

Kontrolloffensive gegen Temposünder: Große Präventivaktion gegen Raserei
09.04.25 - Viele Straßen haben sich am Mittwoch in eine große Kontrollzone verwandelt: Anlass war der europaweite Roadpol Speedmarathon – eine länderübergreifende Aktion zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Allein in Hessen waren über 600 Polizeibeamte und kommunale Kräfte an rund 250 Messstellen im Einsatz, um gezielt die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer zu kontrollieren. Auch auf der stark frequentierten B27 zwischen Fulda und Hünfeld, etwa auf Höhe des Parkplatzes Geishecke, wurden Fahrzeuge ins Visier genommen – genauso wie an 26 anderen Standorten in Osthessen.
"Schwerpunkt unserer Aktion sind Geschwindigkeitsüberschreitungen", erklärte Polizeihauptkommissar Carsten Sippel, der mit Beamten an der Kontrollstelle auf der B27 war: "Wir wollen dazu hinkommen, dass sich Geschwindigkeiten auf den Straßen verringern." Hintergrund der Aktion ist ein alarmierender Befund: Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit zählt zu den Hauptursachen schwerer und tödlicher Verkehrsunfälle – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. "Im Jahr 2023 hatten wir 189 tödliche Verkehrsunfälle in Hessen – außerdem 3.500 schwer verletzte Personen. Das ist ein enormes Leid: nicht nur für Einsatzkräfte, sondern auch für Familienangehörige", schilderte Sippel im OSTHESSEN|NEWS-Interview.
Die Roadpol-Initiative, ein Netzwerk europäischer Verkehrspolizeien mit Sitz in Münster, will diesem Trend entgegenwirken. Der Speedmarathon ist dabei ein zentrales Mittel zur Aufklärung, Kontrolle und Prävention. Die hessische Polizei beteiligt sich regelmäßig mit hohem personellem und technischem Aufwand. Die Kontrolle auf der B27, einer stark befahrenen Verkehrsachse zwischen Rhön und Nordhessen, ist exemplarisch für die Strategie des Speedmarathons: gezielte Überwachung auf Streckenabschnitten. Die Wahl der Messpunkte erfolgt keineswegs willkürlich, sondern datenbasiert anhand von Unfallstatistiken und Erfahrungswerten.
Modernste Messtechnik gegen Temposünder
Im Einsatz waren mobile sowie stationäre Messgeräte, Handlaserpistolen und spezielle Videofahrzeuge. Auch mobile Messanhänger – sogenannte Enforcement Trailer – kamen in Hessen zum Einsatz. Auf dem Parkplatz Geishecke war am Kontrolltag ein solcher mobiler Messpunkt eingerichtet. Die Technik registrierte Fahrzeuge automatisch, dokumentierte Tempoüberschreitungen genau und löste bei Verstößen aus. Besonders auffällig: viele Fahrer hielten sich an die vorgegebene Geschwindigkeit – ein Zeichen für die abschreckende Wirkung solcher Aktionen. "Man muss sich einfach vor Augen führen, dass eine geringfügige Verkehrsüberschreitung ein enormes Unfallrisiko bedeuten kann", betonte Sippel: "2 km/h weniger verringern das Unfallrisiko schon um 15 Prozent." Ein dramatisches Beispiel, das Sippel am Mittwoch heranzog, untermauerte die Bedeutung des Aktionstages: "Kommt es innerorts zu einem Verkehrsunfall mit einem Passanten, dann sterben bei 65 km/h acht von zehn Personen. Fährt man stattdessen nur 50 km/h, dann überleben acht von zehn Personen."Bewusst gewählte Transparenz
Ein besonderes Merkmal des ROADPOL Speedmarathons ist die vorherige Bekanntgabe der Messstellen. Die Polizei setzt dabei auf Transparenz statt Überraschung. Die öffentliche Ankündigung soll Verkehrsteilnehmer zur freiwilligen Einhaltung der Geschwindigkeit bewegen und die präventive Wirkung der Maßnahme verstärken. Diese Mischung aus offener Information und gezielter Kontrolle soll nicht zur Abkassieraktion werden, sondern langfristig die Einstellung im Straßenverkehr verändern. Das erklärte Ziel: mehr Rücksicht, mehr Bewusstsein, weniger Unfälle. "Es ist keine allgemeine Verkehrskontrolle. Die Kollegen, die uns heute unterstützen, sind vorher entsprechend eingewiesen worden, damit sie den präventiven Ansatz erklären können."Europaweite Initiative mit lokalem Fokus
Der Speedmarathon ist Teil einer europaweiten Strategie zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, koordiniert von Roadpol. Die gemeinsame Aktion europäischer Polizeibehörden verfolgt das Ziel, Unfallzahlen nachhaltig zu senken. Unterstützt wird dies durch länderübergreifende Vernetzung, Forschung und die Entwicklung innovativer Kontrollmethoden.In Hessen zeigt sich beim diesjährigen Speedmarathon: der Fokus auf Aufklärung, moderne Technik und gezielte Maßnahmen sind mehr als Symbolpolitik. Es ist ein konkreter Beitrag zu sicherem Straßenverkehr – für alle. "Wir wollen nicht möglichst viel Geld einnehmen, sondern das Bewusstsein in den Kopf kriegen, dass Geschwindigkeitsüberstöße ein enormes Risiko mit sich bringen." (Constantin Butler) +++
Speedmarathon 2025 - weitere Artikel

