Katzenbissverletzungen werden von betroffenen Menschen häufig unterschätzt. Eine zu spät eingeleitete Diagnostik und Behandlung kann für Betroffene mitunter weitreichende Folgen haben. - Symbolfotos: Pixabay

REGION Wann sollte man zum Arzt gehen?

Häufig unterschätzt und mitunter gefährlich: Katzenbissverletzungen

Im Falle eines Bisses können Sie selbst Folgendes tun, um das Risiko einer Wundinfektion möglichst gering zu halten: 1. Spülen Sie die Wunde mit klarem, lauwarmem Wasser aus 2. Desinfizieren Sie die Wunde mit einem Wunddesinfektionsmittel 3. Verbinden Sie die Wunde mit einer sterilen Wundauflage sowie einer Mullbinde oder einem Pflaster bei kleiner Wunde 4. Halten Sie die betroffene Körperregion bis zum Arztbesuch möglichst ruhig 5. Nehmen Sie Ihren Impfpass zur Impfstatuskontrolle mit in die Praxis.

30.03.25 - Katzenbissverletzungen werden von betroffenen Menschen häufig unterschätzt. Eine zu spät eingeleitete Diagnostik und Behandlung kann für Betroffene mitunter weitreichende Folgen haben.

OSTHESSEN|NEWS hat die Leitung der Zentralen Notaufnahme (ZNA) am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda, Frau Swetlana Wolf zu dem Thema befragt. Frau Wolf ist Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin und trägt die Zusatzbezeichnung Klinische Akut- und Notfallmedizin.

Was ist das Besondere an Katzenbissverletzungen und was macht sie so gefährlich?

"Die meisten Bissverletzungen in Deutschland werden von Hunden verursacht, am zweithäufigsten schnappen Katzen zu. Jedes Jahr werden in Deutschland 30.000 Menschen von einer Katze gebissen. Doch kaum eine Verletzung durch Haustiere wird so unterschätzt. Meist sehen die punktförmigen Wunden recht harmlos aus, bluten kaum und verheilen schnell. Zumindest oberflächlich betrachtet. Denn die eigentliche Gefahr lauert unter der Haut. Dort infiziert sich jeder zweite Katzenbiss, wenn die Wunde nicht behandelt wird. Im Vergleich dazu entzünden sich nur 15 Prozent aller Hundebisse. Auch die Körperstelle, an der gebissen wurde und der Verletzungsgrad spielen eine Rolle. Das Risiko ist höher, wenn sich Bisswunden im Gesicht, an den Füßen und Händen befinden.

Zum einen werden durch den Biss Haut und Gewebe verletzt, bei tiefen Bisswunden können auch Sehnen, Gelenke oder Knochen geschädigt werden. Zum anderen gelangen Bakterien,die in der Mundhöhle des Tieres siedeln, in den Organismus der gebissenen Person und können sich dort ausbreiten. In seltenen Fällen werden auch Erreger von Infektionskrankheiten wie Tollwut oder Tetanus übertragen. Deshalb sollte eine richtige Bissverletzung immer sorgfältig erstversorgt und behandelt werden. Menschen, deren Immunabwehr durch Vorerkrankungen geschwächt ist, sowie Neugeborene und Säuglinge sind anfälliger für Infektionen.

Äußerlich wirkt ein Katzenbiss klein und ist häufig nur an den Bissstellen zu erkennen. Die tatsächliche Verletzungstiefe eines Katzenbisses wird daher oft unterschätzt und die Gefahr nicht erkannt. Katzenzähne, besonders die Schneidezähne, sind spitzer und feiner als die des Hundes. Dadurch dringen sie bei einem Biss tiefer in das Gewebe ein. Abhängig von der Stärke des Bisses reicht die innere Verletzung nicht nur in tiefe Gewebeschichten, sondern in manchen Fällen sogar bis zum Knochen. Da die Zähne und der Speichel des Tieres stark mit Bakterien besiedelt sind, können Krankheitserreger tief in die Wunde eindringen und sich dort vermehren."

Wann sollten Betroffene mit einer Bisswunde zum Arzt gehen oder sogar eine Notaufnahme aufsuchen?

"Eine Wundinfektion und Entzündungszeichen können nach 12 bis 24 Stunden, aber auch erst nach mehreren Tagen auftreten. Jeden Katzenbiss sollte man daher umgehend von einem Arzt untersuchen lassen – erst recht, wenn sich bereits Entzündungssymptome bemerkbar machen. Schwellungen, Rötungen, Erwärmung pochende Schmerzen, aber auch allgemeines Unwohlsein und Fieber sind typisch für eine Infektion. Eine professionelle Wundreinigung und Antibiotika-Therapie sind in solchen Fällen unvermeidlich."

Wie sieht die Behandlung solcher Bissverletzungen aus?

"Der Arzt oder die Ärztin spült die Wunde zunächst aus, um den Bisskanal von Krankheitserregern zu reinigen, und desinfiziert sie. Dann wird die Verletzung auf Infektionsanzeichen sowie Verletzungen an Muskeln, Nerven oder Gefäßen untersucht. Bei Infektionen wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, um den Krankheitserreger zu ermitteln und gezielter behandeln zu können. Bei Bedarf kommt ein Antibiotikum zum Einsatz. Bei Bisswunden im Gesicht oder an der Hand wird in den meisten Fällen vorsorglich ein Antibiotikum für drei bis fünf Tage verabreicht.

Auch der Impfstatus wird überprüft. Ist ein Impfschutz gegen Tetanus nicht vorhanden oder ist er unbekannt, muss dieser umgehend aufgefrischt werden. Die Wunde wird in der Regel nicht genäht. Bei schweren Bissverletzungen, Knochenbrüchen oder stark infizierten Wunden kann eine Operation notwendig sein, um das infizierte Gewebe zu entfernen.

O|N-Arzt Adrian Böhm. Archivfoto: O|N/ Hendrik Urbin

Wird eine Bissverletzung nicht oder nicht ausreichend behandelt, steigt das Infektionsrisiko. Aus einer lokalen Infektion an der Bissstelle kann eine systemische Infektion entstehen, bei der sich der Erreger im ganzen Körper ausbreitet. Im schlimmsten Fall und als letzte Möglichkeit kann sogar eine Amputation notwendig werden, um eine sich ausbreitende Infektion zu stoppen. Auch Bewegungseinschränkungen durch unbehandelte Schäden an Gewebe, Sehnen, Muskeln oder Knochen sowie als Folge von Operationen sind möglich. In Einzelfällen führt ein Hunde- oder Katzenbiss sogar zum Tod.

Allerdings nimmt ein Katzenbiss nur in seltenen Fällen einen so schweren Verlauf. Behandelt man die Wunde fachgerecht und achtet auf Entzündungszeichen, sind nach einem Katzen- oder Hundebiss keine Spätfolgen oder schweren Infektionen zu erwarten." (ab) +++


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