Der ehemalige Neuensteiner Bürgermeister Walter Glänzer ist fast täglich auf dem Eisenberg unterwegs - Fotos: Hans-Hubertus Braune

KIRCHHEIM / NEUENSTEIN Zukunft auf dem Eisenberg

Walter Glänzer: "Ich erlebe den Klimawandel live" - Skilift als Mahnmal?

22.04.25 - "Der Berg ist wie ein Freund. Wenn es ihm schlecht geht, muss man ihm helfen", sagt Walter Glänzer. Der ehemalige Bürgermeister von Neuenstein besucht seinen Freund fast täglich, meistens früh am Morgen.

Der Eisenberg ist mit seinen 636 Metern die höchste Erhebung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Zu seinen Füßen liegen Neuenstein und Kirchheim.

Glänzer macht sich Sorgen, um den Hausberg der Region. "Die vergangenen drei bis fünf Jahre waren besonders heftig, das muss man auch so sehen, das muss man wahrnehmen", sagt Glänzer. Er nennt bei unserem Rundgang über die Bergwiesen Beispiele: "Uns brechen die Wälder weg, überall dürre Bäume." Diese müssten herausgenommen werden. Es werde neu angepflanzt, aber eine Fichte braucht 80 Jahre. Besonders schlimm findet er den Zustand der Buchen. "Die Buchen bekommen einen Sonnenbrand, die Kronen bilden sich zurück und unten am Boden wird es dann immer heißer", sagt "Mister Eisenberg".

Die Liftanlage steht still

Ein trostloser Anblick

ebenfalls trostlos

Der Naturpark Knüll hat wunderschöne Infotafeln aufgestellt

Braucht es noch einen weiteren Beweis, dass der Klimawandel keine Modeerscheinung und schon gar keine Übertreibung ist? "Wir hatten das ganz Jahr über an allen Tagen hier oben höhere Temperaturen wie im Tal. Es gab Nächte mit über 20 Grad. Da muss ich schon sagen, dass kannte ich nicht bis jetzt. Und ich komme schon viele Jahre hier hoch, bin eigentlich immer hier oben", sagt Glänzer und blickt auf die an sich herrlichen Bergwiesen. Die waren wegen der Trockenheit "braun". Sattes grün, ist längst nicht mehr selbstverständlich.

Trostlose Infrastruktur

Die Natur befindet sich also im Wandel, die Wälder werden wieder aufgeforstet, alternative Baumarten, welche die Trockenheit besser verkraften, folgen. Aber auch für uns Menschen hat der Eisenberg eine wichtige Funktion. Er ist ein beliebter Ausflugsort für Naturliebhaber, für Wanderer und Radfahrer. Die Infrastruktur ist derzeit ähnlich trostlos wie der Anblick der Bäume und Wiesen. Das Hotel, das Wanderheim, der Borgmannturm und nun auch der Skilift - alles ist dicht.

Der Borgmannturm, das Wanderheim und das Hotel sind seit einiger Zeit dicht - die Eigentümer ...

Der Fernblick ist atemberaubend schön

Der Liftbetreiber hat den Betrieb eingestellt - im vergangenen Winter gab es nicht einen Schneetag. Die goldenen Zeiten des Wintersports finden sich in den meisten Mittelgebirgslagen bald nur noch in den Geschichtsbüchern. Der Ski Club Neuenstein gründete sich im Jahr 1978, um den Wintersport vor Ort am Eisenberg voranzubringen. Damals wurde die Liftanlage gebaut, zum zehnjährigen Jubiläum spielten die Zillertaler Schürzenjäger auf. Heute weiß niemand, wie es mit der Anlage weiter gehen soll.

Die Natur fühlen

Walter Glänzer will nicht so einfach aufgeben und macht sich viele Gedanken. Wir können lamentieren und uns dem Klimaschicksal ergeben, oder eben nach neuen Chancen suchen. Die Natur zu schützen funktioniert, wenn man die Werte und die Bedeutung für unser Leben fühlt, respektiert und handelt. Der ehemalige Bürgermeister schlägt einen runden Tisch vor. Die Vertreter etwa vom Ski Club Neuenstein, dem NABU, dem Naturpark Knüll, der Bergwacht, den Kommunen und Behörden. Ohne Vorbehalte eine Lösung zu finden - dies müsse das Ziel sein.

Der Mister Eisenberg blickt auf den Sockel der Liftanlage, ob am Berg. "Das darf nicht verschwinden", sagt er und schaut sorgenvoll um sich. "Das hier ist ein Mahnmal." Der Klimawandel zeigt hier sein Gesicht. Eine Möglichkeit sei, den Lift für Biker zu betreiben und nebenan einen Downhillbereich zu gestalten. Dies würde vor allem junge Leute auf den Berg bringen. Den Spaß an der Bewegung mit der Bedeutung der Natur am Eisenberg zu verknüpfen, ist durchaus ein Ansatz. Die neuen Infotafeln des Naturparks Knüll sind wunderbar - sie müssen aber auch von den Menschen gesehen werden. Sanft und den Mittelweg findend. Auch die Fabelwege und die weiteren Wanderwege werden gerne angenommen.

Es braucht weitere kreative Ideen und vor allem gemeinsames Handeln und natürlich auch Geldgeber, um dem Freund auf die Sprünge zu helfen. Er hat es verdient. (Hans-Hubertus Braune) +++

Der 115 Meter hohe Fernmeldeturm ist das Wahrzeichen vom Eisenberg und weithin sichtbar ...


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