes Herzensanliegen, sich von ihrem langjährigen Oberbürgermeister in Dankbarkeit zu verabschieden. Beim Requiem für den am vergangenen Dienstag verstorbenen Dr. Wolfgang Hamberger gedachten Familie, Weggefährten und Mitbürger im vollbesetzten Fuldaer Dom seiner, würdigten dessen große Verdienste um die Stadt und nahmen traurig Abschied von einer großen Persönlichkeit, die Fulda wohl geprägt hat wie kein Zweiter.
Bischof emeritus Heinz Josef Algermissen erinnerte bewegt an den Verstorbenen, der immer auf einem festen Glaubensfundament gestanden habe. In intensiven Gesprächen habe man sich gemeinsam den Fragen nach Sterben, Tod und Auferstehung sowie einem konsequenten inneren Lebenskonzept gewidmet. Ihn habe die Einsicht geprägt, dass ein verdichteter Glaube wertvoller sei als alles Gut und Geld. "Ich werde diesen klugen und weisen Menschen nicht vergessen", sagte Algermissen.
Stadtpfarrer Stefan Buß wusste zu berichten, dass sich der 94-Jährige, der die Fuldaer Foaset immer sehr geschätzt habe, in den letzten Tagen besonders auf den Rosenmontagsempfang in der Fuldaer Orangerie gefreut habe. Er erinnerte auch daran, dass Hamberger dem vor zwei Tagen verstorbenen Ex-Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel eng verbunden gewesen sei, den er aus den gemeinsamen Studienjahren in Heidelberg gekannt habe. Der 1930 in einer schwierigen Zeit Geborene habe NS-Zeit und Krieg bewusst erlebt und sei 1945 knapp einem Bombenangriff auf Mainz entgangen. Der frühere Oberbürgermeister Alfred Dregger habe Hamberger nach Fulda geholt, wo er schließlich 28 Jahre lang als dessen Nachfolger entscheidende politische Weichen gestellt habe, von denen die Stadt bis heute profitiere.
Sein waches Interesse an der Welt, an Geschichte, Wissenschaft, Literatur, Kunst, Musik und Kultur sei durch sein Elternhaus geprägt worden und er habe es in seiner eigenen Familie auch an seine Töchter weitergegeben. "Ihn zeichnete ein respektvoller Umgang mit allen Menschen aus, ganz gleich welches Stands oder welcher Herkunft. Er war warmherzig und kannte keine Arroganz", betonte der Stadtpfarrer. Ein tiefer Einschnitt habe der Tod seiner Frau Liselotte 2019 nach 60 gemeinsamen Jahren für Hamberger bedeutet. Ihrem Rat sei er immer gefolgt. "Kann ich etwas für Euch tun?", sei bis zuletzt seine Frage an seine Töchter und Enkelinnen gewesen.
In ihren Fürbitten zeichneten die Töchter Jutta und Barbara ihren Vater als fröhlichen Menschen mit Respekt, Haltung und Zugewandtheit. Er sei ein Glücksfall für die Familie und viele Mitmenschen gewesen, dem jeder andere gleich wertvoll gewesen sei. Viele persönliche und politische Krisen habe er mit Disziplin und Tatkraft gemeistert.
OB: "Tiefer schmerzhafter Einschnitt"
Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld sagte in seiner Traueransprache, der Tod Hambergers sei ein tiefer und schmerzhafter Einschnitt, nicht nur für seine Familie, sondern für ganz Fulda. Der 94-Jährige habe die Stadt und die Gemeinschaft in einzigartiger Weise geprägt und viele positive Spuren hinterlassen. "Er gehörte zur Generation, die die Schrecken des Krieges hautnah erfahren hat und so war für ihn Frieden, Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeit. Deshalb hat er für den Fortbestand dieser Werte in herausragender Weise Verantwortung übernommen", würdigte der OB den Verstorbenen. Um viele Errungenschaften, die uns heute selbstverständlich erschienen, habe Wolfgang Hamberger in drei Jahrzehnten hart kämpfen müssen. "Wir sind dankbar für seine Weitsicht. Er hat sich vorausschauend für eine menschengerechte Stadt, den ICE-Halt, das Klinikum und Fuldas Partnerstädte eingesetzt und hat in seiner Weltoffenheit einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung, dem friedlichen Miteinander der Religionen und Aussöhnung mit Israel geleistet", würdigte Wingenfeld Hambergers Verdienste um Fulda.Der Trauergottesdienst wurde musikalisch vom Domchor und Domkapellmeister Franz-Peter Huber sowie der Leiterin der Städtischen Musikschule Fulda, Natalya Oldenburg (Violine) und die Lehrkräfte Karolina Birkstedt (Violine), Martina Wolf (Violine) und Maksim Fedcenko-Pietsch (Cello) begleitet. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Fulda, dessen Vorsitzender Hamberger von 1973 bis 1992 war, stellte eine Fahnenabordnung. An das Requiem im Dom schloss sich die Beisetzung auf dem Zentralfriedhof an und gab den Fuldaern noch einmal Gelegenheit, sich dankbar von ihrem langjährigen Stadtoberhaupt zu verabschieden. (Carla Ihle-Becker)+++